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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Mallory«, sagte Skoda vorwurfsvoll, »haben Sie kein Wort zur Begrüßung von zwei alten Freunden? Nein? Oder sind Sie noch ganz überwältigt vor Staunen? Hatten nicht erwartet, sie so bald schon wiederzusehen, was, Hauptmann Mallory?«
    »Was ist das für ein billiger Trick?« fragte Mallory geringschätzig. »Ich habe diese Männer im Leben noch nicht gesehen.« Er fing einen Blick von Panayis auf, den er unwillkürlich festhielt: er sah den finsteren Haß, der ihn aus diesen Augen anstarrte, die unbeherrschte Bosheit – fast grauenerregend.
    »Selbstverständlich nicht.« Skoda seufzte gelangweilt. »Oh, selbstverständlich nicht. Das menschliche Gedächtnis ist ja so kurz, nicht wahr, Hauptmann Mallory?« Sein Seufzer war reines Theater, denn dieses Spiel, wie Katz und Maus, machte Skoda enorme Freude. »Immerhin, wir werden's noch mal versuchen.« Er drehte sich um, ging zu der Bank, auf der Stevens lag, zog ihm die Decke vom Körper und, ehe einer ahnte, was er beabsichtigte, hatte er mit der Kante seiner rechten Hand auf Stevens' gebrochenes Bein geschlagen, dicht unter dem Knie. Wie in einem Krampfanfall bäumte sich der ganze Körper des Verwundeten auf, doch nicht das leiseste Stöhnen entfuhr seinem Munde. Er war noch bei vollem Bewußtsein und lächelte Skoda an, während ihm Blut vom Kinn tropfte, da er sich die Unterlippe aufgebissen hatte.
    »Das hätten Sie nicht tun dürfen, Hauptmann Skoda«, sagte Mallory. Er flüsterte beinah, und doch klang seine Stimme unnatürlich laut in der absoluten Stille im Raum. »Dafür werden Sie sterben, Hauptmann Skoda.«
    »So? Ich werde sterben, meinen Sie?« Und noch einmal schlug er gegen das gebrochene Bein, und wieder ertrug Stevens es lautlos. »Dann kann ich jetzt lieber gleich zweimal sterben, wie, Hauptmann Mallory? Dieser junge Mann ist sehr, sehr zähe, aber die Briten haben doch so weiche Herzen, nicht wahr, mein lieber Hauptmann?« Sanft ließ er die Hand an Stevens Bein hinabgleiten und schloß die Finger um den bestrumpften Knöchel. »Sie haben genau fünf Sekunden, mir die Wahrheit zu sagen, Hauptmann Mallory, dann werde ich mich leider gezwungen sehen, dieses Bein anders einzuschienen – Gott im Himmel, was ist denn mit dem dicken Tolpatsch los?«
    Andrea war zwei Schritte vorgetreten und stand, auf den Füßen schwankend, nur einen Meter von ihm entfernt. »Hinaus will ich! Laßt mich hinaus!« Er atmete kurz und keuchend, senkte den Kopf, eine Hand an seiner Kehle, die andere über dem Leib. »Ich kann das nicht aushalten!« schrie er. »Luft, Luft! Ich muß Luft haben!«
    »Ah, nein, mein werter Papagos, Sie bleiben hier und freuen sich mit. Unteroffizier! Rasch!« Er hatte gesehen, wie Andreas Augen sich so verdrehten, daß nur noch das Weiße zu sehen war. »Dieser Dämelack wird ohnmächtig. Schaffen Sie ihn weg, bevor er auf uns fällt.«
    Mallory nahm flüchtig wahr, daß die zwei Wachen vorstürzten, er sah in Loukis Gesicht die Verachtung über das ihm Unfaßliche, streifte mit seinem Blick Miller und Brown und sah, wie der Amerikaner als Antwort lässig ein Auge zukniff und Brown ganz, ganz wenig den Kopf neigte. Und als die zwei Soldaten von hinten neben Andrea traten und sich seine schlafen Arme über die Schultern legten, sah er mit einem schnellen Blick nach halblinks, daß der nächste Posten jetzt nur gut einen Meter von ihm stand, ganz vertieft in das theatralische Bild von dem wankenden Riesen. Leicht wäre es, ganz leicht … der Mann trug sein Gewehr lose an der Seite: den hätte er niederwerfen können, bevor er merkte, was ihm geschah.
    Wie gebannt beobachtete er Andrea, der jetzt seine Unterarme, als gehorchten sie ihm nicht, an den Schultern der ihn stützenden Soldaten so weit hinabgleiten ließ, daß seine Handgelenke locker an ihren Hälsen lagen, die Handflächen nach innen. Und dann, als er sah, wie Andreas mächtige Schultermuskeln sich plötzlich mit einem Ruck spannten, warf er sich jäh wie ein Geschoß zur Seite und halb rückwärts, so daß seine Schulter den Posten mit tückischer Wucht gegen den Magen traf, dicht unter dem Brustbein. Nur ein »Uff!« entfuhr dem Mann bei diesem schmerzhaften Stoß, und als er gegen die hölzerne Wand krachte, wußte Mallory, daß er ihn, zumindest für eine Weile, kampfunfähig gemacht hatte.
    Schon im Sprung hatte er das widerlich dumpfe Aneinanderknallen zweier Köpfe gehört, und jetzt, als er sich auf die Seite drehte, konnte er gerade noch sehen, wie ein vierter

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