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Die Kanzlerin - Roman

Die Kanzlerin - Roman

Titel: Die Kanzlerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lenos Verlag
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Anschlag, noch etwas in St. Gallen zu tun. Was vorzubereiten ist.«
    Tricolor: »Spuren oder Personen beseitigen? Drecksarbeit?«
    Cookie: »Notwendige Arbeit. Hardcore und Anarchisterix – die Gruppe muss abspecken.«
    Tricolor: »Und Jodler? Ecstasy? Clara?«
    Cookie: »Jodler und Clara haben unser Vertrauen, und Ecstasy ist harmlos.«
    Tricolor: »Wie?«
    Cookie: »Deine Sache. Aber Material ist ja da, in eurer Küche. Jodler soll einen Schlauch mehr besorgen und installieren.«
    Tricolor: »Weisst du, wie es ist, wenn ein Mensch erstickt?«
    Cookie: »Frag Clara.«

    »Rosarot«, sagte Clara, »die Leichen sind rosarot. Gerichtsmediziner haben meist schlimmere Anblicke zu ertragen. Bei einer Kohlenmonoxidvergiftung erstickt man innerlich. CO hat im Vergleich zu Sauerstoff eine 300fach höhere Affinität zumHämoglobin und lagert sich dort so an, dass Carboxyhämoglobin gebildet wird.«
    »Heisst?«, fragte Tricolor.
    »Der Sauerstoff wird blockiert, und es kommt zu einer Hypoxie.«
    »Heisst?«
    »Erste Vergiftungserscheinungen ab einem COHb-Anteil von 25 Prozent im Blut, ab 60 Prozent Koma, Exitus.«
    »Konkret«, sagte Tricolor. »Ich will es konkret wissen, wie der Mensch erstickt. Wie die Menschen ersticken, die wir töten.«
    »So dramatisch?«, fragte Clara.
    »So realistisch«, sagte Tricolor. »Man muss wissen, was man tut.«
    »Schon bei 5 bis 15 Prozent CO-Hämoglobin könnte man eine leichte Sehschwäche der Opfer diagnostizieren. Und vielleicht merkt das jemand auch, weil plötzlich das Fixierte verschwimmt.«
    »Und dann?«
    »Und dann hat die Kanzlerin vielleicht leichte Kopfschmerzen, ist ein bisschen müde, fühlt sich unwohl oder hat Herzklopfen.«
    »Und dann?«
    »Dann wird es dem Minister Engel vielleicht so schwindlig, dass er sich setzen muss. Er schlafft ab. Er kann sein Sektglas nicht mehr halten. Er ist gelähmt.«
    »Und dann?«
    »Dann kollabiert die Entwicklungshilfeministerin und fällt in Ohnmacht. Und dann wird aus dieser Ohnmacht eine tiefe Bewusstlosigkeit, die Körpertemperatur sackt ab, und aus der tiefen Bewusstlosigkeit wird ein Tod, den Gerichtsmediziner definitiv feststellen werden, wenn unser Grüppchen auf dem Säntis eingetroffen ist.«
    »Und wenn Anarchisterix eine extrem hohe letale Dosis mixt?«
    »Dann sieht die Kanzlerin plötzlich den Engel nicht mehr, dasSektglas fällt ihr aus der Hand, und sie kippt um und fällt auf ihren toten Leibwächter. Dann ist in zwei Minuten alles vorbei.«
    Clara schwieg, und Tricolor hatte keine Fragen mehr. Doch, eine noch: »Clara, du bist Ärztin. Hast du keine Probleme damit?«
    »Tricolor, wer und was du bist, weiss ich nicht. Aber offenbar bist du ein Mensch, der Probleme damit hätte, wenn eine Ärztin damit keine hätte.«
    »Auf ein offenes Wort«, sagte Tricolor.
    Clara schaute ihn an. Nicht misstrauisch, eher neutral. »Was willst du wissen, Tricolor?«
    »Warum? Warum machst du bei uns mit?«
    »Privatsache«, sagte Clara. »Oder du legst deine Karten auch auf den Tisch.«
    »Ich hab keine Karten«, sagte Tricolor, »ich spiele nicht, ich spiele nie«, und schwieg.

» A uf einen Sprung nur, Herr Kranich«, hatte sie gesagt, und er hatte sich beeilt.
    »Sagen Sie mir doch, Herr Kranich, braucht es gutes Schuhwerk auf dem Säntis?«
    »Sandalen wären schlecht.«
    »Und Turnschuhe? Ich habe mir ein paar Nike gekauft neulich, wandertauglich, weiss, und ich fühle mich sauwohl darin. Aber ich weiss nicht, ob sie auch gletschertauglich sind.«
    »Das Eis ist auch in der Schweiz nicht mehr so ewig wie früher.«
    »Herr Kranich, wenn Sie schon ausnahmsweise einmal gut gelaunt sind: Würde es Ihnen etwas ausmachen, mich aufzumuntern? Ich möchte von Ihnen gern einmal was Lustiges hören.«
    »Ich kenne nur einen Witz«, sagte Kranich.
    »Ich kann mir Witze auch nicht merken, Kranich, also versuchen Sie es.«
    »Geht ein Mann zum Psychiater …«
    »… was Männern generell zu empfehlen wäre …«
    »… und sagt …«
    »Was? Ein Mann sagt etwas? Ein Mann, der redet? Freiwillig? Ist das die Pointe, Kranich?«
    »Der Mann sagt: ›Ich weiss schon, was mir fehlt, Herr Psychiater. Ich komme nur, um eine Zweitmeinung einzuholen.‹«
    »Nicht übel, Herr Kranich, dieser Witz hat sogar einen Hauch von Witz. Wobei allerdings die Frage offenbleibt, wer dieser Mann ist und was ihm fehlt. Was glauben Sie? Was fehlt dem Mann?«
    »Erstmeinungen«, sagte Kranich, »persönliche Meinungen. Meinungen über

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