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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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bei niemandem Ausreden gelten. In all den Jahren, die wir auf Reisen waren, hat er mir nicht einmal durchgehen lassen, dass ich mit heraushängendem Hemd herumlief. Wenn Setne so schlimm war, wie Thot behauptete, würde mein Vater keine Gnade walten lassen. Er würde Ammit der Verschlingerin das Herz dieses Typen wie einen Hundekuchen vorwerfen.
    Walts Augen glänzten vor Aufregung. Er sah zum ersten Mal seit langer Zeit lebhaft aus. »Wir können bei deinem Dad Fürsprache einlegen«, sagte er. »Wir können Setnes Verhandlung vertagen lassen oder im Austausch gegen Setnes Hilfe um Strafminderung bitten. Die Gesetze der Unterwelt lassen das zu.«
    Ich sah ihn fragend an. »Warum weißt du eigentlich so viel über das Totengericht?«
    Ich bereute meine Frage auf der Stelle. Mir wurde klar, dass er sich vermutlich auf seine Gerichtsverhandlung vorbereitet hatte. Vielleicht hatte er genau darüber vorhin mit Thot gesprochen.
    Ich fürchte, dir bleibt nicht die Zeit …, hatte Thot gesagt.
    »Tut mir leid, Walt«, sagte ich.
    »Schon gut«, sagte Walt. »Aber wir müssen es versuchen. Wenn wir deinen Dad überreden können, Setne zu verschonen –«
    Thot lachte. »Das wäre lustig, oder? Wenn Setne wieder ungeschoren davonkommt, weil seine verbrecherischen Methoden die einzigen sind, die die Welt retten können?«
    »Zum Totlachen«, sagte ich. Das Roastbeefsandwich lag mir wie ein Stein im Magen. »Du schlägst also vor, dass wir uns an das Gericht meines Vaters wenden und versuchen, den Geist eines verbrecherischen psychotischen Magiers zu retten. Anschließend bitten wir diesen Geist, uns zu Apophis’ Schatten zu führen und uns beizubringen, wie wir ihn vernichten können, während wir darauf vertrauen, dass er nicht flüchtet, uns umbringt oder uns an den Feind verrät.«
    Thot nickte begeistert. »Du musst wahnsinnig sein! Das hoffe ich wirklich.«
    Ich holte tief Luft. »Vermutlich bin ich wahnsinnig.«
    »Hervorragend!«, jubelte Thot. »Noch eine Sache, Carter. Damit das alles funktioniert, wirst du Walts Hilfe brauchen, doch ihm bleibt nicht mehr viel Zeit. Seine einzige Chance –«
    »Ist gut«, fuhr Walt ihn an. »Ich sage es ihm selbst.«
    Bevor ich fragen konnte, was er meinte, heulte das Signal durch die Arena, dass die Zeit abgelaufen war.
    »Es wird bald hell«, sagte Thot. »Macht euch lieber davon, bevor die Dämonen zurückkommen. Viel Glück. Grüßt auf jeden Fall Setne von mir – natürlich nur, wenn ihr so lange überlebt.«

8.
    Meine Schwester, der Blumentopf
    Der Rückflug war kein Vergnügen.
    Walt und ich klammerten uns ans Boot, wir klapperten mit den Zähnen und rollten die Augen. Der magische Nebel hatte die Farbe von Blut angenommen. Geisterhafte Stimmen tuschelten wütend, als hätten sie beschlossen, den Aufstand zu proben und die himmlische Welt zu plündern.
    Freak stieß unerwartet früh aus der Duat. Wir kamen über den Schiffswerften von New Jersey heraus, unser Boot zog eine Dampfwolke hinter sich her, als Freak erschöpft durch die Luft schwankte. In der Ferne leuchtete die Skyline von Manhattan golden im Sonnenaufgang.
    Walt und ich hatten unterwegs nicht gesprochen. Die Duat hatte immer eine dämpfende Wirkung auf Unterhaltungen. Nun sah er mich verlegen an.
    »Ich muss dir wohl ein paar Sachen erklären«, sagte er.
    Ich kann nicht leugnen, dass ich neugierig war. Walt war mit fortschreitender Krankheit immer verschlossener geworden. Worüber er wohl mit Thot gesprochen hatte?
    Andererseits ging es mich nichts an. Nachdem Sadie letztes Frühjahr meinen geheimen Namen herausgefunden und einen Gratisrundgang durch meine geheimsten Gedanken gemacht hatte, war es mir sehr wichtig, die Intimsphäre anderer zu respektieren.
    »Hör zu, Walt, es ist deine Privatsache«, sagte ich. »Wenn du nicht darüber reden willst –«
    »Es ist nicht nur privat. Du musst über alles Bescheid wissen. Ich – ich werde nicht mehr lange da sein.«
    Ich spähte zum Hafen hinunter, wir flogen gerade über die Freiheitsstatue. Ich wusste seit Monaten, dass Walt sterben würde. Es zu akzeptieren war nie leichter geworden. Ich dachte an das, was Apophis im Dallas Museum gesagt hatte: Walt würde nicht lange genug unter uns sein, um das Ende der Welt zu erleben.
    »Bist du sicher?«, fragte ich. »Gibt es nicht irgendwas –?«
    »Anubis ist sicher«, sagte er. »Meine Zeit ist spätestens morgen bei Sonnenuntergang abgelaufen.«
    Noch so eine inakzeptable Deadline … Heute bei

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