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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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Strand, von denen einige im Schlaf sabberten, andere schwarzen Sand verspeisten oder versuchten, mit der Lava zu reden.
    Taweret seufzte. »Wahrscheinlich ist es netter, wenn ich es ihnen nicht sage. Sie sind seit Ewigkeiten hier und niemand in der Welt der Sterblichen denkt mehr an sie. Nun müssen sie wie alle anderen zugrunde gehen. Ein solches Schicksal haben sie nicht verdient.«
    Ich hätte sie gern daran erinnert, dass niemand ein solches Schicksal verdiente – meine Freunde nicht, meine Familie nicht und schon gar nicht eine geniale junge Frau namens Sadie Kane, die noch das ganze Leben vor sich hatte. Aber Taweret war so lieb, dass ich nicht selbstsüchtig klingen wollte. Um ihr eigenes Leben schien sie sich nicht die geringsten Sorgen zu machen, sie dachte nur an das Verschwinden der Götter.
    »Wir geben noch nicht auf«, versprach ich.
    »Aber dieser Plan, den ihr da habt!« Taweret schauderte, was einen schwabbeligen Nilpferdfleischtsunami auslöste. »Das funktioniert nie!«
    »So wenig, wie den Sonnengott wieder zum Leben zu erwecken?«, fragte ich.
    Sie tat meine Bemerkung mit einem Achselzucken ab. »Na schön, meine Liebe. Ich muss zugeben, dass euch schon mal das Unmögliche gelungen ist. Trotzdem …« Sie warf Zia einen Blick zu, als würde die Anwesenheit meiner Freundin sie immer noch nervös machen. »Du wirst schon wissen, was du tust. Wie kann ich helfen?«
    »Können wir zu Bes?«, fragte ich.
    »Natürlich … aber ich fürchte, sein Zustand ist unverändert.«
    Sie führte uns den Strand entlang. Da ich Bes die letzten Monate mindestens einmal pro Woche besucht hatte, kannte ich viele der alten Götter vom Sehen. Ich entdeckte Heket, die Froschgöttin, die auf einem Sonnenschirm thronte, als wäre er ein Seerosenblatt. Ihre Zunge schnellte vor, als wolle sie etwas aus der Luft fangen. Gab es in der Duat Fliegen?
    Etwas weiter sah ich den Gänsegott Gengen-Wer, dessen Name – ohne Scheiß – Großer Schreier bedeutete. Als Taweret mir das zum ersten Mal erzählte, hätte ich fast meinen Tee herausgeprustet. Seine Erhabene Schreierei watschelte den Strand hinunter, krächzte die anderen Götter an und riss sie aus dem Schlaf.
    Allerdings war die Truppe bei jedem Besuch anders. Einige Götter verschwanden. Andere tauchten plötzlich auf – Götter aus Städten, die es längst nicht mehr gab; Götter, die nur ein paar Jahrhunderte lang verehrt und dann von anderen abgelöst worden waren; Götter, die so alt waren, dass sie nicht mehr wussten, wie sie hießen. Die meisten Zivilisationen hinterließen Tonscherben oder Bauwerke oder Literatur. Ägypten war so alt, dass es eine ganze Mülldeponie Götter hinterließ.
    Auf halbem Weg den Strand hinunter kamen wir an den beiden alten Knackern vorbei, die in der Lavabrandung gespielt hatten. Nun rangen sie, bis zur Taille im Feuersee stehend, miteinander. Einer verdrosch den anderen mit einem Anch und trällerte: »Es ist mein Pudding! Mein Pudding!«
    »Oje«, sagte Taweret. »Der die Flamme umarmt und Heißfuß können es wieder nicht lassen.«
    Ich unterdrückte ein Lachen. »Heißfuß? Was ist denn das für ein Göttername?«
    Taweret musterte die glutrote Brandung, als suche sie einen Weg, bei dem sie nicht verbrannt werden würde. »Sie sind Götter aus der Halle der beiden Wahrheiten, meine Liebe. Arme Teufel. Früher gab es zweiundvierzig von ihnen, jeder war dafür verantwortlich, über ein anderes Vergehen zu richten. Selbst damals konnten wir sie kaum auseinanderhalten. Und nun …« Sie zuckte mit den Achseln. »Traurigerweise erinnert sich kaum jemand an sie. Der die Flamme umarmt – das ist der mit dem Anch – war früher der Gott des Raubes. Wahrscheinlich hat ihn das paranoid gemacht. Ständig denkt er, Heißfuß hätte ihm seinen Pudding geklaut. Ich muss den Streit schlichten.«
    »Lass mich das tun«, sagte Zia.
    Taweret erstarrte. »Du, meine … Liebe?«
    Ich hatte eigentlich das Gefühl, dass sie etwas anderes sagen würde als Liebe .
    »Das Feuer macht mir nichts aus«, versicherte Zia. »Geht ihr zwei schon mal vor.«
    Keine Ahnung, wie Zia sich so sicher sein konnte. Vielleicht schwamm sie einfach lieber in Flammen, als Bes in seinem momentanen Zustand zu sehen. Wenn dem so war, konnte ich es ihr nicht verdenken. Die Erfahrung konnte einen echt runterziehen.
    Was immer der Fall war, Zia schlenderte auf die Brandung zu und watete hinein, als wäre sie eine flammenfeste Rettungsschwimmerin aus Baywatch

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