Die Kanzlerin - Roman
zur Tür rausgehen, werden sie sich schwören, nie wiederzukommen. Doch nach ein paar Tagen sind sie wieder da und wollen, dass ich sie anfasse. Deine Frau Male, deine keine Nutte.«
»Wir leben in einer reizüberfluteten Welt, und du arbeitest als Blitzableiterin. Und möchtest aber einmal wieder richtig vom Blitz getroffen werden. Die Folter des Wartens tu ich mir notorisch an. Und auf die Geschichte mit der Putzfrau musst du bis morgen warten. Weil auch ich einen Beruf ausübe. Übrigens: Auch bei mir hat es sehr lange gedauert, bis ich kein anständiger Mensch mehr sein wollte. Erst als ich mir eingestehen konnte, auch nur einer zu sein, der allenfalls manchmal kleinere statt grössere Schweinereien macht, erst dann war ich endlich im Reinen mit mir – und wurde menschlicher. Also erlaub es dir doch einfach, eine kleine Sau zu sein manchmal, und manchmal auch eine etwas grössere. Und wenn heute ein Manager verkrampft am Reck hängt, dann bückst du dich wie zufällig, und sein Schweiss tropft auf deinen Arsch.«
»Manchmal glaube ich, dass du Gedanken lesen kannst. Weil heute tatsächlich ein Manager kommt. Ein ansehnlicher Typ übrigens. Und nimm mir meinen kleinen Wutausbruch nicht übel. Am Reck hängt bei mir keiner. Obwohl die Vorstellung ihren Reiz hat, in diesem Augenblick. Aber ich arbeite sanfter, meistens. Weil ich eigentlich dieses Beugen und Strecken nicht mag, diese grobmechanische Therapie. Die armen Gelenke. Die armen Gelenkten. Lieber arbeite ich sanft. Ich arbeite nicht in den Schmerz hinein, sondern beginne schmerzfern. Und taste mich dann ganz vorsichtig an den Schmerzpunkt heran. Es ist wie ein Detektivspiel. Und bei dir will ich ganz besonders vorsichtig sein und mich ganz langsam an deinen Schmerzpunkt herantasten …und darauf vertrauen, dass du mit mir auch so umgehst. Mein geiler Controller, hilf mir. Schreibst du mir heute noch einmal?«
22.35: »Gier nach dir. Verlangen nach deinem Schwanz. Will deine heisse Zunge an meiner Möse spüren. Treib mich in den Wahnsinn, wochenlang. Batterie im Vibrator war leer. Stundenlang an mir herumgefingert. Konnte nicht warten, habe mich selber erlöst. Und erzähle dir morgen vom Manager am Reck. Und du mir von deiner Putzfrau. Wünsche dir viel Vergnügen mit dir. Mach’s gut, dann schlafe ich auch gut. Deine keine Nutte, deine Frau Male.«
Loderer schrieb: »Meine keine Nutte, Saufrau Male, als ich heute Abend, krank vor Lust, noch zweimal auf den frisch gesäuberten Boden spritzte – den die Putzfrau wie immer kommentarlos saubergemacht hatte –, da habe ich mir etwas überlegt. Schliesslich konnte ich wieder denken. Wir machen viele Worte, Frau Male, aber die Frage ist, ob und wann wir etwas daraus machen. Absolut anonym, haben wir gesagt, aber das schliesst nicht automatisch aus, dass wir uns real begegnen, wenn auch nur unter bestimmten Voraussetzungen.
Klar müsste sein, dass es um Sex geht und sonst um gar nichts. Insofern würden wir uns ohne jeden Respekt begegnen. Weil Respekt den Sex tötet. Man kann nicht gut und respektvoll ficken. Entweder – oder. Wir würden uns beide missbrauchen, auf gleicher Augenhöhe beziehungsweise Mösentiefe und Schwanzlänge. Wir sind Objekte und freuen uns gewissermassen über diese objektive Möglichkeit, Lust zu haben. Wir denken uns nichts weiter dabei, wir sind wie Kinder. Wir können nicht warten und tun es sofort und überall. Und: Wir müssen uns an einem anonymen Ort treffen, zum Beispiel in Düsseldorf in einem Luxushotel. Das Zimmer lasse ich von einer Drittperson buchen.
Da es aber theoretisch möglich ist, dass dich der reale Controllerweniger anmacht als der Schreibende, habe ich mir auch dazu etwas gedacht: In diesem Fall werde ich dir die Reise bezahlen, das Hotel und alles andere – was noch etwas genauer zu definieren wäre. Wenn ich nicht dein Typ bin, hast du alle Freiheiten. Du kannst auf meine Kosten shoppen gehen, dir bei Bedarf einen passenderen Schwanz suchen und dich mit ihm in unserem Hotelzimmer vergnügen, mit oder ohne mich. Du kannst zwei, drei Tage tun und lassen, was du willst. Gefalle ich dir nicht, befriedigst du mich nur mit der Hand, wann immer mir danach ist. Basishonorar: 2000 Euro. Plus das, was du für zusätzliche Leistungen verlangst. Gefalle ich dir, hast du die Wahl. Gratis oder bezahlt. Möchtest du eine reiche, verwöhnte und gut gevögelte Frau sein mit allen Freiheiten, Frau Male?«
Um 4 Uhr wachte Loderer auf, ging zur Toilette, dann
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