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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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Sonnenbarke um ihn. Doch tagsüber … na ja, Re wird nervös, wenn ich ihn nicht besuchen komme, und keiner der anderen Götter will auf ihn aufpassen. Ganz ehrlich, Carter …« Sie senkte die Stimme. »Ich habe Angst, sie könnten Re etwas antun, wenn ich ihn allein ließe. Sie werden seiner überdrüssig.«
    »Whiiie!«, krähte Re im Hintergrund.
    Ich verlor den Mut. Noch etwas, dessen ich mich schuldig fühlte: Ich hatte Zia die Rolle des Kindermädchens für den Sonnengott aufgehalst. Da sie tagsüber im Thronsaal der Götter festsaß und Amos nachts half, den Ersten Nomos zu organisieren, hatte Zia kaum Zeit zum Schlafen, geschweige denn für ein Date – selbst wenn ich den Mut aufbrächte, sie zu fragen.
    Wenn Apophis die Welt zerstörte oder Sarah Jacobi und ihre magischen Killer mich erwischten, war das natürlich auch egal. Einen Moment überlegte ich, ob Jacobi Recht hatte – ob die Welt tatsächlich wegen der Familie Kane aus dem Ruder gelaufen war und ob es ihr ohne uns möglicherweise besser ginge.
    Ich fühlte mich so hilflos, dass ich für einen kurzen Augenblick in Erwägung zog, Horus’ Kraft anzuzapfen. Ich konnte ein bisschen was vom Mut und Selbstvertrauen des Gottes vertragen. Aber vermutlich wäre es keine gute Idee, meine Gedanken mit denen von Horus zu verbinden. Ich war verwirrt genug – auch ohne eine andere Stimme in meinem Kopf, die mich anstachelte.
    »Ich kenne diesen Gesichtsausdruck«, schalt Zia. »Du darfst dir keine Schuld geben, Carter. Gäbe es Sadie und dich nicht, hätte Apophis die Welt schon längst zerstört. Es besteht immer noch Hoffnung.«
    Plan B, dachte ich. Solange wir nicht hinter dieses Rätsel mit den Schatten kamen und herausfanden, wie man sie im Kampf gegen Apophis nutzen konnte, blieb uns nur Plan B, der, falls er überhaupt funktionierte, Sadies und meinen sicheren Tod bedeutete. Aber das würde ich Zia nicht erzählen. Sie brauchte nicht noch mehr deprimierende Neuigkeiten.
    »Du hast Recht«, sagte ich. »Uns fällt schon was ein.«
    »Ich bin heute Abend wieder im Ersten Nomos. Ruf mich dann an, ja? Wir sollten über –«
    Hinter ihr rumpelte etwas, es klang, als würde eine Steinplatte über den Boden schrammen.
    »Sobek ist da«, flüsterte sie. »Ich hasse diesen Typen. Wir reden später.«
    »Moment, Zia«, sagte ich. »Worüber?«
    Doch das Öl wurde dunkel und Zia war verschwunden.
    Ich musste dringend schlafen. Stattdessen lief ich in meinem Zimmer auf und ab.
    Die Zimmer im Brooklyn House waren toll – bequeme Betten, HD-Fernseher, superschnelles drahtloses Internet und Minikühlschränke, die sich durch Zauberhand selbst auffüllten. Eine Armee verzauberter Besen, Mopps und Staubwedel hielt alles blitzsauber. Die Schränke waren immer voller frisch gewaschener Kleider in genau der richtigen Größe.
    Trotzdem fühlte sich mein Zimmer eher wie ein Zookäfig an. Vielleicht lag es daran, dass ich einen Pavian als Mitbewohner hatte. Cheops war zwar nicht oft da (normalerweise hielt er sich unten bei Clio auf oder ließ sich von den Knirpsen lausen), doch in seinem Bett war ein pavianförmiger Abdruck, auf dem Nachttisch stand eine Schachtel Cheerios und in der Ecke war ein Reifen zum Schaukeln aufgehängt. Letzteres war einer von Sadies Scherzen, doch Cheops liebte die Schaukel so sehr, dass ich sie nicht abnehmen konnte. Um ehrlich zu sein, ich hatte mich an seine Anwesenheit gewöhnt. Und nun, da er die meiste Zeit mit den Kleinen verbrachte, fehlte er mir. Ähnlich wie meine Schwester war er mir auf eine liebenswerte nervige Art ans Herz gewachsen.
    [Ja, Sadie. Du hast es kommen sehen.]
    Auf meinem Laptop liefen Fotos als Bildschirmschoner. Eines zeigte meinen Vater auf einer Ausgrabungsstätte in Ägypten, er wirkte entspannt und kompetent in seinen Khakihosen, die Ärmel waren über seinen dunklen muskulösen Armen hochgekrempelt und er hielt den zerbrochenen Steinkopf irgendeiner Pharaonenstatue in die Höhe. Wenn er lächelte, sah Dad mit der Glatze und dem Spitzbart fast ein bisschen teuflisch aus.
    Ein anderes Bild zeigte Onkel Amos Saxofon spielend auf der Bühne eines Jazzclubs. Er trug eine runde dunkle Brille, einen blauen Filzhut, dazu einen farblich passenden Seidenanzug, der wie immer tadellos saß. In seine Zöpfchenfrisur waren Saphire geflochten. Ich hatte Amos nie auf der Bühne gesehen, doch ich mochte dieses Foto, weil er so energiegeladen und glücklich aussah – nicht wie im Moment, mit der Last auf den

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