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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Hauptmann Mallory zum Sprechen zu bringen?« legte er ihm nahe.
    »Wie? Was haben Sie gesagt?« Auf einmal zog wieder ein Lächeln über das leichenhafte Gesicht, Skoda hatte sein Gleichgewicht wieder. »Sie sind übereifrig, Herr Oberleutnant. Erinnern Sie mich später, daß wir darüber sprechen. Sie unterschätzen mich. Genau das war nämlich meine Absicht: Mallory durch Erschrecken zum Reden zu bringen, und das haben Sie mir nun verdorben.« Er lächelte noch, sein Ton klang leicht, beinah scherzend, doch Mallory machte sich keine Illusionen. Er verdankte sein Leben diesem jungen Oberleutnant vom Jägerbataillon – wie leicht könnte man einen Menschen wie Turzig hochachten, sich mit ihm anfreunden, wenn dieser verfluchte, wahnsinnige Krieg nicht wäre …! Skoda stand wieder vor ihm, er hatte seinen Revolver auf dem Tisch liegen lassen.
    »Aber genug jetzt mit diesen Faxen, nicht wahr, Hauptmann Mallory?« Skodas Zähne gleißten förmlich im grellen Licht der nackten Birne an der Decke. »Wir haben ja nicht die ganze Nacht Zeit, das sehen Sie wohl ein.«
    Mallory sah ihn an, dann wandte er schweigend den Blick ab. In dem kleinen Wachlokal war es gewiß warm, fast stickig, und doch verspürte er jäh eine namenlose Kälte. Er erkannte in dieser Sekunde – ohne sagen zu können, wie das kam –, daß der kleine Mann vor ihm einen abgrundschlechten Charakter hatte.
    »Na, na, na«, sagte Skoda, »wir sind ja auf einmal gar nicht mehr so redselig, mein Freund. Oder doch?« Er summte ein paar Töne vor sich hin, dann blickte er wieder hoch und fragte, noch breiter lächelnd: »Wo sind die Sprengstoffe, Hauptmann Mallory?«
    »Sprengstoffe?« Mallory hob fragend eine Augenbraue. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Sie können sich also nicht erinnern?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »So.« Skoda summte wieder und stellte sich vor Miller auf. »Und wie ist's mit Ihnen, Verehrtester?«
    »Natürlich kann ich mich erinnern«, sagte Miller leichthin. »Der Captain wirft alles durcheinander.«
    »Ein vernünftiger Mann!« schnurrte Skoda, aber Mallory hätte schwören können, daß in seinem Ton eine gewisse Enttäuschung mitklang. »Dann mal los, mein Freund.«
    »Captain Mallory hat keinen Blick für Einzelheiten«, fuhr Miller gedehnt fort. »Ich war an dem Tag bei ihm. Er verleumdet einen edlen Vogel. Es war kein Bussard, sondern ein Geier.«
    Eine Sekunde nur verlor Skoda sein Lächeln, dann war es wieder da, so starr und unlebendig wie auf eine Maske gemalt.
    »Sehr, sehr witzige Leute, finden Sie nicht, Turzig? Die Briten nennen das Tingeltangelkomiker. Laß die lachen, solange sie Lust haben, bis der Henker ihnen die Schlinge zuzieht.« Er blickte Casey Brown an. »Vielleicht wissen Sie –?«
    »Ach gehen Sie los und springen Sie sich selbst ins Gesicht«, knurrte Brown.
    »Diese Ausdrucksweise ist mir fremd, aber ein Kompliment soll's wohl nicht sein.« Skoda nahm sich eine Zigarette aus einem dünnen Etui und klopfte sie nachdenklich auf dem Fingernagel ab. »Hm-m. Mitteilsam sind die Herren gerade nicht, Oberleutnant Turzig.«
    »Diese Männer werden Sie nicht zum Reden bringen, Herr Hauptmann«, sagte Turzig ruhig, aber entschieden.
    »Vielleicht nicht, vielleicht nicht.« Skoda war ganz gleichmütig. »Trotzdem werde ich die Auskünfte bekommen, die ich haben will, und zwar innerhalb von fünf Minuten.« Ohne Eile schritt er an seinen Tisch, drückte auf einen Knopf, drehte seine Zigarette in die Nephritspitze und lehnte sich gegen den Tisch, arrogant und verächtlich jede Bewegung betonend, sogar das gemütliche Kreuzen seiner Füße in den blitzblanken Stiefeln.
    Plötzlich flog eine Seitentür auf und zwei Männer stolperten, von Gewehrläufen gestoßen, in den Raum. Mallory hielt den Atem an und fühlte, wie seine Fingernägel sich heftig in die Handflächen gruben. Louki und Panayis! Louki und Panayis, gefesselt und blutend, Louki aus einem Riß über dem Auge, Panayis aus einer Kopfwunde. Also hatten sie auch die gefangen, und trotz seiner Warnungen!
    Beide Männer waren in Hemdärmeln. Louki, dem seine prächtig verbrämte Jacke, seine rote Schärpe und das kleine Arsenal von Waffen fehlten, die er sonst in ihr versteckt trug, wirkte armselig und kümmerlich. Sonderbar, weil er vor Zorn ganz rot war und sein Schnurrbart sich noch heftiger sträubte als sonst, wenn er sich ärgerte. Mallory sah ihn völlig ausdruckslos an, wie einen ganz Fremden.
    »Aber, aber, Hauptmann

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