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Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Titel: Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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noch auf den Knopf drücken. Aber spann mich nicht länger auf die Folter, erzähl endlich. Dass es ausgerechnet den Großkotz Baumgart trifft, hätte ich niemals gedacht. Da muss ein ganz großes Ding im Hintergrund laufen.“
    „Genau das meint Pieper auch“, sagte Verena. „Er geht von einem Auftragsmörder aus. Fragt sich nur, wer der Auftraggeber war – oder die Auftraggeberin?“
    Stolli schenkte Kaffee ein. „Vielleicht ein Politiker.“
    Verena fand den Kaffee zu stark, trank ihn aber trotzdem. Vor ihr lag immerhin eine zweistündige Autofahrt. „Das ist wieder einmal typisch, dass du sofort auf einen Politiker tippst. Pieper, von dem ich dich herzlich grüßen soll, redet schon genauso daher wie du in alten Zeiten. Er behauptet auch, dass ein Politiker hinter den Morden steckt. Aber das sind alles nur Spekulationen, es gibt keine Beweise. Und überhaupt, es ist wie immer, wenn du in diesen Kreisen ermittelst: Überall herrscht das große Schweigen. Haben Sie Baumgart gekannt? Nein, nur vom Hörensagen, sonst weiß ich nichts über ihn. Selbst der Bauunternehmer Schlenkermann, der bei allen großen Bauvorhaben Baumgarts seine Finger im Spiel hatte, kannte ihn angeblich kaum.“
    „Typisch“, knurrte Stolli. „Erst machen sie den großen Reibach und hinterher wollen sie von nichts wissen. Noch Kaffee?“
    Verena lehnte ab. „Aber vielleicht liegt ihr ja gar nicht so weit daneben. Ich frage mich schon seit Tagen, ob nicht Boris Milner hinter allem steckt. Immerhin ist Baumgart auf dem Weg zu ihm verschwunden, bevor er wenig später erstochen wurde. Er ist in einen schwarzen Audi gestiegen. Vermutlich hat er gedacht, dass Milner ihm einen seiner Leute geschickt hat, um ihn vom Bahnhof abzuholen.“
    Stolli reagierte überrascht. „Du redest von dem russischen Oligarchen? Der hatte doch schon bei den Staatskanzleimorden seine Finger im Spiel und seinen Adlatus Mahow umbringen lassen. Der Mann ist ein Oberganove, früher war er beim KGB und in den Neunzigerjahren war er einer der führenden Köpfe der Russenmafia in St. Petersburg. Ich hatte dir doch damals …“
    „Ich kann mich noch gut erinnern“, kürzte Verena das Gespräch ab. „Deine Berliner Kollegin hat dich mit wertvollen Infos versorgt, ihr Nachfolger ist leider weniger kommunikativ. Nur gut, dass ich Jan Schuster vom LKA Brandenburg kennengelernt habe. Der hat einen ganz guten Draht zu dem Berliner Kollegen, sie kennen sich aus der gemeinsamen Zeit bei der Stasi.“
    Stolli, der sich gerade eine zweite Tasse Kaffee einschenken wollte, zuckte zurück, ein unschöner Fleck machte sich auf der blütenweißen Tischdecke breit. „Was sagst du da? Dein Jan Schuster war bei der Stasi? Und dann erzählst du mir neulich am Telefon, dass er Ähnlichkeit mit mir hat. Sag mal, hast du sie noch alle?“
    „Er war Personenschützer, keiner, der andere ausspioniert hat. Außerdem, was hätte er machen sollen? Gegen das System anstinken und in Bautzen eingekerkert werden? Wir Wessis haben gut reden, wir wissen doch überhaupt nicht, was es heißt, in einer Diktatur zu leben.“
    Er hob abwehrend die Hände. „Ist ja schon gut. Und du bist sicher, dass du ihm trauen kannst? Verbindungen zwischen Schuster und Milner kannst du ausschließen? Immerhin haben der KGB und die Stasi beste Kontakte gepflegt und nicht wenige der Führungsoffiziere haben auch heute noch einen engen Draht zueinander. Du hast von der Ermordung des früheren bundesdeutschen Grenzschützers nach dem Mauerfall gehört? Der Mord soll auf das Konto ehemaliger Stasioffiziere gehen.“
    „Das mag ja sein, hat aber mit Jan Schuster nichts zu tun. Und ja, ich traue ihm.“ Ihre Stimme klang fest, obwohl sich Zweifel in ihr bemerkbar machten. Konnte sie ihm wirklich trauen? Es wäre nicht das erste Mal, dass sie sich in einem Menschen irrte. Unsinn, redete sie sich ein, bemüht, ihr Misstrauen zu verdrängen. Prüfend schaute sie sich im behaglich eingerichteten Wohnzimmer um. „Dass es dir in deinem neuen Job gefällt, habe ich kapiert. Aber was ist privat, bist du eigentlich glücklich mit Anna?“, schnitt sie ein anderes Thema an.
    Er nickte. „Klar, sie hat aus mir einen anderen Menschen gemacht. Sie hat es geschafft, meine positiven Seiten hervorzuholen. Hättest du dir jemals vorstellen können, dass der gefürchtete, knallharte Ermittler, der Schrecken aller Krimineller, der Schwarm aller Frauen …“
    „Mensch, Stolli, hör auf!“, ging sie lachend dazwischen. „Nachdem wir

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