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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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das geringste Interesse am Weg der Götter gezeigt.
    Viel Glück , sagte Isis. Ich warte auf deinen Ruf.
    Das Bild der Göttin bewegte sich und verschwand. Als ich die Augen öffnete, schwebte ein türgroßes Quadrat Dunkelheit in der Luft.
    »Sadie?«, fragte Zia. »Du warst so still, ich hab mir schon Sorgen gemacht.«
    »Nicht nötig.« Ich versuchte zu lächeln. »Isis quasselt einfach gern. Nächste Haltestelle: das Vierte Haus der Nacht.«
    Ich will ehrlich sein. Ich habe nie wirklich den Unterschied verstanden zwischen den wirbelnden Sandportalen, die Magier mit Artefakten herbeirufen können, und den Türen aus Dunkelheit, die die Götter herbeizaubern. Vielleicht benutzen die Götter ein moderneres Drahtlosnetzwerk. Vielleicht sind sie einfach treffsicherer.
    Was auch immer der Grund sein mag, Isis’ Portal funktionierte jedenfalls sehr viel verlässlicher als das, mit dem ich Leonid und mich nach Kairo gebracht hatte. Es setzte uns mitten in der Lobby von Haus Sonnenschein ab.
    Sobald wir heraustraten, sah Zia sich erstaunt um. »Wo sind sie denn alle?«
    Gute Frage. Wir waren im richtigen göttlichen Altersheim – dieselben Topfpflanzen, dieselbe Riesenlobby mit Ausblick auf den Feuersee, dieselben Säulenreihen aus Kalkstein, die mit geschmacklosen Postern lächelnder Greise und Sprüchen wie: Das sind eure besten Jahrhunderte! beklebt waren.
    Das Schwesternzimmer war nicht besetzt. In einer Ecke standen Infusionsständer, die aussahen, als hielten sie eine Besprechung ab. Auf den Sofas saß niemand. Auf den Couchtischen standen unordentlich nicht zu Ende gespielte Schach- und Senetspiele. Oh, ich hasse Senet.
    Während ich auf einen leeren Rollstuhl starrte und mich fragte, wo sein Besitzer wohl hinverschwunden war, ging der Stuhl plötzlich in Flammen auf und zerfiel zu einem Haufen verkokeltem Leder und halb geschmolzenem Stahl.
    Ich taumelte rückwärts. Hinter mir hielt Zia einen weiß glühenden Feuerball in der Hand. Ihre Augen flackerten so wild wie bei einem in die Enge getriebenen Tier.
    »Bist du verrückt?«, brüllte ich. »Was hast du –?«
    Sie schleuderte einen zweiten Feuerball auf das Schwesternzimmer. Eine Vase Gänseblümchen explodierte und brennende Blütenblätter und Tonscherben regneten auf den Boden.
    »Zia!«
    Sie schien mich nicht zu hören, sondern rief einen weiteren Feuerball herbei und zielte auf die Sofas.
    Ich hätte in Deckung gehen sollen. Ich war nicht darauf vorbereitet, bei der Rettung schlecht gepolsterter Möbel zu sterben. Ich stürzte mich auf sie und packte sie am Handgelenk. »Zia, hör auf damit!«
    Sie starrte mich mit Flammen in den Augen böse an – ich meine das ziemlich wörtlich. Ihre Iriden hatten sich in runde Scheiben orangefarbenen Feuers verwandelt.
    Das war natürlich erschreckend, aber ich ließ mich nicht einschüchtern. Im letzten Jahr hatte ich mich ziemlich an Überraschungen gewöhnt – immerhin entpuppte sich meine Katze als Göttin, mein Bruder verwandelte sich in einen Falken und Felix zauberte mehrmals die Woche Pinguine im Kamin.
    »Zia«, sagte ich mit Nachdruck. »Wir dürfen nicht das Altersheim abfackeln. Was ist bloß in dich gefahren?«
    Ein Ausdruck von Verwirrung huschte über ihr Gesicht. Sie hörte auf, sich zu wehren. Ihre Augen wurden wieder normal.
    Sie starrte auf den zerschmolzenen Rollstuhl, dann auf die qualmenden Überreste des Blumenstraußes auf dem Teppich. »Habe ich –?«
    »Diese Gänseblümchen getötet?«, beendete ich den Satz. »Ja, hast du.«
    Sie löschte den Feuerball; zum Glück, mein Gesicht fühlte sich schon langsam geröstet an. »Tut mir leid«, murmelte sie. »Ich – ich dachte, ich hätte das unter Kontrolle …«
    »Unter Kontrolle?« Ich ließ ihre Hand los. »Willst du damit sagen, du hast in letzter Zeit öfters mal Feuerbälle geworfen?«
    Sie sah immer noch verdutzt aus, ihr Blick wanderte durch die Lobby. »N-Nein … Vielleicht. Ich hatte immer wieder Blackouts. Wenn ich dann zu mir komme, kann ich mich an nichts erinnern.«
    »So wie gerade eben?«
    Sie nickte. »Amos sagte … Anfangs dachte er, es sei vielleicht eine Nebenwirkung aus meiner Zeit in dieser Grabkammer.«
    Ach ja, die Grabkammer. Sie war monatelang in einem Wassersarkophag eingeschlossen gewesen, während ihr Uschebti unterwegs war und vorgab, Zia zu sein. Der Oberste Vorlesepriester Iskander hatte geglaubt, es würde die echte Zia schützen – vor Seth? Vor Apophis? Wir waren immer noch nicht sicher. Für

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