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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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geduckte Gestalt fiel. »Mein Gott!« stieß er hervor. »Nicolai!«
    »Sie kennen ihn.« Es war keine Frage, nur eine Feststellung.
    »Selbstverständlich kenne ich ihn!« schnaubte Briggs. »Den kennt jeder hier. Nicolai, unser Wäscheboy.«
    »So, Ihr Wäscheboy? Gehört es zu seinen Pflichten, nachts in den Korridoren herumzuschnüffeln und an Schlüssellöchern zu horchen?«
    »Was soll das heißen?«
    »Was ich sage.« Mallory war sehr geduldig. »Wir haben ihn beim Horchen hier vor der Tür gefaßt.«
    »Nicolai?! Das glaube ich nicht.«
    »Achtung, Mister«, sagte Miller knurrend. »Mal langsam, eh' Sie einen als Lügner bezeichnen. Wir haben es alle gesehen.«
    »Vorsicht«, ermahnte Mallory ihn leise.
    Briggs starrte wie gebannt auf die schwarze Mündung des Revolvers, der nachlässig vor ihm hin und wer wedelte. Er schluckte und blickte schnell zur Seite. »Na, und?« Er zwang sich zum Lächeln. »Nicolai kann kein Wort Englisch sprechen.«
    »Mag sein«, stimmte Mallory trocken zu, »aber er versteht's jedenfalls recht gut.« Er hob die Hand. »Ich habe keine Lust, mich die ganze Nacht zu streiten, und schon gar nicht die Zeit. Wollen Sie bitte diesen Mann in Arrest nehmen lassen, und zwar in eine Einzelzelle, so daß mindestens für die nächste Woche niemand mit ihm in Verbindung treten kann. Das ist äußerst wichtig. Einerlei, ob er Spion ist oder bloß zu neugierig – er weiß viel zuviel. Später können Sie es machen, wie's Ihnen beliebt. Mein Rat wäre, ihn mit einem Fußtritt aus Castelrosso hinauszuwerfen.«
    »Ihr Rat, soso!« Briggs hatte seine normale Farbe und damit auch seine Courage wieder. »Was bilden Sie sich ein, zum Teufel, mir einen Rat oder Befehle zu geben, Hauptmann Mallory?« Er betonte scharf das Wort Hauptmann.
    »Dann erbitte ich es mir als Gefälligkeit«, plädierte Mallory, des Streits überdrüssig. »Ich kann's nicht erklären, aber es ist furchtbar wichtig. Hunderte von Menschenleben –.«
    »Hunderte von Menschenleben!« gab Briggs höhnisch zurück. »Melodramatisches, dummes Zeug!«
    Er lächelte unangenehm.
    »Ich schlage vor, daß Sie das für Ihre Revolverheldenbiographie reservieren, Hauptmann Mallory.«
    Mallory stand auf, ging um den Tisch und stellte sich dicht vor Briggs. Seine braunen Augen waren still und eiskalt. »Ich könnte mich ja, wenn ich wollte, gleich an Ihren Oberst wenden, aber ich habe das Gerede satt. Entweder tun Sie genau, was ich sage, oder ich gehe sofort zum Marinekommando und spreche über Radiotelefon mit Kairo. Und wenn ich das tue«, führte er aus, »dann schwöre ich Ihnen, daß Sie auf dem nächsten Schiff mit nach England befördert werden – und zwar zwischen den Truppen im Mannschaftsdeck.«
    Seine letzten Worte schienen im Echo unendlich lange durch den Raum zu hallen, so still war es geworden. Und dann verflog die Spannung ebenso plötzlich wie sie entstanden war, und Briggs' Gesicht, jetzt merkwürdig weiß und rot gefleckt, hatte die schlaffen und grämlichen Züge des Besiegten.
    »All right, all right«, sagte er. »Zu Ihren verdammten albernen Drohungen ist gar kein Anlaß – wenn die Sache für Sie so große Bedeutung hat.« Sein Versuch, sich noch in die Brust zu werfen und die Reste seiner zerstörten Würde wieder zusammenzuflicken, wirkte armselig, weil er zu leicht zu durchschauen war. »Matthews – holen Sie die Wache her.«
    Die starken Flugzeugmotoren auf Halbe Fahrt gedrosselt, stampfte das Torpedoboot, den Bug in eintönigem Gleichmaß hebend und senkend, in die lange, weiche Dünung aus Westnordwest. Zum hundertstenmal in dieser Nacht blickte Mallory auf seine Uhr.
    »Sind verspätet, wie, Sir?« fragte Stevens.
    Mallory nickte. »Wir hatten eigentlich direkt aus der Sunderland hier an Bord gehen sollen, aber es hat Aufenthalt gegeben.«
    Brown knurrte. »Maschinenschaden, könnte ich wetten.« Der Akzent seines heimatlichen Clyde war sehr ausgeprägt.
    »Ja, ganz recht.« Mallory blickte erstaunt hoch. »Woher wissen Sie das?«
    »Ist ja immer dasselbe bei den verflixten Maschinen auf Motorschiffen«, erwiderte Brown brummig. »Empfindlich wie die Filmstars, die Dinger.«
    Eine Weile herrschte Stille in der kleinen abgedunkelten Kammer, nur ein paarmal durch das Klirren von Gläsern unterbrochen, denn die Marine bewies auch hier ihre traditionelle Gastlichkeit.
    »Wenn wir Zeit verloren haben«, bemerkte schließlich Miller, »weshalb gibt dann der Käpt'n nicht mehr Gas? Mir wurde gesagt, daß diese

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