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Die Kanzlerin - Roman

Die Kanzlerin - Roman

Titel: Die Kanzlerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lenos Verlag
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den Durchblick hat. Und den hast du, Controller. Guter Nickname.«
    »Anarchisterix ist auch nicht schlecht.«
    »Wir sind die Guten, Controller. Die Kraft, die stets das Gute will und stets das Böse schafft – jedes Leben hat halt seine Tragik. Wir drehen alles um, wir stellen alles auf den Kopf.«
    »Und warum der Kopfstand?«
    »Eine andere Wahl gibt es nicht. Manche regieren, die anderen reagieren sich ab. Wir sind die anderen. Macht sehr viel Spass, das Abreagieren, aber das weisst du ja, Controller. Du bist einer von uns.«
    Loderer wünschte fröhliche Zeiten, loggte sich aus und klickte auf ein Spiel namens »Metal Gear«. Ein Spezialagent kämpft seit einundzwanzig Jahren gegen einen Roboter. Das Ziel: ein Spiel zu Ende zu spielen, ohne dabei jemanden zu töten. Der Programmierer meint: Die Hürde ist sehr hoch, aber wenn man sie überspringt, ist das eine sehr grosse Leistung, Gewalt zu vermeiden. Wenn man es schafft zu spielen, ohne zu töten, dann ist das die grösste Belohnung.

» M eine Herren, so leid es mir tut: Die von mir so eiligst einberufene Besprechung ist obsolet geworden. Monsieur Sarko hat mich vor wenigen Minuten darüber informiert, dass er einen engen Mitarbeiter gefeuert hat, der ihm offenbar Schauermärchen untergejubelt hat, die jeder Grundlage entbehren, aber, meine Herren, das werden Sie in den letzten Stunden wohl selbst festgestellt haben. Ich nehme an, Sie haben sich für diese Unterredung gründlich vorbereitet, wie das so Ihre Art ist, was nicht abschätzig gemeint sein soll, ganz im Gegenteil. Oder ist das Bundeskriminalamt, Herr Brack, in einer Art und Weise fündig geworden, die aus mir eine Art Frau Holle macht, die sich ihr Bett ausschütteln lassen muss, um wieder ruhig schlafen zu können?«
    Er hatte die französischen Dienste aufgescheucht, die amerikanischen, die britischen, sogar mit russischen Kontaktleuten hatte er Verbindung aufgenommen, aber was auf seinen Schreibtisch kam, war Müll. Nichts. Nicht der kleinste Anhaltspunkt dafür, dass in Deutschland irgendetwas passieren könnte, zumindest nicht in diesem Augenblick. Brack war stinksauer und machte daraus auch keinen Hehl. »Frau Kanzlerin, Sie können ruhig schlafen, und das in gewohnter Bettwäsche.«
    »Danke, Herr Brack, und so kann ich wohl davon ausgehen, dass auch unser Geheimdienstchef nichts sagen kann, was in diesem Raum zu panischen Reaktionen Anlass geben könnte.«
    Martin Puller wollte zu einem längeren Vortrag ansetzen, was die Kanzlerin dazu bewog, ihn vorsorglich sofort zu unterbrechen. »Unter den gegebenen Umständen«, sagte er dann nur, »ist es wohl besser, wenn ich mich äusserst kurz fasse. Es gibt, kurz gesagt, aus Sicht des BND gar nichts zu sagen.«
    Pierre Haxer, der Kanzleramtschef, lächelte.
    »Was gibt es da zu grinsen, Herr Haxer?«
    »Ist es nicht immer ein Lächeln wert, wenn das Leben seinen gewohnten Lauf und also keinen Schaden nimmt an irgendetwas?«,fragte Haxer, worauf sich die Kanzlerin vornahm, sich diesen Typ schon bald einmal, und das unter vier Augen, vorzuknöpfen.
    »Für den Moment also wär’s das«, sagte sie. »Ich wünsche frohes Schaffen und gutes Gelingen, auch in den paar Tagen meiner Abwesenheit. Sie wissen ja, die Politik macht bald Urlaub und ich auch.«
    Die Herren waren schon weg, als es zwitscherte. Die Kanzlerin suchte ihr Handy und las eine Mitteilung, die ihr ganz und gar nicht gefiel: »Frau Kanzlerin, Sie simsen gern, ich auch. Sie reden gern, ich auch. Sie sind allein, und das bin ich auch. Frau Kanzlerin, Sie sind Physikerin und also eine Natürliche. Das gefällt mir. Aber Sie sind misstrauisch, und das bin ich nicht. Dennoch traue ich Ihnen zu, dass Ihre Neugier grösser ist als Ihr Misstrauen. Und darum haben Sie nach meiner ersten Botschaft auch nicht sofort Ihre Handynummer gewechselt. Wollen Sie mit mir simsen?«
    Natürlich war die Rufnummer unterdrückt, so wie beim ersten Mal, als die Person geschrieben hatte: »Wenn es ein Land gibt, wo die Zitronen blühen, dann könnte das auch Deutschland sein. Doch viele Deutsche sind stinksauer. Sie verziehen den Mund, sagen aber nichts. So kann man keine Früchte geniessen. Passen Sie gut auf sich auf. Ein Wähler.«
    Im ersten Augenblick hatte sie an eine Warnung gedacht, vielmehr an eine Drohung, aber diese zweite SMS ärgerte sie bloss. Wer ihr schrieb, war ihr im Augenblick herzlich egal, vielmehr galt es abzuklären, wer ihre Handynummer weitergegeben hatte, die nur einem ausgewählten

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