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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Kisten 40 bis 50 Knoten laufen können.«
    »Sie sehen schon jetzt grün genug aus«, sagte Stevens taktlos. »Sicher haben Sie noch nie bei schwerem Seegang auf einem MTB mit Höchstfahrt gestanden.«
    Miller verstummte für Sekunden. Er hatte tatsächlich nur seine Gedanken von dem inneren Unbehagen ablenken wollen. »Herr Hauptmann?« fragte er dann.
    »Ja, was gibt's denn?« antwortete Mallory schläfrig. Er hatte sich auf einer schmalen Sitzbank lang ausgestreckt, ein fast geleertes Glas zwischen den Fingern.
    »Geht mich nichts an, das weiß ich, Boß, aber – hätten Sie das ausgeführt, was Sie Hauptmann Briggs angedroht haben?«
    Mallory lachte. »Geht Sie wirklich nichts an, aber – nein, Korporal, das hätte ich nicht getan. Weil ich's gar nicht gekonnt hätte. Mit so großen Vollmachten bin ich nicht ausgestattet – und ich weiß nicht mal, ob's in Castelrosso überhaupt ein Funktelefon gibt.«
    »Ja-a. Ja-a, das hatte ich mir beinah schon gedacht.« Unteroffizier Miller rieb sein stoppeliges Kinn. »Aber wenn er auf Ihren Bluff nicht 'reingefallen wäre, was hätten Sie dann getan, Boß?«
    »Dann hätte ich Nicolai erschossen«, sagte Mallory gelassen. »Wenn der Oberst mich im Stich gelassen hätte, wäre mir keine andere Wahl geblieben.«
    »Das verstehe ich, und glaube Ihnen auch, daß Sie's getan hätten. Und jetzt fange ich auch langsam an, zu glauben, daß wir eine Chance haben … Aber eigentlich wünschte ich, Sie hätten ihn erschossen … und den kleinen hochtrabenden Herrn gleich mit. Mir hat nämlich das Gesicht von diesem Briggs gar nicht gefallen, als Sie da aus der Tür gingen. Niedertracht ist gar nichts dagegen. Der hätte Sie am liebsten umgebracht. Den haben Sie zu sehr in seinem Stolz getroffen, und für so eine Flasche gibt's auf der ganzen Welt nichts Wichtigeres als die eigene Person.«
    Mallory antwortete nicht, er schlief schon fest, das leere Glas war ihm aus der Hand gefallen. Nicht einmal das Gedröhn der schweren Maschinen, die auf vollen Touren liefen, als sie in das geschützte Fahrwasser der Straße von Rhodos bogen, vermochte bis in seinen abgrundtiefen Schlaf zu dringen.

3. KAPITEL
    Montag 07.00 bis 09.00 Uhr
    »Mein lieber Freund, Sie bringen mich in ganz schreckliche Verlegenheit.« Verdrießlich klopfte der Offizier mit der Fliegenklatsche, die einen Elfenbeingriff hatte, gegen sein tadellos bekleidetes Bein, deutete verächtlich mit der glänzenden Spitze seines Schuhs auf die uralte, breite, zweimastige Kajike, die mit dem Heck an der noch älteren und noch baufälligeren hölzernen Pier festgemacht war, auf der sie standen. »Ich schäme mich tatsächlich. Die Kundschaft von Rutledge & Company ist, das versichere ich Ihnen, nur an beste Ware gewöhnt.«
    Mallory unterdrückte ein Lächeln. Major Rutledge vom Regiment der »Buffs«, erzogen in Eton und Sandhurst, wie seine Sprache verriet, der Zahnbürstenschnurrbart millimetergenau geschnitten, die Khakiuniform von der wunderbaren Maßarbeit, wie nur erste Londoner Schneider sie liefern, paßte so verblüffend schlecht in die wilde Schönheit der felsigen, von Bäumen umsäumten Klippen an diesem gewundenen Gebirgsbach, und schien doch unbedingt hierher zu gehören. Denn seine lässige Sicherheit und seine majestätische Sorglosigkeit dominierten so über die Umgebung, daß man den Eindruck haben mußte, nicht er, sondern die ganze Landschaft müsse »falsch placiert« sein.
    »Gewiß, man sieht dem Boot an, daß es bessere Tage gesehen hat«, gab Mallory zu, »aber trotzdem ist gerade dieses das richtige für uns.«
    »Das will mir nicht in den Kopf, will mir absolut nicht in den Kopf.« Mit einem etwas ärgerlichen, aber wohlgezielten Hieb brachte der Major eine harmlos vorbeisummende Fliege zur Strecke. »Ich habe in den letzten acht, neun Monaten diverse Herrschaften mit allem Möglichen ausgerüstet – mit Kajiken, Barkassen, Fischerbooten und so weiter, aber bisher hat noch keiner den Wunsch geäußert, ihm das älteste und verkommenste Wrack zu besorgen, das sich finden ließ. Und das war nicht einmal leicht, kann ich Ihnen sagen!« Er verzog das Gesicht, als bereite ihm Schmerz, was er noch hinzufügen mußte: »Die Kerle wissen doch, daß ich sonst nicht mit solchem Gerümpel handle.«
    »Welche Kerle?« fragte Mallory neugierig.
    »Oh, die auf den Inseln da oben.« Rutledge deutete vage nach Norden und Westen.
    »Aber – aber die sind doch vom Feind besetzt –.«
    »Das ist unsere auch.

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