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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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durchs Museum schaffte.
    »Das Gesicht in der Wand könnte ein Trick gewesen sein«, sagte ich.
    »Vielleicht … aber das glaube ich eigentlich nicht. Das Gesicht behauptete, wir würden seine Hilfe benötigen und uns blieben nur zwei Tage, bevor etwas mit ihm passiert. Es hat mir gesagt, dass dieser Kasten uns irgendwas zeigen würde. Anubis hat eine Andeutung gemacht, es sei richtig gewesen, diesen Schrein zu retten. Und Mom …« Sadie zögerte. »Mom sagte, es wäre der einzige Weg, sie je wiederzusehen. Mit den Seelen der Toten passiert irgendetwas.«
    Ich hatte plötzlich wieder das Gefühl, in der Duat zu sein, umhüllt von eisigem Nebel. Ich starrte auf den Kasten, konnte aber nach wie vor nichts erkennen. »Was haben Schatten mit Apophis und den Seelen der Toten zu tun?«
    Ich blickte zu Bastet. Sie schlug die Fingernägel in den Tisch und benutzte ihn als Kratzbaum, so wie sie es immer tat, wenn sie angespannt war. Wir haben einen hohen Verbrauch an Tischen.
    »Bastet?«, fragte Sadie sanft.
    »Apophis und die Schatten«, sinnierte Bastet. »Ich hätte nie gedacht …« Sie schüttelte den Kopf. »Das sind wirklich Fragen, die ihr Thot stellen solltet. Er weiß viel mehr darüber als ich.«
    Eine Erinnerung kam hoch. Dad hatte an irgendeiner Universität eine Vorlesung gehalten … München eventuell? Die Studenten hatten ihn nach der ägyptischen Vorstellung von der Seele ausgefragt, die aus mehreren Teilen besteht, und Dad hatte irgendwas von Schatten erwähnt.
    Wie eine Hand mit fünf Fingern , hatte er gesagt. Eine Seele aus fünf Elementen .
    Ich hielt meine Finger hoch und versuchte, mich zu erinnern. »Die fünf Elemente der Seele … was sind die noch mal?«
    Bastet schwieg. Das Thema schien ihr unangenehm.
    »Carter?«, fragte Sadie. »Was hat das damit zu tun –?«
    »Sag einfach«, erwiderte ich. »Der erste Teil ist der Ba , richtig? Unsere Persönlichkeit.«
    »Hühnergestalt«, sagte Sadie.
    Es passte mal wieder zu Sadie, einem Teil der Seele einen Geflügelspitznamen geben, aber ich wusste, was sie meinte. Der Ba konnte den Körper verlassen, wenn wir träumten, oder er konnte nach unserem Tod als Geist auf die Erde zurückkehren. In diesem Fall erschien er als großer leuchtender Vogel mit einem Menschenkopf.
    »Genau«, sagte ich. »Hühnergestalt. Dann gibt es noch den Ka, die Lebenskraft, die den Körper beim Tod verlässt. Weiterhin den Ib , das Herz –«
    »Das Verzeichnis der guten und schlechten Taten«, stimmte Sadie zu. »Das ist der Teil, den sie im Jenseits auf der Waage der Gerechtigkeit wiegen.«
    »Und viertens …« Ich zögerte.
    »Den Ren «, bot Sadie an. »Den geheimen Namen.«
    Ich war zu verlegen, um sie anzusehen. Letzten Frühling hatte sie mir das Leben durch das Aussprechen meines geheimen Namens gerettet, was ihr Zugang zu meinen geheimsten Gedanken und dunkelsten Gefühlen verschafft hatte. Sie war seitdem ziemlich cool damit umgegangen, aber trotzdem … ein solches Druckmittel gibt man seiner kleinen Schwester einfach nicht gern in die Hand.
    Der Ren war auch der Teil der Seele, den unser Freund Bes beim Spiel mit dem Mondgott Chons vor einem halben Jahr für uns geopfert hatte. Nun war Bes nur noch die leere Hülle eines Gottes und saß im Götteraltersheim in der Unterwelt im Rollstuhl.
    »Genau«, sagte ich. »Aber der fünfte Teil …« Ich blickte zu Bastet. »Das ist der Schatten, oder?«
    Sadie sah mich fragend an. »Der Schatten? Wie kann ein Schatten Teil deiner Seele sein? Er ist doch bloß eine Silhouette, oder? Eine optische Täuschung.«
    Bastet hielt ihre Hand über den Tisch. Ihre Finger warfen einen schwachen Schatten auf das Holz. »Man ist niemals frei von seinem Schatten – seinem Schut . Jedes Lebewesen hat einen.«
    »Genau wie Felsbrocken, Stifte und Schuhe«, sagte Sadie. »Heißt das, die haben auch eine Seele?«
    »Du weißt, dass es nicht so ist«, schalt Bastet. »Lebewesen sind etwas anderes als Felsbrocken – na ja, zumindest die meisten. Der Schut ist nicht nur ein physischer Schatten. Er ist eine magische Projektion – die Silhouette der Seele.«
    »Dann ist dieser Kasten …«, sagte ich. »Wenn du sagst, in ihm ist König Tuts Schatten –«
    »Er enthält ein Fünftel seiner Seele«, bestätigte Bastet. »Er beherbergt den Schut des Pharaos, damit dieser nicht im Jenseits verloren geht.«
    Mein Hirn fühlte sich an, als würde es jeden Moment explodieren. Dieser Kram mit den Schatten war sicher wichtig, aber

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