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Die Kanonen von Dambanor II

Die Kanonen von Dambanor II

Titel: Die Kanonen von Dambanor II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Stein- oder Luntenschlosswaffen nachzuladen.
    Dafür lagen vermehrt abgetrennte Gliedmaßen auf den Planken. Über dem Schiff hoben sich bereits die Schatten dunkler Schwingen als drohende Umrisse ab. Die Domboy-Vögel lauerten auf reiche Beute.
    Es wurde verbissen um jede Körperlänge auf den Planken der PARALA gekämpft. Überall starben Gheroor. Manche Kämpfer auf beiden Seiten waren bereits schrecklich verstümmelt und kaum noch in der Lage weiterzukämpfen.
    Handelsherr Nebos hatte sich in seiner Kabine verbarrikadiert. Am Kampfgeschehen beteiligte er sich nicht. Falls die Piraten das Schiff kaperten, hatte er zwar einen enormen finanziellen Verlust zu beklagen, aber er war sicher, sehr bald wieder in Soroba zu sein, wenn erst ein Lösegeld gezahlt worden war.
    Die Gilde der Handelsherren hatte dafür eigens einen Fond eingerichtet – ebenso die Gilde der lizenzierten Kapitäne.
    Für die einfachen Matrosen sah das natürlich ganz anders aus …
    Kapitän Bedros hatte jedoch vor Antritt der Fahrt darauf bestanden, dass erstens ausreichend Waffen für die Besatzung angeschafft wurden und zweitens die angeheuerten Matrosen den Nachweis erbringen mussten, mit diesen Waffen auch umgehen zu können.
    Die höheren Ansprüche an das Können der Besatzung bedingten zwar auch, dass man ihnen eine höhere Heuer zahlen musste, aber dieses Geld war gut investiert, wie sich nun herausstellte.
    Stück um Stück wurden die Angreifer zurückgedrängt oder starben unter den Hieben und Stichen der Verteidiger. Hier und da fiel noch ein Schuss.
    Die ersten Piraten kletterten bereits zu ihren Booten hinunter. Ein Matrose hieb eine der Strickleitern mit seinem Carass-Dolch durch, sodass mindestens ein Dutzend Echsenmänner in die Tiefe stürzte und ins Wasser klatschte.
    Das Gemetzel zog sich noch über Stunden hin. Die Besatzung der PARALA kannte keine Gnade mit den Piraten. Es war nicht üblich, sie einem Prozess zuzuführen. Gefangene wurden nicht gemacht, nur Köpfe abgeschlagen und die Körper ins Meer geworfen, damit die Domboy-Vögel nicht im Blutrausch zu einem Angriff auf das Schiff verleitet wurden. Die gewaltigen Raubvögel konnten großen Schaden anrichten, wie sich immer wieder zeigte.
    Die Piraten wehrten sich verzweifelt. Nach und nach gewann jedoch unaufhaltsam die Besatzung der PARALA die Oberhand.
    Die Schreie erstarben, der Kampflärm endete.
    Hier und da wurden Verletzte erschlagen und über Bord geworfen. Die Piraten flohen mit ihren Booten, die teilweise nur halb besetzt waren.
    »Die Kanonenmannschaften an ihre Geschütze!«, rief der Kapitän. »Schickt ihnen noch einen bleiernen Gruß hinterher, dieser Plage der Meere!«
    Die Mannschaft der PARALA war kampfesmüde, aber die Aussicht, den Feind vollständig vernichten zu können, spornte sie noch einmal an. Es war ein Ventil für den Hass der Seeleute, wie Kapitän Bedros als erfahrener Kommandant von Seglern aller Art sehr genau wusste. Und die Mannschaft brauchte dieses Ventil jetzt.
    Dröhnende Rufe vermischten sich mit angriffslustigen Zischlauten. Die Zackenkämme der meisten Matrosen waren ihrem Aggressions- und Erregungszustand entsprechend tief dunkelrot verfärbt.
    Geschützdonner zerriss die Stille der Nacht. Die Kugeln ließen Wasserfontänen aufspritzen. Eines der flüchtenden Boote kenterte. Die Insassen stürzten ins Wasser.
    Das war die Stunde der Domboy-Vögel.
    An das Schiff trauten sie sich nur in Ausnahmefällen heran. Aber einsame Schwimmer, deren Überlebenschancen ohnehin gegen null gingen, waren eine Versuchung, der sie nicht zu widerstehen vermochten. Sobald sich der Pulverrauch der ersten Kanonensalve verzogen hatte, stießen sie im Sturzflug auf die Schwimmenden. Schreiend wurden einzelne aus dem Wasser gezogen und in die Lüfte entführt.
    Es war ein Bild des Grauens.
    Aber niemand an Bord der PARALA empfand etwas anderes als Genugtuung.
     
     
    Kapitän Bedros trat an die Reling und steckte Degen und Pistole zurück hinter den Gürtel. »Werft auch die letzten Leichen über Bord! Ich will keinen übermütigen Domboy-Vogel an Bord kommen sehen, den der Blutgeruch kirre gemacht hat.«
    Der Zweite Offizier stand nachdenklich am Bug und blickte in Richtung der flüchtenden Boote, die nur noch als schattenhafte Umrisse im Nebel zu sehen waren. Eine weitere Salve hatte der Kapitän nicht gestattet. Munition hatte schließlich auch ihren Preis – wenn es andererseits auch mehr als wünschenswert gewesen wäre, die Zahl der Piraten

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