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Die Kanzlerin - Roman

Die Kanzlerin - Roman

Titel: Die Kanzlerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lenos Verlag
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hatte er noch etwas in Luxemburg zu tun. Kiki Ritz, nicht nur Geld und Macht gehören zusammen, sondern auch Geld und Geist. In diesem Sinne wünsche ich dir zwar möglichst viel Geld für unsereStaatskasse, aber gelegentlich auch eine Stunde des Geistes. Und wenn das zu anstrengend sein sollte, dann zumindest eine Geisterstunde mit wohlmeinenden Geistern.«

S ie war als Letzte aus dem Zug gestiegen, lange nach den anderen Passagieren, und Loderer hatte sich schon damit abgefunden, dass sie es sich im letzten Augenblick doch noch anders überlegt hatte.
    Er erkannte sie sofort. Gross, schlank, athletische Figur, rote Haare, hautenge Jeans. Sie kam unerträglich langsam auf ihn zu, und so ging auch er wie in Zeitlupe in ihre Richtung.
    Dann schauten sie sich an. Loderer umarmte sie und griff ihr an den Hintern. Weil er gesimst hatte: »Ich bin heiss. Meine Hände sind heiss. Sie sind so heiss, dass sie deinen Arsch verbrennen werden, wenn ich dich auf dem Bahnsteig anfasse. Du wirst ein Brandmal haben von Anfang an. Mein Fingerabdruck auf deinem Hintern für immer.«
    Ihr Lachen gefiel ihm. Ihre Stimme war tiefer als erwartet, aber so träge, wie sie ging, an seiner Seite jetzt, zu den Taxen. Er trug ihre Tasche und sagte: »Ja.« Sie blieb stehen, schaute ihn an und sagte: »Ja.«
    Für eine Zigarettenlänge standen sie vor den Taxen und rauchten. Er küsste sie und drückte zwei Finger in ihren Spalt. Sie liess es wortlos geschehen.
    Die Fahrt ins Hotel war kurz.
    Sie legte sich aufs Sofa und fragte: »Bin ich schon rot?« Sie holte den Vibrator aus ihrer Tasche, aber die Batterie war leer.
    »Ich habe Hunger«, sagte er.
    »Gute Idee«, sagte Jenny, »Ficken braucht Energie.«
    Sie hatte grossen Appetit und steckte beim Nachtisch einen Finger in die Schokoladentorte. Er saugte an ihrem Finger, als der Kellner den Kaffee brachte.
    »20 Uhr«, sagte Loderer. »Gehen wir ins Kino?«
    Sie tauchte ihre Finger in die Schlagsahne und schlürfte.

J odler war kein Naturmensch. Er vermisste auf der Schwägalp weder das Zirpen der Grillen noch Kuhglocken. Trotzdem setzte er sich zum Abendessen auf die Terrasse. Bald aber wurde es ihm zu kühl, und er nahm seinen Teller und ging ins Restaurant.
    Anton Kalkstein, der Wirt, unterhielt sich mit einem dynamisch wirkenden Mittdreissiger, der gestikulierte und offenbar bester Laune war. Kalksteins Stimme dagegen klang wie sediert: »Du hast deinen Job, Titus, und das gönne ich dir auch. Du kannst gross aufspielen, bei den hohen Damen und Herren, und dein Chörli weltberühmt machen – aber mir bringt das ehrlich gesagt nichts, rein gar nichts.« Kalkstein war niedergeschlagen, und Jodler wusste, warum. Cookie hatte ihn darüber informiert, dass sich die Kanzlerin-Reisegruppe kurzfristig entschlossen hatte, sich nicht im Berghotel zu verköstigen, weil die Seilbahn ja für Speis und Trank sorgte. »Egal«, sagte Kalkstein, »jodle den Deutschen etwas vor, und vergiss nicht, dein Kässeli mitzunehmen. Spielt ein Duo, Meisterdirigent Titus Annaheim?«
    »Ein Trio«, sagte Annaheim, und Jodler schaute ihn sehr genau an. Den Mann, der in wenigen Stunden sein letztes Konzert geben und damit zu Weltruhm kommen würde. Braungebrannt, ein Familienvater. Jodler war sicher, dass Annaheim drei Kinder hatte.
    21 Uhr. Ab jetzt waren Tricolor und Ecstasy in Aktion. Jodler war nervös und rief die Kellnerin. »Alkohol«, sagte er. Und weil sie nicht reagierte, präzisierte er sein Bedürfnis: »Schnaps.« Er wollte schlafen und nie mehr aufwachen. Denn wenn er wach wurde, war Anarchisterix tot. Und Hardcore auch. Anders konnte es nicht kommen. Weil er ein guter Elektrotechniker war. Ventiltechnisch konnte nichts schiefgehen. Auch in der Seilbahn nicht.Daran dachte Jodler und nach dem dritten Schnaps nur noch daran und nicht mehr an Anarchisterix.
    Jodler stellte den Wecker auf 4 Uhr.

Z unächst war Tricolor sehr erleichtert. Die Cateringfirma Einhorn hatte lediglich zwei weitere Mitarbeiter engagiert. Hilde, eine resolute Dame, die mit einem Transporter vorgefahren war, ausstieg und rief: »Diese Schwägalp ist immer wieder eine Wucht, die haut mich doch jedes Mal um.« Sie machte ein paar stämmige Schritte und öffnete die Schiebetür. »Anpacken erlaubt«, sagte sie, und Tricolor und Ecstasy beeilten sich. Der Alpinistenrucksack mit dem Feuerlöscher war im Kofferraum.
    Ein gewisser Elias packte ebenfalls an, ein Typ, den Tricolor spontan nicht ausstehen konnte, jovial und schmierig,

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