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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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doch unsere jüngste Knirpsin, Shelby, kam angetrottet, um mir ihr neuestes Farbstiftmeisterwerk zu zeigen. »Ich töte eine Schlange«, verkündete sie. »Töte, töte, töte. Böse Schlange!«
    Sie hatte eine Schlange gezeichnet, der Messer im Rücken steckten und deren Augen durchgekreuzt waren. In der Schule hätte dieses Bild Shelby vermutlich einen Besuch beim Schulpsychologen eingetragen; doch hier verstanden sogar die ganz Kleinen, dass etwas Ernstes im Gange war.
    Sie lächelte mich breit an und schwenkte ihren Stift wie ein Schwert. Ich trat einen Schritt zurück. Shelby mochte noch im Kindergartenalter sein, aber sie war bereits eine ausgezeichnete Magierin. Ihre Farbstifte verwandelten sich manchmal in Waffen und die Dinge, die sie zeichnete, neigten dazu, sich von der Seite abzulösen – wie das blau-weiß-rote Einhorn, das sie zum Unabhängigkeitstag herbeigerufen hatte.
    »Tolles Bild, Shelby.« Mein Herz fühlte sich an, als würde es von Mumienbinden zusammengeschnürt. Wie alle ganz Kleinen hielt sich Shelby mit der Zustimmung ihrer Eltern im Brooklyn House auf. Die Eltern verstanden, dass das Wohl der Welt auf dem Spiel stand. Sie wussten, dass das Brooklyn House der beste und sicherste Ort für Shelby war, um ihre Kräfte meistern zu lernen. Trotzdem – was war das für eine Kindheit, in der sie Magie kanalisierte, die die meisten Erwachsenen umbringen würde, und von Ungeheuern erfuhr, die jedem bloß Albträume verursachten?
    Julian wuschelte Shelby durch die Haare. »Komm, Süße. Mal mir auch ein Bild, ja?«
    Shelby fragte: »Töten?«
    Julian bugsierte sie davon. Sadie, Bastet und ich steuerten auf die Bibliothek zu.
    Die schweren Eichentüren öffneten sich, dahinter führte eine Treppe in einen riesigen zylindrischen Raum. Auf das Kuppelgewölbe war die Himmelsgöttin Nut gemalt, ihr dunkelblauer Körper war mit silbern glänzenden Sternbildern überzogen. Der Boden bestand aus einem Mosaik ihres Ehegatten Geb, des Erdgottes, sein Körper war mit Flüssen, Hügeln und Wüsten bedeckt.
    Obwohl es schon spät war, ließ Clio, unsere selbsternannte Bibliothekarin, ihre vier Uschebti noch arbeiten. Die Tonmänner huschten umher, staubten Regale ab, wickelten Schriftrollen neu auf und sortierten Bücher in die wabenförmigen Nischen an den Wänden. Clio selbst saß an ihrem Schreibtisch und machte auf einer Papyrusrolle Notizen, dabei plauderte sie mit Cheops, der vor ihr auf dem Tisch hockte, unser neues antikes Schränkchen tätschelte und auf Pavianisch grunzte, so nach dem Motto: Hey, Clio, willste einen Goldkasten kaufen?
    Clio war zwar nicht die Tapferste, aber dafür hatte sie ein unschlagbares Gedächtnis. Sie sprach sechs Sprachen, darunter Englisch und ihre Muttersprache Portugiesisch (sie kommt aus Brasilien), Altägyptisch und ein paar Brocken Pavianisch. Sie hatte es auf sich genommen, ein Hauptverzeichnis all unserer Schriftrollen zu erstellen, und hatte weitere Schriften aus der ganzen Welt zusammengesammelt, um Informationen über Apophis zu finden. Es war Clio gewesen, der der Zusammenhang zwischen den Angriffen der Schlange und den Schriftrollen des legendären Magiers Setne aufgefallen war.
    Sie war eine große Hilfe, auch wenn sie manchmal gereizt reagierte, wenn sie in ihrer Bibliothek Platz für unsere Schulmaterialien schaffen musste, für Internetarbeitsplätze, große Artefakte und Bastets alte Ausgaben der Katzenrevue .
    Als Clio uns die Treppe herunterkommen sah, erhob sie sich eilig. »Ihr lebt!«
    »Du brauchst gar nicht so überrascht zu tun«, brummte Sadie.
    Clio biss sich auf die Lippe. »Tut mir leid, ich bin nur … Ich bin froh. Als Cheops allein hier reinkam, hab ich mir Sorgen gemacht. Er versuchte, mir irgendwas über diesen goldenen Kasten erzählen, aber der ist leer. Habt ihr das Buch zur Niederwerfung des Apophis gefunden?«
    »Die Schriftrolle ist verbrannt«, sagte ich. »Wir konnten sie nicht retten.«
    Clio sah aus, als wollte sie losschreien. »Aber das war die letzte Abschrift! Wie konnte Apophis etwas so Wertvolles zerstören?«
    Ich hätte Clio am liebsten daran erinnert, dass Apophis die ganze Welt zerstören wollte, aber ich wusste, dass sie darüber nicht gern nachdachte. Ihr wurde davon übel vor Angst.
    Sich über eine Schriftrolle aufzuregen war einfacher für sie. Bei der Vorstellung, dass irgendjemand ein Buch zerstörte, konnte Clio fuchsteufelswild werden.
    Eines der Uschebti sprang auf den Tisch. Es versuchte, eine Inventarnummer

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