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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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zu sehen, um ihn einzufangen, musst du den Zauber dort sprechen – am Ende des Stegs.«
    »Das schaffen wir nie«, sagte Zia. »Ein falscher Schritt –«
    »Klar«, stimmte Setne fröhlich zu. »Das wird ein Spaß!«

16.
    Sadie fährt auf dem Beifahrersitz mit
(Ganz. Miese. Idee.)
    Hier ein kostenloser Ratschlag für euch. Geht nicht auf das Chaos zu.
    Mir war, als würde ich mit jedem Schritt in ein schwarzes Loch gezogen. Bäume, Felsbrocken und Dämonen flogen an uns vorbei und wurden in den Ozean gesaugt, während durch den rot-grauen Nebel Blitze zuckten. Unter unseren Füßen brachen ständig Erdbrocken ab und rutschten in die Flut.
    Ich umklammerte mit der einen Hand Krummstab und Geißel, mit der anderen hielt ich Zias Hand. Setne schwebte vor sich hinpfeifend neben uns her. Er versuchte, den Lässigen zu mimen, doch wenn ich mir ansah, wie er immer farbloser wurde und wie seine Schmalztolle kometenschweifähnlich Richtung Ozean zeigte, hatte er wohl auch zu kämpfen.
    Einmal verlor ich das Gleichgewicht. Fast wäre ich in die Brandung getaumelt, doch Zia riss mich zurück. Ein paar Schritte weiter kam ein fischköpfiger Dämon aus dem Nichts herbeigeflattert und prallte gegen mich. Er klammerte sich verzweifelt an mein Bein, um nicht ins Meer gezogen zu werden. Bevor ich mir überlegen konnte, ob ich ihm helfen sollte oder nicht, verlor er den Halt und verschwand.
    Das Schrecklichste an diesem Trip? Ein Teil von mir war versucht, einfach nachzugeben und mich vom Chaos wegziehen zu lassen. Wozu der Widerstand? Warum nicht all dem Schmerz und all den Sorgen ein Ende bereiten? Was machte es schon, wenn Carter Kane sich in Abertausende Moleküle auflöste?
    Ich wusste, dass dies nicht wirklich meine Gedanken waren. Apophis’ Stimme flüsterte in meinem Kopf und führte mich wie früher schon in Versuchung. Ich konzentrierte mich auf den leuchtenden weißen Obelisken – unseren Leuchtturm im Wüten des Chaos. Ich wusste nicht, ob diese Steinnadel tatsächlich der Beginn der Schöpfung war oder wie dieser Mythos mit dem Urknall zusammenpasste oder damit, dass Gott die Welt in sieben Tagen erschuf oder was auch immer Leute glauben. Vielleicht war der weiße Obelisk bloß die Erscheinungsform von etwas Größerem – etwas, das mein Verstand nicht begreifen konnte. Was immer zutraf, ich wusste, dass der Obelisk für Maat stand und dass ich mich darauf konzentrieren musste. Andernfalls war ich verloren.
    Wir erreichten den Steg. Der felsige Pfad fühlte sich beruhigend fest unter meinen Füßen an, doch der Sog des Chaos von beiden Seiten war stark. Während wir uns langsam vorwärts bewegten, fielen mir alte Fotos von Bauarbeitern beim Bau von Wolkenkratzern ein, die in zweihundert Metern Höhe unerschrocken und ohne Sicherung über Träger balancierten.
    Genau so fühlte ich mich in diesem Moment, bloß war ich nicht unerschrocken. Ich kämpfte gegen den Wind. Der Steg war ungefähr drei Meter breit, trotzdem hatte ich das Gefühl, das Gleichgewicht zu verlieren und in die Wellen zu stürzen. Ich versuchte, nicht nach unten zu sehen. Die Chaosbrühe schäumte und spritzte gegen die Felsen. Sie stank wie eine Mischung aus Ozon, Autoabgasen und Formaldehyd. Schon die Dämpfe hätten genügt, um in Ohnmacht zu fallen.
    »Nur noch ein kleines Stück«, sagte Setne.
    Seine Gestalt flackerte ungleichmäßig. Zias grüne Dämonenverkleidung ging an und aus. Als ich den Arm hob, sah ich meine Truggestalt im Wind schimmern, wo sie sich aufzulösen drohte. Ich hätte nichts dagegen gehabt, die knallpurpurfarbene Flaschenöffnerschimpansenaufmachung loszuwerden, allerdings hoffte ich, der Wind würde bloß die Illusion herunterreißen, nicht meine richtige Haut.
    Schließlich erreichten wir den Obelisken, in den winzige Hieroglyphen gemeißelt waren, Tausende, weiß auf weiß, kaum zu entziffern. Ich entdeckte die Namen von Göttern, Zauberformeln, um Maat herbeizubeschwören, und einige Göttliche Worte, die so mächtig waren, dass sie mich beinahe geblendet hätten. Rings um uns wogte das Meer des Chaos. Bei jedem Windstoß flackerte um Zia ein leuchtender Schild in Form eines Skarabäus auf – der magische Rückenschild Chepres schützte uns. Vermutlich war er das Einzige, was uns vor dem sofortigen Tod bewahrte.
    »Was jetzt?«, fragte ich.
    »Lies den Zauberspruch«, sagte Setne. »Dann wirst du es sehen.«
    Zia reichte mir die Schriftrolle. Ich versuchte die richtigen Zeilen zu finden, aber ich konnte nicht

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