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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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war Turzig zwei Schritte vorgetreten und hielt seine Lampe ganz dicht vor Mallorys Augen. Fast zehn Sekunden starrte er in das abgewandte, verzerrte Gesicht des Neuseeländers, dann ließ er langsam den Arm sinken, so daß der grelle Lichtstrahl einen leuchtenden Schneekreis vor seine Füße legte. Allmählich begreifend, nickte er ein paarmal.
    »Natürlich«, murmelte er. »Mallory – Keith Mallory! Natürlich kenne ich den. In meiner ganzen Abteilung ist keiner, der nicht von ihm gehört hat.« Er schüttelte den Kopf. »Ich hätte ihn erkennen müssen, sofort eigentlich.« Eine Weile blieb er mit gesenktem Kopf stehen, kratzte scheinbar sinnlos mit der Spitze seines rechten Stiefels in dem weichen Schnee, dann blickte er plötzlich wieder auf. »Vor dem Krieg, und sogar im Krieg, wäre ich stolz gewesen, Sie persönlich kennenzulernen, aber nicht hier, jetzt nicht mehr. Ich wünschte nur, sie hätten einen andern geschickt!« Er zögerte, als wollte er noch etwas hinzufügen, sagte jedoch nur müde zu Andrea: »Entschuldigen Sie, Dicker, Sie sprechen tatsächlich die Wahrheit. Weiter.«
    »Aber gewiß!« Andreas Mondgesicht strahlte über und über vor Genugtuung. »Wir erkletterten also die Klippe, wie ich schon sagte – obwohl der junge Leutnant da so schwer verletzt ist – und brachten den Posten zum Schweigen. Mallory hat ihn getötet«, setzte er hinzu, ohne rot zu werden, »aber im ehrlichen Kampf. Den größten Teil der Nacht sind wir über den Paß gestiegen und fanden diese Höhlung kurz vor Tagesanbruch, vor Hunger und Kälte halb tot. Seitdem sind wir hier.«
    »Und seitdem hat sich nichts ereignet?«
    »Im Gegenteil.« Andrea schien sich als Mittelpunkt der Aufmerksamkeit richtig wohlzufühlen. »Zwei Leute kamen her, um mit uns zu sprechen. Wer sie waren, weiß ich nicht – sie hatten die ganze Zeit ihre Gesichter verhüllt – und woher sie gekommen sind, weiß ich auch nicht.«
    »Nur gut, daß Sie das zugeben«, sagte Turzig grimmig. »Ich weiß nämlich, daß jemand hier war. Habe den Ofen erkannt – es ist der von Hauptmann Skoda!«
    »So, wirklich?« Andrea hob in gutgespielter Überraschung höflich die Augenbrauen. »Das wußte ich nicht. Na, die haben eine Zeitlang miteinander gesprochen und –«
    »Konnten Sie aus dem Gespräch etwas heraushören?« unterbrach ihn Turzig. Die Frage kam so natürlich und spontan, daß Mallory den Atem anhielt. Großartig gemacht war das. Ganz sicher ging Andrea jetzt in die Falle. Doch Andrea war in dieser Nacht inspiriert.
    »Heraushören, von denen?« Andrea verkniff den Mund, um zu zeigen, daß man seine Langmut übel mißbrauchte, und blickte zornig flehend zum Himmel. »Herr Oberleutnant, wie oft soll ich Ihnen noch sagen, daß ich der Dolmetscher bin! Sie konnten sich doch nur mit meiner Hilfe unterhalten, und da weiß ich selbstverständlich, über was sie gesprochen haben. Sie wollen die großen Kanonen im Hafen sprengen!«
    »Ich habe auch nicht geglaubt, daß sie zu ihrer Erholung hergekommen sind«, sagte Turzig scharf.
    »Ah – aber Sie wissen nicht, daß sie die Pläne von der Festung haben. Sie wissen nicht, daß der Feind Sonnabend früh auf Kheros landen will. Sie wissen nicht, daß die ständig in Funkverbindung mit Kairo stehen. Sie wissen nicht, daß Zerstörer der britischen Marine am Freitag abend, sobald die großen Kanonen zum Schweigen gebracht sind, durch die Straße von Maidos laufen werden. Sie wissen ferner nicht –«
    »Das reicht!« Turzig klatschte in die Hände, sein Gesicht leuchtete vor Erregung. »Die Royal Navy, was? Wunderbar, wunderbar! So etwas wollen wir hören. Aber genug jetzt. Heben Sie das für Hauptmann Skoda und den Festungskommandanten auf. Wir müssen jetzt gehen. Nur eins vorher noch: die Sprengstoffe, wo sind die?«
    Andrea ließ betrübt die Schultern hängen und streckte abwehrend die Arme aus, Handflächen nach oben. »Das, Herr Oberleutnant, weiß ich leider nicht. Die haben sie 'rausgebracht und versteckt, sie meinten, es wäre hier zu heiß.« Er wies nach dem westlichen Bergpaß, in die dem Weg nach Leris Hütte entgegengesetzte Richtung. »Da irgendwo, glaube ich, kann's aber nicht genau sagen, denn das wollten sie mir nicht verraten.« Er warf einen erbitterten Blick auf Mallory. »Diese Briten sind alle gleich, sie trauen keinem Menschen.«
    »Das kann ich ihnen, weiß Gott, nicht verdenken!« sagte Turzig mit Nachdruck, während er Andrea angewidert fixierte. »Jetzt möchte ich

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