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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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. Anubis hatte mich gewarnt, dass die Geiergöttin meine Freundinnen jagen würde, nur um mich zu verletzen. Solange sie bei mir waren, konnte ich wenigstens versuchen, sie zu beschützen. Ich wollte ihr Leben nicht so durcheinanderbringen, wie meines durcheinandergeraten war, aber ich schuldete ihnen eine Erklärung.
    »Das wird absolut durchgeknallt klingen«, warnte ich.
    Ich erzählte ihnen die Superkurzfassung – warum ich London verlassen hatte, wie die ägyptischen Götter in die Welt ausgebrochen waren, wie ich entdeckt hatte, dass ich von Magiern abstammte. Ich erzählte ihnen von unserem Kampf mit Seth, dem Aufstieg Apophis’ und von unserem wahnwitzigen Plan, den Gott Re zu wecken.
    Zwei Stationen zogen vorbei, aber es fühlte sich so gut an, meinen Freundinnen die Geschichte zu erzählen, dass ich die Zeit ziemlich aus den Augen verlor.
    Als ich fertig war, sahen Liz und Emma einander an, zweifellos überlegten sie, wie sie mir schonend mitteilen konnten, dass ich nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte.
    »Ich weiß, das hört sich unmöglich an«, sagte ich, »aber –«
    »Sadie, wir glauben dir«, erwiderte Emma.
    Ich blinzelte. »Echt?«
    »Na klar.« Liz’ Gesicht glühte so rot wie nach ein paar Runden Achterbahn. »Ich hab dich noch nie so ernsthaft über etwas reden hören. Du – du hast dich verändert.«
    »Es ist nur, weil ich jetzt Magierin bin, und … und ich kann nicht fassen, wie bekloppt das klingt.«
    »Es ist nicht nur das.« Emma musterte mein Gesicht, als würde ich mich gerade in etwas ziemlich Schreckliches verwandeln. »Du wirkst älter. Erwachsener.«
    In ihrer Stimme lag Traurigkeit und mir wurde bewusst, dass meine Freundinnen und ich uns auseinanderentwickelten. Es war, als stünden wir auf gegenüberliegenden Seiten einer immer tiefer werdenden Kluft. Ich wusste mit bedrückender Gewissheit, dass der Riss schon zu breit war, als dass ich hinüberspringen konnte.
    »Dein Freund ist der Hammer«, fügte Liz hinzu, vielleicht, um mich aufzumuntern.
    »Er ist nicht …« Ich redete nicht weiter. Diese Auseinandersetzung mit Liz konnte ich nicht gewinnen. Außerdem war ich wegen dieses verflixten Schakals Anubis so dermaßen durcheinander, dass ich gar nicht wusste, wo ich anfangen sollte.
    Die U-Bahn fuhr langsamer. Ich sah die Schilder der Waterloo Station.
    »Oh Gott«, sagte ich. »Ich wollte eigentlich an der London Bridge aussteigen. Wir brauchen eine Brücke.«
    »Können wir nicht wieder zurückfahren?«, fragte Liz.
    Ein Brüllen aus dem Tunnel hinter uns beantwortete diese Frage. Als ich mich umdrehte, sah ich eine große Gestalt mit glitzerndem Silberfell über die Schienen springen. Als der Pavian mit dem Fuß die Stromschiene berührte, sprühten Funken, doch er stapfte unbeirrt weiter. Als der Zug bremste, holte Babi auf.
    »Zurück fällt damit aus«, erklärte ich. »Wir müssen es zur Waterloo Bridge schaffen.«
    »Das ist von der U-Bahn-Station fast noch ein Kilometer!«, protestierte Liz. »Was, wenn er uns erwischt?«
    Ich kramte in meiner Tasche herum und zog meinen neuen Zauberstab heraus. Er klappte sich sofort zu voller Größe auf, die geschnitzte Löwenkopfspitze leuchtete golden. »Dann müssen wir vermutlich kämpfen.«
    Soll ich die Waterloo Station beschreiben, wie sie vorher ausgesehen hat oder nachdem wir sie in Schutt und Asche gelegt haben? Die Haupthalle war riesig. Sie hatte einen glänzenden Marmorboden, es gab jede Menge Läden und Kioske und eine Kuppel aus Glas und Eisenträgern, die hoch genug war, dass ein Helikopter bequem darin herumfliegen konnte.
    Menschenmassen strömten hinein und heraus, vermischten und trennten sich, gelegentlich stießen sie auf ihrem Weg zu verschiedenen Aufzügen und Bahnsteigen zusammen.
    Als ich klein war, hatte mich das Bahnhofsgebäude eher eingeschüchtert. Ich machte mir Sorgen, die riesengroße viktorianische Uhr, die von der Decke herabhing, könnte herunterfallen und mich erschlagen. Die Lautsprecheransagen waren viel zu laut. (Ich bin am liebsten lauter als alles andere, jetzt wisst ihr es.) Die Massen von Pendlern, die hypnotisiert unter den Anzeigetafeln standen und nach ihren Zügen Ausschau hielten, erinnerten mich an einen Zombiefilm – den ich mir zugegebenermaßen als kleines Mädchen nicht hätte ansehen sollen, aber ich war eben schon immer ziemlich frühreif.
    Jedenfalls rasten meine Freundinnen und ich durch die Haupthalle und kämpften uns zum nächsten Ausgang durch, als hinter

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