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Die Kanzlerin - Roman

Die Kanzlerin - Roman

Titel: Die Kanzlerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lenos Verlag
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Gebräu, mit gelegentlichen – falschen – Alarmen. Einmal musste sie zusammen mit Ecstasy fluchtartig die Wohnung verlassen, weil Hardcore angeblich vergessen hatte, ein Ventil zu schliessen, und Flüssigkeit ausgeströmt war. Welche, wollte Anarchisterix nicht sagen, Lachgas war es jedenfalls nicht. Seit diesem Zeitpunkt verordnete Anarchisterix der Küchentruppe Schutzanzüge, was Clara lächerlich fand. »Die Reise führt nicht zum Mars, sondern zum Säntis«, sagte sie, aber nur Ecstasy lachte.
    »Die Deutschen haben heimlich fünf Agenten eingeschleust, mindestens«, sagte Tricolor. »Einer heisst Schwarzer. Ich kenne ihn. Gleicher Jahrgang. Gemeinsame Ausbildungszeit. Aber jetzt ist er bei der Kripo Berlin.«
    »Und was machen die hier?«, fragte Clara.
    »Örtlichkeiten checken, Hotelpersonal überprüfen,Anwohner, mögliche Anschlagsorte auskundschaften und vor allem: den Schweizern auf die Finger schauen. Zwei vom Bundeskriminalamt, zwei vom Bundesnachrichtendienst und Schwarzer. Ich frage mich, was der hier zu suchen hat.«
    Im Übrigen hatte Tricolor gute Nachrichten. Die Schweizer wollten die Säntisbahn schon am Dienstag überprüfen. »Dann kann ich zusammen mit Ecstasy und der Cateringfirma am Mittwoch in aller Seelenruhe die Kabine schmücken.«
    »Wann geht die Sonne auf am Donnerstag?«, fragte Clara.
    »Weshalb interessiert dich das?«, fragte Tricolor.
    »Weil die Kanzlerin den Sonnenaufgang sehen will auf der Fahrt zum Säntis.«
    »Und?«
    »Die Frage ist, ob wir sie noch einmal im Licht der aufgehenden Sonne erstrahlen lassen wollen oder es noch zappenduster ist, wenn es sie erwischt.«
    »Ich finde, man sollte eine Kanzlerin nicht im Dunkeln tappen lassen«, sagte Tricolor.
    »Dann muss Anarchisterix das aber berechnen«, erwiderte Clara und telefonierte mit dem Panoramarestaurant auf dem Säntis. »Danke«, sagte sie nach dem kurzen Gespräch. »Sonnenaufgang am 14. August um 6 Uhr 30.«
    Tricolor zählte: »4 plus 8 plus 2 plus 1 plus 2 plus 2 plus 3 plus X – gleich circa 25 Personen. Mehr werden nicht in der Seilbahn sein. Kanzlerin plus Minister plus Bodyguards plus Geheimdienstler plus BKA-Beamte plus Kabinenpersonal plus Appenzeller Musikgruppe. Ein Trio, übrigens.«
    »Und was wird serviert?«, fragte Ecstasy.
    »Prosecco, Weisswein, Käsekugeln, Gebäck, Brötchen, Fleischspiesschen, das Übliche«, sagte Clara, was sie ebenfalls von der sehr freundlichen Dame aus dem Panoramarestaurant erfahren hatte. »Es sei denn, eine Gruppe hat spezielle Wünsche.«
    »Die werden völlig verkatert auf die Schwägalp kommen nach der Zürcher Nacht«, sagte Tricolor, »und Tee bestellen.«
    Anarchisterix hatte Hunger und wollte sich ein paar Trauben in den Mund stopfen.
    »Zuerst ziehst du deine Lederhandschuhe aus«, sagte Clara. »Ausserdem hast du vergessen, die Küchentür zu schliessen.«
    »Wir machen Pause«, sagte Anarchisterix. »Es gibt Probleme. Diese verdammte Ventiltechnik.«
    »Die wird der verdammte Ventiltechniker Jodler schon lösen«, sagte Jodler, »aber jetzt gönne ich mir zuerst eine kleine Abwechslung.«
    »Mit wem?«, fragte Tricolor.
    »Mit einer kleinen Grossen«, sagte Jodler.
    »Vergiss es«, sagte Tricolor. »Keiner verlässt die Wohnung mehr allein ab jetzt. Wo liegt das Problem konkret?«
    »An sich gehen wir genauso vor wie die Amerikaner, als sie am 6. August 1945 Hiroshima mit der ersten eingesetzten Atombombe zerstörten. Die Bombe bestand im Prinzip aus einer Kanone, in die – mittels eines Sprengsatzes – ein Urangeschoss eingebaut war. Die Sprengladung wurde von einem Höhenmesser getriggert und in 600 Meter Höhe zur Zündung gebracht. Technisch gesehen, war das relativ einfach zu realisieren, einfacher, als wir es uns leider machen müssen. Weil die Atombombe ja mit einem Fallschirm aus dem Flieger auf die Erde schwebte, während wir in einer Kabine mit 50 Kubikmetern operieren müssen. Zudem klebt unsere Atombombe in Form eines Feuerlöschers an der Kabinendecke. Kohlenmonoxid und Lachgas sind schwerer als Luft, sacken also ab. Aber eben nicht mit Fallschirmchen und also nicht ganz so leise. Es wird zischen, wenn die Gase ausströmen. Und diese Zischlaute müssen wir auf ein absolutes Minimum reduzieren. Ausserdem besteht Cookie darauf, dass zuerst Lachgas ausströmen soll …«
    Anarchisterix schüttelte den Kopf. »Es braucht also zwei Druckkammern. Und das muss ventiltechnisch so gemacht sein, dass unmittelbar nach dem Ausströmen

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