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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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verächtlich an. Wie fast allen Frontkämpfern waren ihm die »Quislinge« zuwider, auch wenn sie auf seiner Seite standen. Und in Griechenland gab es wirklich nur sehr wenige. »Ich habe eine Frage gestellt«, sagte er kalt. »Name des Schiffes, und wohin.«
    »Kajike Aigion«, erwiderte Mallory leichthin. »In Ballast nach Samos. Laut Order«, ergänzte er bedeutsam.
    »Wessen Order?« forschte der Soldat, gegen seinen Willen beeindruckt.
    »Des Kommandeurs in Vathy, General Graebel«, sagte Mallory leise. »Von dem Herrn General haben Sie doch gewiß schon gehört?« Er wußte, daß er sich damit auf sicherem Boden befand. Graebel war als Kommandeur von Fallschirmtruppen und strenger Offizier weit über diese Inseln hinaus bekannt.
    Mallory meinte sogar in dem Halbdunkel deutlich zu merken, daß der Posten bleicher im Gesicht wurde, wenn er auch hartnäckig weiterforschte.
    »Haben Sie Papiere? Ein Ermächtigungsschreiben?«
    Mallory seufzte träge, blickte über die Schulter und bölkte: »Andrea!«
    »Was willst du denn?« Andreas massiger Körper tauchte aus dem Niedergang auf. Er hatte jedes Wort des Gesprächs mitgehört und das geheime Stichwort von Mallory aufgefaßt. Eine frisch geöffnete Weinflasche in seiner riesigen Hand, in der sie fast klein wirkte, sagte er mit finsterer Miene: »Siehst du denn nicht, daß ich beschäftigt bin?« Dann stutzte er bei dem anscheinend unerwarteten Anblick des deutschen Soldaten, verzog das Gesicht noch böser und fragte gereizt: »Und was will der Kleine da?«
    »Unsere Pässe und die Fahrtgenehmigung vom Herrn General. Liegen unten.«
    Andrea verschwand mit tiefkehligem Gebrumm. Eine Leine wurde an Land geworfen und das Heck gegen die träge Strömung ans Ufer gezogen. Mallory reichte dem Soldaten die Papiere hinüber. Diese Papiere – eine zweite Garnitur neben denen, die sie notfalls auf Navarone benutzen sollten – erwiesen sich als genügend, und weit mehr als das. Andernfalls wäre Mallory auch sehr verwundert gewesen. Die Herstellung solcher Ausweise, einschließlich der nach Fotokopien gefälschten Unterschrift des Generals, war für Jensens Büro in Kairo reine Routinearbeit.
    Der Soldat faltete die Scheine zusammen und gab sie mit ein paar gemurmelten Dankesworten zurück. Er war noch fast ein Kind, wie Mallory jetzt sah: älter als neunzehn konnte er kaum sein. Ein nettes, ehrliches Gesicht – ganz anders als die Gesichter der jungen Fanatiker von der SS-Panzerdivision – und viel zu mager. Mallory war froh, denn es wäre ihm schrecklich gewesen, so einen Jungen töten zu müssen. Aber herausholen mußte er aus ihm soviel wie möglich. Er gab Stevens ein Zeichen, ihm die schon fast leere Kiste mit den Moselweinflaschen an Deck zu reichen. ›Jensen ist wirklich sehr gründlich gewesen‹, sann er, ›der Mann hat aber auch an alles gedacht …‹ Er wies mit einer lässigen Geste in Richtung zum Wachturm. »Wieviele seid ihr da oben?« fragte er.
    Der junge Soldat wurde sofort mißtrauisch, sein Gesicht bekam Spannung, als wittere er feindliche Absichten. »Wozu wollt ihr das wissen?« fragte er.
    Mallory stöhnte, hob wie verzweifelt die Hände und wandte sich bekümmert an Andrea. »Siehst du nun, wie die sind?« fragte er in klagendem Ton. »Trauen keinem Menschen und denken, jeder wäre so hinterlistig wie …« Er brach schnell ab und wandte sich wieder an den Deutschen. »Ich hab' bloß gefragt, damit wir nicht jedesmal, wenn wir wiederkommen, unnütze Mühe haben«, erklärte er. »Wir sind in ein paar Tagen wieder in Samos und haben hier unten noch eine ganze Kiste Mosel zum Verputzen. General Graebel versorgt seine – eh – seine speziellen Abgesandten sehr gut … Da oben in der Sonne muß man doch beim Dienst ganz schön Durst kriegen, was? Also los, für jeden eine Flasche. Wie viele Flaschen?«
    Die beruhigende Bemerkung, daß sie wiederkommen würden, und die ebenso beruhigende Erwähnung des Namens Graebel, wahrscheinlich auch das erfreuliche Angebot und der Gedanke, wie die Kameraden reagieren würden, wenn er es abwies, überwanden Skrupel und Skepsis.
    »Wir sind bloß drei«, sagte er brummig.
    »Also drei Flaschen. Hier«, sagte Mallory heiter. »Nächstesmal, wenn wir kommen, bringen wir euch Rheinwein. Prosit!« rief er, stolz lächelnd, daß er auch Deutsch konnte, und noch stolzer, als er deutsch »Auf Wiedersehen!« rief.
    Der Soldat murmelte eine Antwort. Er blieb noch einen Augenblick stehen, mit etwas beschämter

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