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Die Kanzlerin - Roman

Die Kanzlerin - Roman

Titel: Die Kanzlerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lenos Verlag
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Kranz aufdie Couch zu legen. »Frau Merrit Amelie, du hast Lippenstift auf deinem Näschen. Puderst du dich? Oder möchtest du vielleicht gepudert werden?«
    Merrit Amelie Kranz sagte: »Dingdangdong.«
    »Dongs sind mir am liebsten«, sagte Kiki Ritz, überrascht, dass er wieder einmal ein Wort verstanden hatte. »Herzchen, der Herr Minister hätte gerne noch zwei schöne Dongdongs. Oder kommst du von den Kapiralen?«
    Yvonne kicherte.
    »Hören Sie auf zu kichern!«, befahl Kiki Ritz in albern gestelztem Ton. »Wir sind zwei Kichererbschen«, rief er, aber jeder war jetzt mit sich selbst beschäftigt. »Kichererbschen mit Eisbein, darauf hätte ich jetzt grosse Lust«, sagte er und übergab sich. »Sofort aufwischen!«, kreischte Merrit, und Amelie Kranz sagte das auch, bis Kiki Ritz merkte, dass es sich dabei um dieselbe Person handelte.
    »Hauptsache, du plünderst die Staatskasse nicht«, sagte Hendricks, »alles andere ist mir scheissegal. Aber dass sich die Kanzlerin erlaubt hat, ihre Fingernägel weiss anzumalen, das ist mir nicht egal.«
    Bankchef Glanzmann fühlte plötzlich eine Hitze in sich, die ihn zornig machte. »Amelie Merrit oder Merrit Amelie, Sie haben feuerrote Haare, und eigentlich müsste man sie mit dem Feuerlöscher löschen. Aber mich interessiert nur, ob zu Ihrer Zeit eigentlich alle Weiber zwei Männer geheiratet haben, um zu einem Doppelnamen zu kommen. Und ob alle diese Weiber Feuerlöscherhaare hatten. Und warum Hexen damals so in Mode waren. Das möchte ich jetzt gerne wissen von Ihnen, Frau Merrit Gebit Kermit. Frau Frosch Fischerau. Frau Augenweide Schönefeld. Schöne Frau Flug-Hafen.«
    »Das Bier hier war gepanscht«, brüllte Hendricks. »Herr Kohlemacher Glanzmann, wo haben Sie eigentlich Ihr Geld geparkt?Wenn Sie es zugeben, dann verpasst Ihnen Kiki Ritz einen Strafzettel über fünf Euro. Wegen Falschparkens.«
    »Ich habe eben von roten Bananen geträumt«, sagte der Bankchef.
    »Verdammt noch mal, die Kanzlerin hat sich aus dem Staub gemacht.« Engel war jetzt völlig ausser sich. »Die Kanzlerin ist abgehauen. Wie de la Mare. Das hätte ich ihr nie zugetraut. Wir rufen sie jetzt gemeinsam, im Chor und untermalt mit Appenzeller Musik. Titus, ein Tusch! Frau Kanzlerin, Frau Kanzlerin, wo kämen wir denn hin ohne Sie? Frau Kanzlerin, Frau Kanzlerin, bitte melden.« Nur Yvonne und Laetitia stimmten ein.
    »Ich suche sie«, sagte Kiki Ritz, »weil sie mich mag. Und heute möchte ich sie endlich einmal küssen. Frau Doppelname, sind Sie – zufällig – der Kanzlerin begegnet in dieser Kabine?«
    »Ich habe sie gesehen.« Merrit Amelie Kranz strahlte.
    »Bevor wir den Gipfel erstürmen«, Valentin Hendricks wischte sich jetzt pausenlos den Schweiss von der Stirn, »möchte ich von allen wissen, was Sie eigentlich über diese Schweiz wissen.«
    Lothar Engel versuchte, vom Sofa aufzustehen, fiel aber zurück und blieb liegen wie eine Flunder. »Erstens Ricola«, sagte er, »zweitens Uhren – was ich zwar nicht ganz verstehen kann, weil wir ja alle irgendwie gleich ticken, also nicht ganz richtig. Drittens Alexander Frei, was Fussball ist. Und schliesslich Kachelmann, der mehr Kapriolen macht als das Wetter.«
    Kiki Ritz stand an der Glastür, schaute auf eine Bergwand und sagte: »Hallo, Sonne, du bist also wieder aufgegangen, grüsse Mond und Sterne, wenn du wieder untergehst.«
    »Das hast du wunderschön gesagt, Kiki«, sagte Merrit Amelie Kranz. »Ein einziger Sonnenstrahl kann alles vergülden.«
    »Wenn hier jeder sagen kann, was er will, dann sage ich jetzt auch etwas«, sagte Engel. »Wobei, ich hab plötzlich einen Knoten im Kopf.«
    »Aufhängen«, sagte Hendricks, »wenn der Knoten dick genug ist.«
    »Ich bin total verknotet«, sagte Engel. »Und dabei hätte ich so gerne noch ein Liedchen gesungen, vergnügt, wie ich mich fühle, wenn auch plötzlich etwas müde.«
    »Wir sind alle verliebt«, sagte Merrit Amelie Kranz.
    »Engel verlieben sich nicht«, sagte Hendricks, »es sei denn, sie haben sich verflogen. So wie unsere Kanzlerin, die noch immer flüchtig ist.«
    »Bilden wir einen Kreis«, sagte Engel und erhob sich.
    »Und dann kreisen wir um die Sonne«, sagte Merrit Amelie Kranz.
    »Singen wir«, sagte Engel, »zu Ehren der Kanzlerin. Auch wenn sie sich aus dem Staub gemacht hat. Aber vielleicht hört sie ja die Signale.«
    »Ich + Ich«, sagte Merrit Amelie Kranz. »Ich mag Ich + Ich.«
    »Und ich möchte der Kanzlerin eine Freude machen«, sagte Engel.

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