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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Stunde –.« Wieder spähte Mallory unter der Segeltuchdecke hinaus, dann sagte er, sich zu Andrea und Stevens zurückwendend: »Wird gerade so passen. Wir werden in einer Stunde auslaufen. Dann ist's schon so dunkel, daß wir vor unseren Freunden da oben halbwegs geschützt sind, und noch hell genug, um uns aus diesem verdammten Korkzieherkanal zu manövrieren.«
    »Meinen Sie, daß die versuchen werden, uns zu stoppen, Sir?« Stevens brachte seine Frage betont gleichgültig heraus, und hatte doch das Gefühl, daß Mallory seine Unruhe spürte.
    »Es ist unwahrscheinlich, daß sie sich ans Ufer stellen und uns mit herzlichem Hurra verabschieden werden«, antwortete Mallory trocken. »Wieviel Mann können sie nach deiner Schätzung da oben haben, Andrea?«
    »Zwei habe ich bisher gesehen. Vielleicht drei bis vier im ganzen, Hauptmann«, sagte Andrea nachdenklich. »Ist nur ein kleiner Posten, da sind die Deutschen sparsam mit Leuten.«
    »Ich glaube, du hast recht, ungefähr«, stimmte Mallory zu. »Die meisten werden im Ort einquartiert sein, der nach der Karte sieben Meilen von hier liegen muß, genau westlich. Es ist unwahrscheinlich –«
    Er unterbrach sich jäh und erstarrte, gespannt lauschend. Wieder hörte er den Ruf, diesmal lauter, im Befehlston. Sich innerlich verfluchend, daß er versäumt hatte, einen Posten aufzustellen – auf Kreta hätte ihn dieses Versäumnis das Leben gekostet –, zog er die Persenning beiseite und kletterte langsam an Deck. Er trug keine Waffe, aber in der linken Hand schlenkerte er eine halb leere Flasche Moselwein hin und her, die er, nach ihrem schon vor dem Aufbruch von Alexandria besprochenen Plan, eben schnell aus einem Kasten am Fuß der kleinen Kabinentreppe genommen hatte.
    Er torkelte, gut schauspielernd, übers Deck und griff gleich nach einer Stütze, als ob er sonst über Bord gestürzt wäre. Herausfordernd stierte er den knapp zehn Meter von ihm am Ufer stehenden Soldaten an. ›Der hat ja eine Maschinenpistole‹, dachte er, ›also hätte uns ein Posten hier auch nichts genützt.‹ Frech hob er die Flasche an den Mund und nahm ein paar tüchtige Schlucke, bevor er sich herabließ, mit dem Mann zu sprechen.
    Er konnte sehen, wie dem jungen Deutschen die Zornesröte in das schmale gebräunte Gesicht stieg. Ohne sich darum zu kümmern, zog er langsam, mit verächtlicher Geste, den zerschlissenen Ärmel seiner schwarzen Jacke über die Lippen und musterte, noch langsamer, den Soldaten von oben bis unten, so geringschätzig wie möglich.
    »Na?« fragte er schließlich im breiten Dialekt der Inseln. »Was willst du eigentlich, he?«
    Sogar im schwachen Licht der Abenddämmerung konnte er erkennen, wie die Fingerknöchel des Soldaten am Kolben der Pistole weiß wurden, und glaubte einen Moment, es zu weit getrieben zu haben. Er wußte, daß er nicht in Gefahr war – denn im Maschinenraum hatte der Lärm aufgehört, und Dusty Miller ließ die Hand niemals weit von seinem leise feuernden Revolver – aber er wollte kein besonderes Aufsehen erregen. Jetzt noch nicht. Nicht, solange die zwei schweren MG im Wachtturm bemannt waren.
    Mit fast sichtbarer Anstrengung zwang der junge Soldat sich zur Ruhe. Mallory brauchte nicht viel Phantasie, um zu erkennen, daß sein Zorn verrauchte und jetzt Unsicherheit und Zweifel in ihm arbeiteten. Und gerade das hatte er gewollt. Griechen pflegten, auch in der Trunkenheit, nicht so mit ihren Beherrschern zu reden, es sei denn, sie hätten ganz besondere Gründe, die ihnen erlaubten, sich so zu benehmen.
    »Wie heißt das Schiff? Wohin wollen Sie?« Der Soldat sprach das Griechische langsam und stockend, aber verständlich genug.
    Mallory setzte wieder die Flasche an den Mund, dann schmatzte er ganz laut vor Befriedigung, hielt sie am ausgestreckten Arm und betrachtete sie mit dem Respekt des begeisterten Kenners.
    »Eins kann man von euch Deutschen behaupten«, sagte er laut in vertraulichem Ton, »ihr versteht anständigen Wein zu bereiten. Ich wette, daß ihr hier an solche feinen Sorten nicht rankommt, was? Und das üble Zeug, das sie da oben zusammenbrauen (›oben‹ nannte man auf den Inseln das Festland), ist so harzig, daß es nur zum Feueranmachen taugt.« Er überlegte einen Moment. »Wenn ihr natürlich die richtigen Leute auf den Inseln kennt, geben sie euch schließlich auch mal ein bißchen Ouzo. Aber von uns kann manch einer außerdem noch die schönsten Rheinweine und Moselweine kriegen.«
    Der Soldat sah ihn

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