Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
Vom Netzwerk:
Hals, dasselbe Spitzgesicht und den kahlen Schädel –.«
    Er hielt plötzlich inne und bog sich zurück, als Skoda, das Gesicht bleigrau vor Wut, die schimmernden Zähne fletschend, mit der Faust nach ihm ausholte. In dem Schlag lag die ganze Kraft seiner zähen Muskeln, doch im Zorn hatte er schlecht gezielt: seine Faust traf harmlos ins Leere, er stolperte, kam halb wieder hoch, dann fiel er mit einem Schmerzensschrei zu Boden, denn Mallorys schwerer Stiefel hatte ihn direkt über der Kniescheibe getroffen. Kaum gestürzt, war Skoda rasch wie eine Katze wieder auf den Beinen, machte einen Schritt vorwärts und – fiel abermals schwer zu Boden, da das verletzte Bein einknickte.
    Einen Augenblick herrschte im Raum entsetztes Schweigen, dann war Skoda, indem er sich an der Kante des stabilen Tisches stützte, mühsam wieder auf die Füße gekommen. Er atmete hastig, sein schmaler Mund war eine harte, weiße Linie, die lange Säbelnarbe flammte rot in dem gelblichen Gesicht. Er blickte weder Mallory noch einen der anderen an. Langsam und betont ruhig begann er, in fast beängstigender Stille, sich um den Tisch herum nach seinem Platz zu bewegen, wobei das Gleiten seiner Hände auf dem Lederbezug der Platte den andern mit ihren überspannten Nerven wie ein lautes Scharren vorkam.
    Mallory stand ganz still und verfluchte innerlich seine Dummheit, während er mit ausdrucksloser Miene zusah. Er hatte die Sache zu weit getrieben. Nun zweifelte er nicht mehr daran – und auch keiner der anderen konnte daran zweifeln –, daß Skoda beabsichtigte, ihn zu töten. Und er wollte nicht sterben! Nur Skoda und Andrea würden sterben: Skoda durch Andreas Wurfmesser – Andrea wischte sich eben mit der Innenseite seines Ärmels wieder Blut vom Gesicht, wobei seine Fingerspitzen bis auf weniger Zentimeter der Messerscheide nahekamen – und Andrea erschossen von den Wachen, denn außer seinem Messer hatte er keine Waffe …
    ›Du Narr, du blöder, idiotischer Kerl!‹ beschimpfte sich Mallory immer wieder, unhörbar. Er drehte ein wenig den Kopf zur Seite und beobachtete aus dem Augenwinkel den ihm am nächsten stehenden Posten. Nahe bei ihm, und doch gut zwei Meter entfernt. Dieser Soldat würde ihn kriegen, das wußte er: der Feuerstoß aus seiner Maschinenpistole ihn glatt durchschneiden, bevor er sich gegen ihn werfen konnte. Aber er wollte es versuchen. Er mußte. Das zumindest war er Andrea schuldig …
    Skoda hatte die Rückseite des Tisches erreicht, zog sein Schubfach auf und nahm einen Revolver heraus. Eine kleine kurze Waffe von bläulich glänzendem Metall, registrierte Mallory sachlich. Wie ein Spielzeug, aber ein mörderisches. Genau der Revolver, den er bei Skoda erwartet hatte.
    Ohne Eile drückte Skoda auf den Ausklinker, inspizierte das Magazin, schlug es mit der Handfläche wieder zu, entsicherte und blickte Mallory an. Seine Augen hatten sich nicht im geringsten geändert, sie waren so kalt, dunkel und leer wie bisher. Mallory beobachtete von der Seite Andrea und spannte seine Muskeln gegen einen jähen Fall nach rückwärts. ›Jetzt kommt es‹, dachte er wütend, ›so müssen solche Idioten wie Keith Mallory sterben!‹ Und dann, ganz plötzlich und unbewußt, entspannte er den Körper wieder, denn er hatte Andrea im Auge behalten und auch ihm die Erleichterung angemerkt, denn Andrea ließ seine Hand sorglos vom Hals hinabgleiten, und sie umschloß nicht sein Messer. Am Tisch war Bewegung entstanden, und Mallory hatte noch im letzten Moment wahrgenommen, daß Turzig Skodas Hand mit dem Revolver auf die Tischplatte drückte.
    »Nicht das, Herr Hauptmann!« bat Turzig. »Um Gottes willen, so nicht!«
    »Nehmen Sie Ihre Hände weg«, raunte Skoda. Sein leerer Blick blieb auf Mallorys Gesicht geheftet. »Nehmen Sie Ihre Hände weg, sage ich – wenn Sie nicht denselben Weg gehen wollen wie Hauptmann Mallory!«
    »Sie dürfen ihn nicht töten, Herr Hauptmann«, sagte Turzig hartnäckig. »Das geht einfach nicht. Der Kommandeur hat sehr klare Befehle gegeben, Hauptmann Skoda: der Anführer soll ihm lebend gebracht werden.«
    »Er wurde eben auf der Flucht erschossen, klar?« sagte Skoda.
    »Das trifft nicht zu.« Turzig schüttelte den Kopf. »Wir können sie nicht alle erschießen, und die andern würden reden.« Er ließ Skodas Hände los. »Lebendig, hat der Kommandeur gesagt, allerdings nicht: wie lebendig.« Er senkte vertraulich die Stimme: »Vielleicht haben wir ja gewisse Schwierigkeiten,

Weitere Kostenlose Bücher