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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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Sonnenuntergang mussten wir den Geist eines verbrecherischen Magiers retten. Morgen bei Sonnenuntergang würde Walt sterben. Und beim Sonnenaufgang danach durften wir uns glücklich schätzen, wenn wir dem Weltuntergang entgegensehen konnten.
    Ich hatte es noch nie leiden können, wenn man mir einen Strich durch die Rechnung machte. Immer, wenn ich das Gefühl hatte, dass etwas unmöglich war, strengte ich mich aus purer Sturheit noch mehr an.
    Momentan hatte ich das Gefühl, dass Apophis sich auf meine Kosten königlich amüsierte.
    Ach, du bist keiner, der leicht aufgibt?, schien er zu fragen . Und wie sieht es jetzt aus? Was, wenn wir euch noch ein paar unlösbare Aufgaben vorsetzen? Gibst du dann auf?
    Die Angst bildete einen kleinen Knoten in meinem Magen. Ich trat gegen die Seitenwand des Bootes und brach mir fast den Fuß.
    Walt blinzelte. »Carter, es ist –«
    »Sag jetzt nicht, dass es in Ordnung ist!«, fuhr ich ihn an. »Es ist nicht in Ordnung.«
    Ich war nicht sauer auf ihn. Ich war sauer über die Ungerechtigkeit des dämlichen Fluches, der auf ihm lag, und weil ich Menschen nicht helfen konnte, die auf meine Hilfe angewiesen waren. Meine Eltern waren gestorben, um Sadie und mir eine Chance zu geben, die Welt zu retten, und wir standen kurz davor, alles zu vermasseln. In Dallas waren Dutzende guter Magier gestorben, die mich unterstützt hatten. Nun würden wir bald Walt verlieren.
    Klar, er bedeutete Sadie viel. Aber ich war genauso auf ihn angewiesen. Walt war mein inoffizieller Stellvertreter im Brooklyn House. Die anderen Jugendlichen hörten auf ihn. Seine Anwesenheit sorgte in jeder Krisensituation für Ruhe, seine Stimme war in jeder Debatte die entscheidende. Ich konnte ihm bei jedem Geheimnis vertrauen – selbst bei der Herstellung der Ächtungsstatue von Apophis, von der ich meinem Onkel nicht erzählen konnte. Wenn Walt starb …
    »Das werde ich nicht zulassen«, sagte ich. »Ich weigere mich.«
    Mir schossen wilde Gedanken durch den Kopf: Vielleicht erzählte Apophis Walt Lügen über seinen bevorstehenden Tod, um Walt von Sadie abzubringen. (Okay, unwahrscheinlich. So toll ist Sadie nun auch nicht.)
    [Ja, Sadie, das habe ich wirklich gerade gesagt. Wollte bloß mal prüfen, ob du noch zuhörst.]
    Vielleicht überlebte Walt entgegen aller Wahrscheinlichkeit. Es gab Menschen, die wie durch ein Wunder eine Krebserkrankung überlebten. Warum nicht Flüche aus grauer Vorzeit? Vielleicht konnten wir ihn, bis wir ein Gegenmittel fanden, in einen Scheintod versetzen, so wie Iskander es bei Zia getan hatte. Wohl wahr, seine Familie hatte jahrhundertelang erfolglos nach einem Heilmittel gesucht. Jaz, unsere beste Heilerin, hatte alles ausprobiert und nichts gefunden. Aber vielleicht hatten wir ja was übersehen.
    »Carter«, sagte Walt. »Lässt du mich mal zu Ende reden? Wir brauchen einen Plan.«
    »Wie kannst du so ruhig sein?«, wollte ich wissen.
    Walt spielte an seinem Schen -Amulett herum, dem Zwilling des Amuletts, das er Sadie geschenkt hatte. »Ich weiß seit Jahren, dass der Fluch auf mir liegt. Das hindert mich aber nicht daran, euch im Kampf gegen Apophis zu unterstützen.«
    »Wie?«, fragte ich. »Du hast mir gerade erzählt –«
    »Anubis hat eine Idee«, sagte Walt. »Er hat mir geholfen, meine Kräfte zu verstehen.«
    »Du meinst …« Ich blickte auf Walts Hände. Ich hatte mehrmals miterlebt, wie er durch bloßes Anfassen Gegenstände zu Asche verwandelt hatte, zum Beispiel diesen riesigen Criosphinx in Dallas. Die Kraft kam nicht aus einem seiner Zauberamulette. Keiner von uns verstand es, und je weiter Walts Krankheit voranschritt, umso weniger schien er diese Fähigkeit steuern zu können. Insoweit überlegte ich mir lieber zweimal, ob ich dem Typen ein High Five gab.
    Walt bewegte die Finger. »Anubis glaubt zu verstehen, woher diese Fähigkeit kommt. Und noch mehr. Er glaubt, dass es einen Weg geben könnte, mein Leben zu verlängern.«
    Das war eine so tolle Nachricht, dass ich unsicher auflachte. »Warum hast du das nicht gesagt? Kann er dich heilen?«
    »Nein«, sagte Walt. »Heilen nicht. Und es ist riskant. Es hat noch nie zuvor jemand ausprobiert.«
    »Darüber also hast du mit Thot geredet.«
    Walt nickte. »Selbst wenn Anubis’ Plan funktioniert, könnten … Nebenwirkungen auftreten. Die dir vielleicht nicht gefallen.« Er senkte die Stimme. »Die Sadie vielleicht nicht gefallen.«
    Leider hatte ich eine lebhafte Fantasie. Ich stellte mir vor, wie Walt

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