Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron
wird auffallen.«
»Ich werde einfach behaupten, Walt wäre mein Bruder.«
Carter zuckte zusammen. Ich hatte nicht schroff klingen wollen, aber vermutlich war meine Bemerkung schon ein bisschen verletzend. Im Rückblick tut mir das leid, doch damals hatte ich Angst und war wütend. Carter brachte mich in eine unmögliche Lage.
»Geh«, sagte ich bestimmt. »Rette Zia.«
Carter sah mich forschend an, aber ich wich seinem Blick aus. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt für eine unserer wortlosen Unterhaltungen. Es war besser, er wusste nicht genau, was ich dachte.
»Wie finden wir einander nachher wieder?«, fragte er.
»Wir treffen uns hier«, schlug ich vor. »Wir machen uns im Morgengrauen auf den Weg, jeder hat vierundzwanzig Stunden, nicht länger. Ich, um die Schriftrolle aufzutreiben, du, um Zias Dorf zu finden. Danach kehren wir beide nach Alexandria zurück.«
Bes grunzte. »Das reicht nicht. Selbst wenn alles reibungslos läuft, bleiben euch nach diesem Plan nur ungefähr zwölf Stunden, um die Sonnenlitanei zusammenzufügen und sie vor Beginn der Frühlings-Tagundnachtgleiche einzusetzen.«
Er hatte Recht. Es war unmöglich.
Trotzdem nickte Carter. »Es ist unsere einzige Chance. Wir müssen es versuchen.«
Er sah mich hoffnungsvoll an, aber ich glaube, bereits da wusste ich, dass wir uns nicht in Alexandria treffen würden. Wir waren die Kanes, das bedeutete, alles würde schiefgehen.
»Schön«, brummte ich. »Wenn ihr mich jetzt bitte entschuldigt, ich muss packen.«
Ich ging zurück ins Zimmer, bevor ich zu heulen anfangen würde.
Carter
13.
Ein Dämon geht mir auf den Wecker
An dieser Stelle sollte ich meinen geheimen Namen in Todesqualen der Peinlichkeit vor meiner Schwester ändern, denn das beschreibt mein Leben ziemlich gut.
Ich werde unsere Reisevorbereitungen überspringen, wie Sadie Walt herbeirief und ihm die Situation schilderte, wie Bes und ich uns im Morgengrauen verabschiedeten und einen Wagen von Bes’ »verlässlichen« Freunden mieteten und wie der Wagen auf halbem Weg nach Kairo zusammenbrach.
Kurzum, ich werde zu dem Teil springen, als Bes und ich auf der Ladefläche eines Pick-ups, der von ein paar Beduinen gefahren wurde, eine staubige Straße entlangrumpelten und Ausschau nach einem Dorf hielten, das nicht mehr existierte.
Es war später Nachmittag und allmählich hielt ich Bes’ Schätzung, man brauche ungefähr einen Tag, um al-Hamrah Makan zu finden, für ausgesprochen optimistisch. Mir wurde das Herz schwer. Ich hatte alles aufs Spiel gesetzt, um Zia zu helfen. Ich hatte Amos und unsere Initianden allein im Brooklyn House zurückgelassen, wo sie gegen den bösartigsten Magier der Welt kämpfen würden. Ich hatte meine Schwester im Stich gelassen. Sollte es mir nicht gelingen, Zia zu finden … Tja, es musste mir gelingen.
Mit professionellen Nomaden zu reisen hatte seine Vorzüge. Zum einen kannten die Beduinen jedes Dorf, jeden Hof und jede staubige Kreuzung in Ägypten. Bereitwillig hielten sie an und fragten die Einheimischen nach dem verschwundenen Dorf.
Zum anderen verehrten die Beduinen Bes. Sie behandelten ihn wie einen lebendigen Glücksbringer. Als wir zum Mittagessen anhielten (dessen Zubereitung zwei Stunden dauerte), überließen uns die Beduinen sogar das beste Stück der Ziege. Soweit ich es beurteilen kann, unterscheidet sich das beste Stück der Ziege nicht übermäßig vom schlechtesten Stück der Ziege, aber vermutlich war es eine große Ehre.
Der Nachteil, wenn man mit Beduinen reist? Sie hatten keine Eile. Es kostete uns den ganzen Tag, uns durch das Niltal gen Süden zu schlängeln. Die Fahrt war heiß und öde. Da ich mich auf der Ladefläche des Lasters noch nicht mal mit Bes unterhalten konnte, ohne eine Ladung Sand zu schlucken, hatte ich viel zu viel Zeit zum Nachdenken.
Sadie hat meine fixe Idee ziemlich gut beschrieben. Von dem Augenblick an, als sie mir den Namen von Zias Dorf verraten hatte, konnte ich mich auf nichts anderes mehr konzentrieren. Mir war natürlich klar, dass das irgendein Trick war. Apophis versuchte, uns zu entzweien und uns von unserem eigentlichen Ziel abzulenken. Doch ich glaubte auch, dass Seth die Wahrheit gesagt hatte, und wenn es nur war, weil die Wahrheit mich am meisten aus der Fassung bringen würde. Er hatte Zias Dorf zerstört, als sie noch ein Kind war – ich hatte keine Ahnung, aus welchem Grund. Nun lag sie dort in einem Zauberschlaf. Wenn ich sie nicht rettete, würde Apophis sie
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