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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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Landungsbrücke. Wahrscheinlich hatten sie ohne die Befehle von Blutige Klinge einfach keinen Plan.
    Das Boot schlingerte den Fluss der Nacht hinunter und schwankte wie trunken in der Strömung. Wir glitten gerade noch zwischen zwei zerklüfteten Felsen hindurch, die den Rumpf zertrümmert hätten, dann stürzten wir einen Katarakt mit einem Klatschen hinunter, dass einem der Kiefer wackelte. Bei einem Blick zum Deckhaus bemerkte ich, dass niemand am Steuer stand. Es grenzte an ein Wunder, dass wir noch nicht irgendwo dagegengerammt waren. Ich musste das Boot unter Kontrolle bringen.
    Ich rannte zur Treppe.
    Auf halbem Weg tauchte aus dem Nichts Blutige Klinge auf. Er zielte mit seinem Kopf nach meinem Bauch und schlitzte mein Hemd auf. Hätte ich einen dickeren Bauch gehabt – nein, ich will gar nicht darüber nachdenken. Ich taumelte rückwärts und presste mir die Hand auf den Nabel. Er hatte die Haut nur gestreift, doch als ich das Blut auf meinen Fingern sah, wurde mir schlecht.
    Toller Krieger, sagte ich zu mir.
    Glücklicherweise hatte Blutige Klinge seinen Axtkopf in die Wand geschlagen. Vor sich hinbrummend versuchte er noch immer ihn herauszuziehen: »Neue Befehle: Töte Carter Kane. Bring ihn ins Land der Dämonen. Ohne Rückfahrkarte.«
    Land der Dämonen?
    Ich sprintete die Treppe hoch und ins Steuerhaus.
    Rings um das Boot schäumten wilde Stromschnellen. Ein steinerner Pfeiler tauchte aus dem Nebel auf, schrammte unsere Steuerbordseite und riss einen Teil der Reling weg. Wir schlingerten zur Seite und wurden schneller. Irgendwo vor uns hörte ich Tausende von Tonnen Wasser in die Tiefe stürzen. Wir rasten auf einen Wasserfall zu.
    Ich sah mich verzweifelt nach einem Ufer um. Durch den dicken Nebel und das düstere graue Licht der Duat ließ sich schwer etwas erkennen, aber ich meinte ungefähr hundert Meter vom Bug entfernt Feuer brennen zu sehen und eine dunkle Linie, die ein Strand sein mochte.
    Das Land der Dämonen klang übel, doch nicht so übel wie die Aussicht, einen Wasserfall hinunterzustürzen und zu Kleinholz zertrümmert zu werden. Ich riss das Seil von der Alarmglocke und band das Steuerrad so fest, dass es uns Richtung Ufer lenkte.
    »Töte Kane!«
    Die auf Hochglanz polierten Stiefel des Kapitäns traten mir in die Rippen und ich flog im hohen Bogen durch das Fenster auf der Backbordseite. Glas splitterte und zerschnitt mir Rücken und Beine. Ich prallte von einem heißen Schornstein ab und schlug hart auf dem Deck auf.
    Vor meinen Augen verschwamm alles. Der Schnitt auf meinem Bauch brannte. Meine Beine fühlten sich an, als hätte ein Tiger sie als Kauknochen benutzt, und dem brennenden Schmerz in meiner Seite nach zu urteilen, hatte ich mir bei dem Sturz ein paar Rippen gebrochen.
    Alles in allem nicht gerade meine tollste Kampferfahrung.
    Hallo? Horus sprach in meinem Kopf. Gedenkst du, irgendwann um Hilfe zu bitten, oder stirbst du gern allein?
    Ja , fuhr ich ihn an. Sarkasmus ist genau das, was ich gerade brauche.
    Ganz ehrlich, ich ging nicht davon aus, dass ich, selbst mit Horus’ Hilfe, noch die Kraft aufbringen würde, meinen Avatar herbeizurufen. Der Kampf mit dem Apis-Stier hatte mich fast meine ganze Kraft gekostet und das war, noch bevor ich von einem Axtdämon gejagt und aus dem Fenster geworfen worden war.
    Ich konnte hören, wie Blutige Klinge die Treppe wieder hinunterstapfte. Ich versuchte aufzustehen, wurde aber fast ohnmächtig vor Schmerzen.
    Eine Waffe , sagte ich zu Horus. Ich brauche eine Waffe.
    Ich griff in die Duat und zog eine Straußenfeder heraus.
    »Ist das dein Ernst?«, rief ich.
    Horus gab keine Antwort.
    Mittlerweile flitzten die Mannschaftslichter in Panik herum, weil das Boot auf das Ufer zuschoss. Der Strand war nun leichter zu erkennen – schwarzer Sand mit verstreuten Knochen, aus glutroten Spalten stiegen Wolken vulkanischer Gase auf. Oh, toll. An einem solchen Ort hatte ich schon immer mal eine Bruchlandung machen wollen.
    Ich ließ die Straußenfeder fallen und griff noch einmal in die Duat.
    Dieses Mal zog ich zwei vertrautere Waffen heraus – den Krummstab und die Geißel, die Insignien des Pharaos. Der Krummstab war ein rot-goldener Schäferstab mit gebogenem Ende, die Geißel eine Stangenwaffe mit drei fies aussehenden Stachelketten. Ich hatte schon viele ähnliche Waffen gesehen. Jeder Pharao hatte seinen Satz. Diese beiden sahen dem Original jedoch beunruhigend ähnlich – den Waffen des Sonnengottes, die ich letztes Jahr in

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