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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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schwarzem ägyptischem Schurz, mit vertrauten braunen Augen und einem traurigen Lächeln. In noch größerer Tiefe sah ich das graue Strahlen eines Gottes – die schakalköpfige Gestalt von Anubis.
    »Oh … nein, nein.« Ich stand auf und entfernte mich taumelnd von ihm. Von ihnen. Zu viele Puzzleteile fügten sich mit einem Mal zusammen. Mir drehte sich der Kopf. Walts Fähigkeit, Dinge in Staub zu verwandeln … das war der Weg des Anubis. Er hatte über Monate hinweg die Kraft des Gottes kanalisiert. Ihre Freundschaft, ihre Diskussionen, jener andere Weg, den Anubis zur Rettung Walts angedeutet hatte …
    »Was hast du getan?« Ich starrte ihn entsetzt an. Ich wusste nicht einmal mehr, wie ich ihn ansprechen sollte.
    »Sadie, ich bin’s«, sagte Walt. »Ich bin immer noch ich.«
    In der Duat sagte Anubis gleichzeitig: »Ich bin immer noch ich.«
    »Nein!« Meine Beine zitterten. Ich fühlte mich betrogen und hereingelegt. Es fühlte sich an, als versänke die Welt bereits im Meer des Chaos.
    »Ich kann es erklären«, sagte er mit zwei Stimmen. »Aber Carter braucht deine Hilfe. Bitte, Sadie –«
    »Hör auf!« Ich war nicht stolz auf meine Reaktion, aber ich drehte mich um und floh durch die Tür aus Dunkelheit. In diesem Moment war es mir sogar egal, wohin sie führte, Hauptsache, sie brachte mich von dem unsterblichen Geschöpf weg, das ich zu lieben geglaubt hatte.

Carter
    15.
    Ich werde ein purpurfarbener Schimpanse
    Gummibärchen? Im Ernst?
    Den Teil kannte ich noch nicht. Meine Schwester erstaunt mich immer wieder. [Nein, Sadie, das ist kein Kompliment.]
    Wie dem auch sei, während Sadie ihr Drama mit den übernatürlichen Jungs abzog, hatte ich mit einem axtmordenden Flussschiffkapitän zu tun, der seinen Namen offenbar zu Superblutige Klinge steigern wollte.
    »Gib auf«, befahl ich dem Dämon. »Dies ist ein Befehl.«
    Blutige Klinge gab ein surrendes Geräusch von sich, das man als Lachen hätte deuten können. Er schwang seinen Kopf nach links – so eine Art Elvis-Tanzbewegung – und schlug ein Loch in die Wand. Dann sah er wieder mich an, die Schultern voller Holzsplitter.
    »Ich habe anders lautende Befehle«, surrte er. »Der Befehl lautet: Mord!«
    Er stürzte wie ein Stier auf mich los. Nach dem Stress, den wir gerade im Serapeum erlebt hatten, war ein Stier das Letzte, womit ich mich rumärgern wollte.
    Ich holte mit der Faust aus. »Ha-wi!«
    Die Hieroglyphe für Schlag zu flammte zwischen uns auf.

    Eine blaue Faust aus Energie drosch auf Blutige Klinge ein, stieß ihn aus der Tür und direkt durch die Wand der gegenüberliegenden Kabine. Einen Menschen hätte ein solcher Hieb bewusstlos geschlagen, doch ich konnte hören, wie BK wütend vor sich hinsurrend aus den Trümmern herauskrabbelte.
    Ich versuchte klar zu denken. Es wäre schön gewesen, ihn immer wieder mit dieser Hieroglyphe zu verkloppen, aber so funktioniert Magie nun mal nicht. Ein Göttliches Wort lässt sich erst nach einigen Minuten, manchmal sogar erst nach Stunden wiederverwenden.
    Außerdem handelt es sich bei Göttlichen Worten um Spitzenmagie. Manche Magier brauchen Jahre, bis sie eine einzige Hieroglyphe beherrschen. Ich hatte auf die harte Tour gelernt, dass man seine ganze Energie verbrauchte, wenn man zu viele Göttliche Worte aussprach, und in diesem Moment hatte ich nicht mehr viel Kraft übrig.
    Erstes Problem: den Dämon von Zia abzuhalten. Sie war immer noch halb ohnmächtig und völlig wehrlos. Ich rief so viel Magie herbei, wie ich konnte, und sagte: »N’dah!«  – Schütze uns.

    Rings um sie schimmerte blaues Licht auf. Ich erinnerte mich mit Grauen daran, wie ich Zia letzten Frühling in ihrem wässrigen Grab gefunden hatte. Wenn sie in blaue Energie gehüllt erwachte und dachte, sie sei wieder eingesperrt …
    »Oh, Zia«, sagte ich. »Ich wollte nicht –«
    »TÖTEN!« Blutige Klinge erhob sich aus dem Trümmerhaufen im Zimmer gegenüber. Auf seinem Kopf war ein Kopfkissen aufgespießt, dessen Daunen auf seine Uniform rieselten.
    Ich rannte auf den Gang und Richtung Treppe, mit einem Blick zurück vergewisserte ich mich, dass der Kapitän mir folgte und nicht über Zia herfiel. Ich hatte Glück – er heftete sich an meine Fersen.
    Auf dem Deck angekommen rief ich: »Setne!«
    Der Geist war nirgendwo zu sehen. Die Mannschaftslichter drehten durch, wuselten wie verrückt umher, prallten gegen Wände, rannten um die Schornsteine herum und hoben und senkten ohne ersichtlichen Grund die

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