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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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an? Und versucht nach allem, was Seth ihm angetan hat, dessen Kraft zu kanalisieren? Oh, nein!«
    Dass sie nicht antwortete, war Antwort genug.
    »Es wird ihn überfordern!«, rief ich. »Falls die rebellischen Magier herausfinden, dass sich der Oberste Vorlesepriester mit dem Gott des Bösen einlässt, genau wie sie dachten –«
    »Seth ist nicht einfach nur der Gott des Bösen«, rief mir Zia in Erinnerung. »Er ist Res Stellvertreter. Er hat den Sonnengott vor Apophis geschützt.«
    »Und du meinst, das macht es besser?« Ich schüttelte ungläubig den Kopf. »Und jetzt denkt Amos, du hättest Stress mit Re? Denkt er, dass Re versucht …?« Ich deutete auf Zias Kopf.
    »Sadie, bitte …« Ihre Stimme versagte kläglich.
    Vermutlich war es nicht fair von mir, sie so auszuquetschen. Sie schien noch verwirrter als ich.
    Aber es ärgerte mich einfach, dass Zia kurz vor unserer letzten Schlacht so durcheinander war – Blackouts hatte, wahllos Feuerbälle warf, die Kontrolle über ihre Macht verlor. Noch schlimmer war die Vorstellung, dass Amos irgendeine Verbindung zu Seth hatte – dass er tatsächlich beschlossen haben könnte, diesen schrecklichen Gott wieder in seinen Kopf zu lassen.
    Bei dem Gedanken drehte sich mein Magen zu unzähligen Tit -Amuletten – Isisknoten.
    Ich stellte mir den grimmigen Blick meines alten Feindes Michel Desjardins vor: Ne vois-tu pas, Sadie Kane? Das kommt davon, wenn man den Weg der Götter einschlägt. Deshalb war diese Magie verboten.
    Ich trat gegen die zerschmolzenen Überreste des Rollstuhls. Ein verbogenes Rad quietschte und wackelte.
    »Wir vertagen diese Unterhaltung«, entschied ich. »Uns läuft die Zeit davon. Also … wo sind die ganzen Alten hinverschwunden?«
    Zia deutete aus dem Fenster. »Dort«, erwiderte sie ruhig. »Sie machen einen Ausflug zum Strand.«
    Wir liefen zum schwarzen Sandstrand des Feuersees hinunter. Ich hätte hier nicht gern Urlaub gemacht, doch die alten Götter rekelten sich auf Liegen unter leuchtend bunten Schirmen. Andere schnarchten auf Badetüchern vor sich hin oder genossen in ihren Rollstühlen die brodelnde Aussicht.
    Eine schrumpelige vogelköpfige Göttin im Einteiler baute eine Sandpyramide. Zwei alte Männer – vermutlich Feuergötter – standen bis zur Hüfte in der flammenden Brandung, lachten und spritzten sich gegenseitig Lava ins Gesicht.
    Taweret, die Betreuerin, strahlte, als sie uns sah.
    »Sadie!«, rief sie. »Du bist früh dran diese Woche! Und du hast eine Freundin mitgebracht.«
    Normalerweise würde ich nicht still stehen bleiben, wenn mich ein grinsendes Nilpferd auf zwei Beinen umarmen will, doch ich hatte mich an Taweret gewöhnt.
    Sie hatte ihre hochhackigen Schuhe gegen Flip-Flops eingetauscht. Ansonsten trug sie ihre übliche weiße Schwesternuniform. Sie war – für ein Nilpferd – dezent mit Wimperntusche und Lippenstift geschminkt, ihr üppiges schwarzes Haar hatte sie unter ein Schwesternhäubchen gesteckt. Ihre zu enge Bluse spannte über einem gewaltigen Bauch – vielleicht ein Zeichen einer Dauerschwangerschaft, sie war schließlich die Göttin der Geburt, vielleicht aber auch ein Zeichen dafür, dass sie zu viele Cupcakes futterte. Ich wusste nie so recht.
    Sie umarmte mich, ohne mich zu zerdrücken, was ich echt zu schätzen wusste. Ihr Fliederparfüm erinnerte mich an meine Großmutter, die Schwefelflecken auf ihrer Uniform an meinen Großvater.
    »Taweret«, sagte ich. »Das ist Zia Rashid.«
    Tawerets Lächeln erstarb. »Ah … Ah, ich verstehe.«
    Ich hatte die Nilpferdgöttin noch nie so unangenehm berührt gesehen. Wusste sie irgendwie, dass Zia ihren Rollstuhl zerschmolzen und ihre Gänseblümchen abgefackelt hatte?
    Als das Schweigen anfing, peinlich zu werden, fand Taweret ihr Lächeln wieder. »Entschuldigung, ja. Hallo, Zia. Es ist bloß, du siehst so … ach, egal! Bist du auch eine Freundin von Bes?«
    »Ähm, nicht wirklich«, räumte Zia ein. »Also, vermutlich, aber –«
    »Wir müssen hier was erledigen«, sagte ich. »In der Oberwelt laufen ein paar Sachen schief.«
    Ich erzählte Taweret von den rebellischen Magiern, Apophis’ Angriffsplänen und unserem wahnsinnigen Vorhaben, den Schatten der Schlange aufzuspüren und totzutrampeln.
    Taweret schlug die Nilpferdhände zusammen. »Oje. Morgen ist Weltuntergang? Freitagabend wollten wir Bingo spielen. Meine armen Schätzchen werden so enttäuscht sein …«
    Sie warf einen Blick auf ihre tattrigen Schützlinge am

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