Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron
wirken können – hätte er noch seine Sonnenbrille aufgehabt. Doch aus der Verwüstung aus Narbengewebe und roten Striemen funkelten voller Hass die schrecklichen Augen.
»Wie ich Euch gesagt habe, Oberster Vorlesepriester«, krächzte Menschikow. »Als Nächstes versucht Kane, dieses arme Mädchen zu finden und sie gegen uns aufzuhetzen.«
»Desjardins, hör zu«, sagte ich. »Menschikow ist ein Verräter. Er hat Seth herbeigerufen. Er will Apophis befreien –«
»Seht Ihr?«, rief Menschikow. »Wie ich vorhergesagt habe, versucht der Junge, mir die Schuld an seiner verbotenen Zauberei zuzuschieben.«
»Was?«, rief ich. »Nein!«
Der Russe drehte sich, um Bes zu begutachten, der immer noch starr in seinem leuchtenden Käfig stand. »Carter Kane, du behauptest, du seist unschuldig, und trotzdem finden wir dich hier in Gesellschaft eines Gottes. Wen haben wir denn da? Bes, den Zwerg! Zum Glück hat mir mein Großvater einen hervorragenden Bindezauber für dieses eigenwillige Geschöpf beigebracht. Großvater hat mich außerdem viele Folterzauber gelehrt, die … sich bei dem Zwergengott als recht wirkungsvoll erwiesen haben. Die wollte ich schon immer mal ausprobieren.«
Desjardins rümpfte angewidert die Nase, doch ich konnte nicht sagen, ob es mir oder Menschikow galt.
»Carter Kane«, sagte der Oberste Vorlesepriester. »Ich wusste, dass du den Thron des Pharaos begehrst. Ich wusste, dass du mit Horus Intrigen ausheckst. Doch nun finde ich dich mit dem Krummstab und der Geißel Res in der Hand, die vor kurzem aus unseren Gewölben entwendet wurden. Das ist selbst für dich ein dreister Übergriff.«
Ich blickte auf die Gegenstände in meinen Händen. »Es ist nicht so, wie es aussieht. Ich habe sie gerade gefunden …«
Ich sprach nicht weiter. Ich konnte ihm nicht erzählen, dass die Insignien mit Zia begraben gewesen waren. Selbst wenn er mir glaubte, würde ich Zia damit vielleicht in Schwierigkeiten bringen.
Desjardins nickte, als hätte ich ein Geständnis abgelegt. Zu meiner Überraschung schien es ihn ein wenig traurig zu machen. »Wie ich mir dachte. Amos hat mir versichert, du wärst ein ehrbarer Diener der Maat. Stattdessen stellt sich heraus, dass du sowohl ein Gottling als auch ein Dieb bist.«
»Zia.« Ich drehte mich zu ihr um. »Du musst mir zuhören. Du bist in Gefahr. Menschikow arbeitet für Apophis. Er wird dich töten.«
Menschikow bemühte sich redlich, den Beleidigten zu mimen. »Aber warum sollte ich ihr Schaden zufügen wollen? Ich spüre, dass sie nun frei von Nephthys ist. Es ist nicht ihre Schuld, dass die Göttin in ihren Körper eingedrungen ist.« Er streckte Zia die Hand entgegen. »Ich freue mich so, dass du in Sicherheit bist, Kind. Du trägst keine Schuld an den seltsamen Entscheidungen, die Iskander am Ende seines Lebens getroffen hat – dass er dich hier versteckt hat und diesen Kane-Gaunern derart milde gestimmt war. Wende dich von diesem Verräter ab. Komm zu uns nach Hause.«
Zia zögerte. »Ich hatte … Ich hatte seltsame Träume …«
»Du bist durcheinander«, erwiderte Desjardins sanft. »Das ist ganz natürlich. Dein Uschebti hat seine Erinnerungen an dich weitergegeben. Du hast mit eigenen Augen gesehen , wie Carter Kane und seine Schwester an der roten Pyramide einen Pakt mit Seth geschlossen haben. Statt den Roten Lord zu vernichten, ließen sie ihn laufen. Erinnerst du dich?«
Zia musterte mich argwöhnisch.
»Erinnere dich daran, warum wir das getan haben«, flehte ich. »Das Chaos nimmt zu. Apophis wird in weniger als vierundzwanzig Stunden ausbrechen. Zia … Ich …«
Die Worte blieben mir im Halse stecken. Ich hätte ihr gern gesagt, was ich für sie empfand, doch ihre Augen wurden hart wie Bernstein.
»Ich kenne dich nicht«, murmelte sie. »Es tut mir leid.«
Menschikow lächelte. »Natürlich kennst du ihn nicht, Kind. Du hast mit Verrätern nichts zu schaffen. Und nun werden wir diesen jungen Ketzer mit Desjardins’ Erlaubnis in den Ersten Nomos zurückbringen, wo ihm ein fairer Prozess gemacht« – Menschikow wandte sich zu mir, seine verwüsteten Augen brannten triumphierend – »und er anschließend hingerichtet wird.«
Sadie
15.
Kamele sind fies …
Ja, Carter, der ganze Stress mit den Wasserdämonen muss fürchterlich gewesen sein. Aber ich habe nicht das geringste Mitleid mit dir, denn 1) hast du dir den ganzen Ausflug selbst zuzuschreiben und 2) habe ich mich in der Zwischenzeit mit Kamelen
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