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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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zurückgegangen, um nachzusehen, und hatte Panayis bewußtlos auf dem Boden liegend gefunden. Miller, der den Griechen gestützt hatte, erklärte, er sei bei dem plötzlichen Haltmachen gegen Panayis gestolpert, dessen Bein sofort einknickte, so daß er schwerfällig umfiel und im Sturz noch mit dem Kopf gegen einen Stein schlug. Mallory hatte sich sofort nach ihm gebückt – Panayis war ein Gewaltmensch, der geborene Killer, und durchaus fähig, einen Unfall zu simulieren, wenn er meinte, dadurch noch ein paar Feinde mehr ins Visier nehmen zu können. Aber es sah nicht nach Täuschung aus: die klaffende Wunde über der Schläfe sprach für sich …
    Der deutsche Spähtrupp, der von ihrer Nähe nichts ahnte und geräuschvoll weiter bergauf stieg, kam bald außer Hörweite. Louki hatte schon geglaubt, der Festungskommandant habe in seiner Ratlosigkeit sämtliche Ausgänge der Höhlen am Teufelsspielplatz abriegeln lassen, was Mallory unwahrscheinlich fand, ohne jedoch weiter darüber zu diskutieren. Jedenfalls waren sie fünf Minuten später am Fuß des Tales, und nach weiteren fünf hatten sie nicht nur die Küstenstraße erreicht, sondern auch zwei Posten geknebelt und gefesselt – vermutlich die Fahrer –, die einen LKW und ein Stabsauto an der Straße bewachten. Hatten ihnen die Drillichanzüge und Stahlhelme abgenommen und die Entkleideten im Gebüsch versteckt.
    In den Ort hineinzukommen war lächerlich einfach gewesen, doch daß sie nicht auf Widerstand stießen, erklärte sich nur aus der Geschwindigkeit, mit der sie handelten. Neben Mallory auf der Fahrerbank sitzend und, wie er, in der den Deutschen abgenommenen Kleidung, hatte Louki den schweren Wagen gefahren, und zwar so großartig gefahren, wie Mallory es dem Bewohner einer abgelegenen ägäischen Insel niemals zugetraut hätte. Er war völlig verdutzt darüber, bis Louki ihn daran erinnerte, daß er viele Jahre im Konsulat als Privatchauffeur von Eugene Vlachos fungiert hatte. Die Fahrt in die Stadt hatte nicht ganz zwölf Minuten gedauert, denn der kleine Mann steuerte nicht nur vorzüglich den Wagen, sondern kannte auch den Weg so genau, daß er das Äußerste aus der starken Maschine herausholen konnte, obwohl er fast die ganze Zeit ohne Beleuchtung fuhr.
    Die Fahrt verlief glatt, ohne jeden Zwischenfall. In Abständen hatten sie mehrere an der Straße parkende LKW passiert und etwa drei Kilometer vor der Stadt einen Trupp von ungefähr zwanzig Soldaten getroffen, die ihnen in zwei Gliedern entgegenmarschierten. Louki hatte das Tempo gemäßigt – mit schnellerem Fahren hätte er sich sehr verdächtig gemacht, weil er die marschierende Truppe gefährdete – aber sofort die starken Scheinwerfer angestellt, um sie zu blenden, und hatte kräftig gehupt, während Mallory sich aus dem Fenster an der rechten Seite beugte und die Soldaten in einwandfreiem Deutsch beschimpfte, sie sollten gefälligst mehr Platz machen. Der junge Offizier, der die Truppe führte, stand schneidig stramm und warf zum korrekten militärischen Gruß die Hand an den Stahlhelm.
    Kurz danach waren sie durch ein Gebiet mit stufenförmig angelegten, von hohen Mauern umgebenen Gemüsegärten gefahren, dann zwischen einer halb zerfallenen byzantinischen Kirche und einem weißgetünchten orthodoxen Kloster hindurch, die sich seltsamerweise gegenüberstanden, und nach wenigen Augenblicken waren sie im unteren, alten Teil der Stadt. Mallory bekam einen flüchtigen Eindruck von engen, gewundenen, nur schwach beleuchteten Gassen, kaum breiter als ihr Wagen und mit riesigen Steinen gepflastert. Dann hatte Louki den Wagen in eine steile, stark gewölbte Straße gelenkt, wo er ganz plötzlich anhielt. Mallory hatte, seinen Blicken folgend, festgestellt, daß sie ganz menschenleer war, obwohl das Ausgangsverbot erst in einer Stunde begann.
    Am Haus neben dem Wagen sah er eine weiße Steintreppe ohne Geländer, die an der Wand empor bis zu einem durch reich reichverziertes Gitterwerk geschützten Vorplatz führte. Der noch halb betäubte Panayis war ihnen auf dieser Treppe vorangegangen, durch ein Haus – er wußte hier genau Bescheid –, über ein flaches Dach, wieder ein paar Stufen abwärts und durch einen dunklen Hof bis in das uralte Haus, in dem sie sich jetzt befanden. Louki war mit dem Wagen schon wieder fort, ehe sie die erste Treppe erstiegen hatten, und dann erst war es Mallory eingefallen, daß der Kleine es gar nicht für nötig gehalten hatte, ihm zu sagen, was er mit

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