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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Miene, dann machte er jäh kehrt und ging, die Weinflaschen vorsichtig festhaltend, am Ufer entlang.
    »So«, sagte Mallory nachdenklich, »sie sind nur drei Mann. Dann dürfte es für uns leichter sein –.«
    »Fein gemacht, Sir!« Es war Stevens, der das in herzlichem Ton einwarf und ihn bewundernd ansah. »Vorzügliches Theater.«
    »Vorzügliches Theater!« äffte Miller ihm nach, während er seine schlaksigen Glieder über den Lukenrand vom Maschinenraum hievte. »Was heißt ›fein‹, Mensch? Ich hab', weiß Gott, kein Wort verstanden, aber für die Vorstellung würde ich glatt einen Oscar geben. War einfach gewaltig, Boß!«
    »Seid alle bedankt«, murmelte Mallory, »aber leider gratuliert ihr mir wohl zu früh.« Die plötzliche Kälte in seinem Ton fiel ihnen so auf, daß sie unwillkürlich mit den Blicken seinem Zeigefinger folgten. »Seht euch das an«, ergänzte er ruhig.
    Der Posten war ungefähr zweihundert Meter von ihnen am Ufer stehengeblieben und, nachdem er sichtlich erstaunt in den Wald zu seiner Linken gespäht hatte, zwischen die Bäume getreten. Ganz flüchtig hatten sie einen zweiten Soldaten sehen können, der mit dem jungen aufgeregt redete und heftig gestikulierend nach ihrem Boot wies, ehe beide im Dunkel des Waldes verschwanden.
    »Vorstellung verpfuscht«, sagte Mallory leise. Er wandte sich um. »Also genug davon. Jeder wieder an seinen Platz. Würde verdächtig aussehen, wenn wir tun, als hätten wir überhaupt nichts bemerkt, aber noch viel verdächtiger, wenn wir uns zu aufmerksam zeigen. Nur nicht den Eindruck erwecken, als hielten wir Kriegsrat.«
    Miller rutschte mit Brown in den Maschinenraum, Stevens begab sich in die kleine Vorschiffskabine. Mallory und Andrea blieben, ihre Flaschen in der Hand, an Deck. Der Regen hatte jetzt ganz aufgehört, doch der Wind nahm noch zu, fast unwahrnehmbar wurde er stärker und begann schon die Kronen der höchsten Fichten zu biegen. Vorläufig bot die Felsnase den Männern im Boot noch vollkommen Schutz. Mallory zwang sich, nicht daran zu denken, wie es jetzt draußen auf See sein mußte. Und sie mußten hinaus – wenn die MG sie nicht aufhielten –, daran war nichts zu ändern.
    »Was meinen Sie denn, was da vorging, Sir?« fragte Stevens aus dem Dunkel der Kabine.
    »Liegt doch wohl auf der Hand«, gab Mallory zurück, so laut, daß ihn alle verstehen konnten. »Die sind gewarnt worden. Fragt mich nicht, wie. Es ist das zweitemal schon – und sie werden jetzt noch mehr Verdacht haben, weil von der Kajike, die ausgeschickt war, um uns zu durchsuchen, kein Bericht gekommen ist. Die hatte doch eine Antenne, das wißt ihr ja?«
    »Aber weshalb sollten sie denn plötzlich so verdammt mißtrauisch sein?« fragte Miller. »Das will sich bei mir nicht zusammenreimen, Boß.«
    »Müssen wohl Funkverbindung mit ihrer Dienststelle haben. Oder Telefon – wahrscheinlich telefonische Verbindung. Da haben sie vermutlich gerade Bescheid gekriegt, sind nun überall kopflos.«
    »Also werden sie wohl jetzt eine kleine Armee von ihrem Stützpunkt schicken, um uns zu erledigen, was?« fragte Miller kummervoll.
    Mallory schüttelte energisch den Kopf. Sein Verstand arbeitete schnell und genau, und er meinte jetzt merkwürdigerweise, seiner Sache ganz sicher zu sein. »Nein, können sie nicht. Sieben Meilen in Luftlinie, über die rauhen Bergpfade und durch die Wälder zehn, vielleicht zwölf sogar – und das im Stockdunkeln. Fällt denen gar nicht ein.« Er wies mit der Flasche zum Wachtturm auf der Höhe. »Die haben heute ihren großen Abend.«
    »Also müssen wir jeden Augenblick gefaßt sein, daß die MG auf uns Feuer eröffnen?« Stevens sprach wieder so gekünstelt ruhig.
    Mallory schüttelte zum zweitenmal den Kopf. »Werden sie nicht tun, davon bin ich überzeugt. Ganz egal, wie mißtrauisch sie sind und für wie gefährlich sie uns im Grunde halten mögen – es wird ihnen tief in die Knochen fahren, wenn der Jüngling meldet, daß wir Ausweise und Genehmigungen haben, die General Graebel persönlich unterschrieben hat. In diesem Fall könnte es ihnen passieren, daß sie an die Wand gestellt werden, wenn sie uns umlegen. So leicht freilich nicht, aber Sie verstehen, wie ich's meine. Also: sie werden jetzt ihrer Dienststelle berichten, und der Kommandeur auf so einer kleinen Insel wird es nicht wagen, unseren Verein zu liquidieren, denn wir können ja ein Sonderkommando des Herrn Generals sein. Was folgt? Nun, er wird durch verschlüsselten

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