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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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sich um mich Sorgen machten, deshalb bin ich den ganzen Weg gerannt. Das heißt: beinah den ganzen«, berichtigte er. »Bin ja nicht mehr der Jüngste, Herr Major.«
    »Den ganzen Weg – von wo?« fragte Mallory. Er war froh, daß die Dunkelheit sein Lächeln verbarg.
    »Von Vygos. Das ist ein altes Schloß, vor vielen Generationen von den Franken erbaut. Es liegt drei bis vier Kilometer von hier, an der Küstenstraße nach unten.« Er trank wieder einen Schluck Wein. »Ein bißchen weiter noch ist's wohl, aber langsam gegangen bin ich nur zweimal, ungefähr eine Minute, auf dem Rückweg.« Mallory kam es bei dieser Ergänzung vor, als hätte Louki sein Eingeständnis der Schwäche – daß er nicht mehr jung war – schon bedauert und es schnell wieder ausgleichen wollen.
    »Und was haben Sie dort gemacht?« fragte er.
    »Als ich Sie verließ, habe ich erst mal nachgedacht«, antwortete Louki auf Umwegen. »Ich denke eigentlich immer nach, das bin ich so gewöhnt. Ich überlegte mir folgendes: Wenn die Soldaten, die auf dem Teufelsplatz nach uns fahnden, merken, daß das Auto fort ist, werden sie wissen, daß wir nicht mehr in diesem verflixten Irrgarten sind.«
    »Ja«, sagte Mallory behutsam, »ja, das werden sie daraus schließen.«
    »Und dann werden sie sich sagen: ›Ha, den verdammten Engländern bleibt ja nur noch wenig Zeit!‹ Sie werden erkennen, daß wir wissen, wie wenig Aussicht sie haben, uns auf der Insel zu fangen – Panayis und ich kennen ja jeden Felsen, jeden Pfad und jede Höhle. Also können sie weiter nichts tun als aufpassen, daß wir nicht in die Stadt kommen. Sie werden alle in die Stadt führenden Wege abriegeln und meinen, daß heute nacht unsere letzte Chance ist, hineinzugelangen. – Sie können mir doch folgen?« fragte er besorgt.
    »Ich gebe mir die größte Mühe.«
    »Aber zuerst« – Louki spreizte dramatisch die Finger – »aber zuerst werden sie sich überzeugen, daß wir nicht schon in der Stadt sind! Sie wären ja blöde, draußen die Straßen zu sperren, wenn wir drin sind. Sie müssen unbedingt erst feststellen, daß wir nicht in der Stadt sind. Und daher – die Haussuchungen. Die gründliche Durchsuchung. Mit – wie sagen Sie noch? – mit dem ganz feinen Kamm!«
    Mallory nickte, ihm ging allmählich ein Licht auf. »Ich befürchte, er hat recht, Andrea.«
    »Fürchte ich auch«, sagte Andrea bedrückt. »Daran hätten wir denken müssen. Aber vielleicht können wir uns verstecken, auf den Dächern oder –.«
    »Mit dem ganz feinen Kamm, hatte ich gesagt«, unterbrach ihn Louki ungeduldig. »Aber es ist alles in Ordnung, Louki hat sich alles ausgedacht. Ich kann Regen riechen. Bald wird der Mond von Wolken bedeckt sein, dann können wir uns ohne Gefahr bewegen … Sie wollen gar nicht wissen, was ich mit dem Auto gemacht habe, Herr Major?« Louki amüsierte sich königlich.
    »Hatte ich ganz vergessen«, gestand Mallory. »Ja, was haben Sie damit gemacht?«
    »Ich habe es im Hof von Schloß Vygos gelassen. Dann habe ich das ganze Benzin aus dem Tank darübergegossen, und dann ein Streichholz angesteckt.«
    »Was?« Mallory glaubte, nicht recht zu hören.
    »Ein Streichholz angesteckt. Dabei muß ich wohl etwas zu dicht an dem Wagen gestanden haben, denn von meinen Augenbrauen scheint nichts übriggeblieben zu sein.« Louki seufzte. »Sehr schade – es war ein so prächtiger Wagen!« Dann strahlte sein Gesicht. »Aber bei Gott, Herr Major, er hat fabelhaft gebrannt.«
    Mallory starrte ihn an. »Zum Donnerwetter, weshalb –?«
    »Ganz einfach«, erklärte Louki geduldig. »Inzwischen müssen ja die Leute draußen auf dem Teufelsspielplatz gemerkt haben, daß ihr Wagen gestohlen ist. Sie sehen das Feuer, sie kommen schleunigst zurück, um – wie nennen Sie das?«
    »Nachzuforschen?«
    »Ach so. Nachzuforschen. Sie warten, bis das Feuer erloschen ist, dann forschen sie wieder. Keine Leiche, keine Knochen in dem Auto. Also durchsuchen sie das Schloß. Und was finden sie?«
    Schweigen herrschte im Raum.
    »Nichts!« ergänzte Louki. »Sie finden nichts. Und dann durchsuchen sie die Umgebung ein paar hundert Meter im Umkreis. Und was finden sie da? Wieder nichts. Dann also wissen sie, daß sie auf einen Schwindel 'reingefallen sind und wir uns in der Stadt befinden, und werden nun kommen und die Stadt absuchen.«
    »Mit dem feinen Kamm«, murmelte Mallory.
    »Ja. Und was finden sie?« Louki machte eine Pause, sprach aber auf einmal hastig weiter, als

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