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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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hinauszurennen, um einen Blick auf Zia zu werfen.
    Das Komische war – ich konnte sie nicht mal meine Freundin nennen. Als was bezeichnet man jemanden, wenn man sich in dessen Uschebti-Nachbildung verliebt, dann die reale Person rettet, nur um festzustellen, dass sie die Gefühle, die man für sie hat, nicht erwidert? Und da denkt Sadie, ihre Beziehungen wären kompliziert.
    Im letzten halben Jahr, seit Zia meinem Onkel in den Ersten Nomos gefolgt war, um ihm zu helfen, hatten wir nur über die Schale Kontakt gehabt.
    Ich hatte so viele Stunden damit zugebracht, hineinzustarren und mit Zia zu reden, dass ich mich kaum noch erinnern konnte, wie sie ohne das verzauberte Öl aussah, das sich über ihrem Gesicht kräuselte.
    Als ich auf dem Balkon ankam, war ich außer Atem. Zia starrte mich von der Öloberfläche an. Ihre Arme waren verschränkt, ihr Blick so wütend, als könnten sich ihre Augen jeden Moment entzünden. (Die erste Wahrsageschale, die Walt geschmiedet hatte, war tatsächlich in Flammen aufgegangen, aber das ist eine andere Geschichte.)
    »Carter«, sagte sie, »ich könnte dich erwürgen.«
    Selbst wenn sie drohte, mich umzubringen, war sie schön. Sie hatte ihre Haare den Sommer über wachsen lassen und sie fielen ihr nun in einer glänzenden schwarzen Welle über die Schultern. Sie war nicht das Uschebti, in das ich mich ursprünglich verliebt hatte, aber immer noch diese gemeißelte Schönheit – schmale Nase, volle rote Lippen, umwerfende Bernsteinaugen. Ihre Haut leuchtete wie Terrakotta, das gerade aus dem Brennofen kommt.
    »Du hast gehört, was in Dallas passiert ist«, riet ich. »Zia, es tut mir leid –«
    »Carter, jeder hat davon gehört. Andere Nomoi schicken Amos seit einer Stunde Ba -Boten und verlangen Erklärungen. Selbst weit entfernte Magier auf Kuba haben Wellen in der Duat gespürt. Ein paar behaupten, du hättest halb Texas in die Luft gejagt. Einige behaupten, der ganze Einundfünfzigste Nomos wäre zerstört worden. Einige behaupten – einige behaupten, du wärst tot.«
    Die Besorgnis in ihrer Stimme hob meine Stimmung ein wenig, aber sie löste auch noch mehr Schuldgefühle in mir aus.
    »Ich wollte dir vorher Bescheid geben«, sagte ich. »Doch als uns klar wurde, dass Apophis Dallas angreifen wollte, mussten wir sofort etwas unternehmen.«
    Ich erzählte ihr, was sich bei der König-Tut-Ausstellung ereignet hatte, aber auch von unseren Fehlern und den Todesopfern.
    Ich versuchte, Zias Gesichtsausdruck zu deuten. Selbst nach so vielen Monaten war das immer noch schwierig. Ihr bloßer Anblick verursachte regelmäßig einen Kurzschluss in meinem Hirn und meistens brachte ich kaum vollständige Sätze heraus.
    Schließlich murmelte sie etwas auf Arabisch – wahrscheinlich einen Fluch.
    »Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist – aber der Einundfünfzigste zerstört …?« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich kannte Anne Grissom. Sie hat mich, als ich klein war, Heilmagie gelehrt.«
    Ich dachte an die hübsche blonde Dame, die in der Band mitgespielt hatte, und an die verkokelte Fiedel am Rande des Explosionskraters.
    »Es waren gute Menschen«, sagte ich.
    »Einige unserer letzten Verbündeten«, sagte Zia. »Die Rebellen geben dir bereits die Schuld an ihrem Tod. Wenn nun noch weitere Nomoi Amos die Gefolgschaft aufkündigen …«
    Sie brauchte diesen Gedanken nicht zu Ende auszuführen. Letzten Frühling hatten die finstersten Schurken des Lebenshauses ein Mordkommando auf die Beine gestellt, um das Brooklyn House zu zerstören. Wir hatten sie besiegt. Amos hatte sie sogar begnadigt, als er der neue Vorlesepriester wurde. Trotzdem weigerten sich einige nach wie vor, ihm zu folgen. Die Rebellen waren noch immer zugange – gewannen an Stärke und hetzten andere Magier gegen uns auf. Als ob wir noch mehr Feinde bräuchten.
    »Sie geben mir die Schuld?«, sagte ich. »Haben sie Kontakt zu dir aufgenommen?«
    »Schlimmer. Sie haben dir eine Nachricht geschickt.«
    Das Öl in der Schale schlug Wellen. Ich sah ein anderes Gesicht – Sarah Jacobi, die Anführerin der Rebellen. Sie hatte milchweiße Haut, eine Punkfrisur und dunkle, mit zu viel Khol geschminkte Augen, die immer erschrocken aussahen. In ihrem strahlend weißen Gewand sah sie wie eine Leichenschänderin an Halloween aus.
    Sie stand in einem Raum mit Marmorsäulen. Hinter ihr starrte ein halbes Dutzend Magier finster vor sich hin – das waren Jacobis Elitekiller. Ich erkannte das blaue Gewand

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