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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Irgendwo muß man ja sein Hauptquartier haben«, erklärte Rutledge geduldig. Plötzlich hellte seine Miene sich auf. »Also, alter Freund, ich wüßte da genau das Geeignete für Sie. Ein Boot, das weder auffällt noch zur Untersuchung reizt – eins, das den dringenden Wünschen aus Kairo entsprechen würde. Wie wäre es mit einem deutschen Schnellboot, in tadellosem Zustand, aus der Hand eines vorsichtigen Besitzers? Könnte man in England für zehntausend Pfund verkaufen. Würde in sechsunddreißig Stunden hier sein: Kamerad von mir in Bodrum –«
    »Bodrum?« fiel Mallory ein. »Bodrum? Das ist doch – liegt doch in der Türkei, nicht wahr?«
    »Türkei? Ach ja, wirklich, da haben Sie wohl recht. Irgendwoher muß man ja schließlich seinen Nachschub beziehen, finde ich.«
    »Na, jedenfalls vielen Dank« – Mallory lächelte – »aber dies ist genau, was wir brauchen. Warten könnten wir sowieso nicht.«
    »Ich wasche meine Hände in Unschuld.« Rutledge warf die Hände empor, zum Zeichen, daß er sich geschlagen gab. »Werde Ihnen ein paar Mann schicken, die Ihren Kram an Bord bringen.«
    »Das möchten wir lieber selbst machen, Sir. Es ist – na, sagen wir: Frachtgut besonderer Art.«
    »Ihr gutes Recht«, bestätigte der Major. »Bin bekannt, daß ich keine Fragen stelle. Wollen Sie bald los?«
    Mallory blickte auf seine Uhr. »In einer halben Stunde, Sir.«
    »Speck, Eier und Kaffee in zehn Minuten?«
    »Vielen herzlichen Dank.« Mallory strahlte. »Dieses Angebot akzeptieren wir sehr gern.«
    Er ging langsam zum Ende der Mole. Tief und mit Genuß atmete er die nach Kräutern duftende Morgenluft über dem Ägäischen Meer ein. Der Salzgeruch der See, der einschläfernd süße Duft des Geißblatts und der feinere und schärfere der Pfefferminze vermengten sich zu einem berauschenden, unbestimmbaren und unvergeßlichen Eindruck. Jenseits des Meeresarms erstreckten sich hinter dem Steilhang des Ufers leuchtend grün Fichten, Nußbäume und Stechpalmen, weit hinan die marschigen Weiden, und über sie hinweg trug aus der Ferne die duftbringende Brise das melodische Klimpern der Ziegenglocken, eine Heimweh erweckende Musik, echtes Symbol eines friedlichen Behagens, das der Ägäis bald nicht mehr beschieden war.
    Beinah unbewußt schüttelte Mallory den Kopf und schritt schneller nach dem Molenende. Die andern saßen noch da, wo das Torpedoboot sie kurz vor Tagesanbruch an Land gebracht hatte. Miller lag selbstverständlich lang ausgestreckt, die Mütze in die Stirn gezogen zum Schutz gegen die goldenen, fast noch waagrechten Strahlen der aufgehenden Sonne.
    »Bedaure, euch stören zu müssen und so weiter«, sagte Mallory, »aber wir starten in einer halben Stunde. In zehn Minuten gibt's Frühstück.« Er wandte sich an Brown. »Sie möchten sich gewiß gern mal die Maschine ansehen?«
    Brown erhob sich, ging zu der Kajike und blickte ohne Begeisterung auf das verwitterte Fahrzeug, das kaum noch Farbe am Rumpf hatte.
    »Ja, das möchte ich, Sir. Aber wenn die Maschine ebenso ist wie dieses jämmerliche Wrack …«
    In düsteren Vorahnungen schüttelte er den Kopf und schwang sich gewandt ins Boot hinab.
    Mallory und Andrea kletterten ebenfalls hinein und nahmen die Sachen in Empfang, die die beiden andern ihnen zureichten. Zuerst verstauten sie einen Sack voll alter Kleidungsstücke, dann die Lebensmittel, einen Primuskocher und Petroleum, die schweren Bergstiefel, Steigeisen, Hämmer, Picken und Rollen von Kletterseilen mit Drahtkern. Dann kamen, behutsamer behandelt, ein kombinierter Sender und Empfänger und der Generator dazu, mit einem altmodischen Kolbengriff. Danach die Schußwaffen: zwei deutsche Maschinenpistolen, zwei englische Brens, ein Mausergewehr und eine Pistole sowie ein Kasten mit ungeordneten, aber sorgfältig ausgewählten kleinen Gegenständen: Taschenlampen, Spiegel, zwei verschiedene Ausweispapiere für jeden und rätselhafterweise – eine Anzahl Flaschen Rheinwein, Moselwein und Likör.
    Zum Schluß verstauten sie mit übertriebener Vorsicht ganz vorn im Bug zwei hölzerne Kisten, eine grüne mittelgroße, mit Messingbändern verschlossene, und eine kleine schwarze. Die grüne enthielt Explosivstoffe: Trinitrotoluol, Amatol und einige Stangen Dynamit, ferner Handgranaten, Sprengkapseln mit Schießbaumwolle und Leinenschläuche. In einer Ecke der Kiste befanden sich ein Säckchen mit Schmirgelstaub, eins mit gemahlenem Glas und eine versiegelte Kruke mit Kalium. Diese drei

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