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Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Titel: Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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haben wir nicht die geringsten Hinweise. Ehrlich gesagt, kann ich mir das auch nicht vorstellen. Baumgart war mit Frau Wächter liiert. Und was Frau Wächter betrifft, habe ich den Eindruck, dass sie Baumgart geliebt hat. Sie hätte Baumgart niemals ein Haar gekrümmt.“
    „Na und? Was wollen Sie damit sagen? Dass Baumgart mit Frau Wächter geschlafen hat, schließt Bunga-Bunga-Partys in seiner Ferienvilla ja nicht aus. Manche Männer können den Hals nicht vollkriegen. Denken Sie an Strauss-Kahn und dessen Sexorgien, das hätte sich auch niemand vorstellen können“, fiel Hirschmann ihr aufgebracht ins Wort.
    Bevor Verena dagegenhalten konnte, schob er eine Begründung nach. „Bei den Mordfällen in der Staatskanzlei sind wir auch alle von politischen Motiven ausgegangen und am Ende lagen wir daneben. Was nun Wächter betrifft, dieser Privatdetektiv … Wie heißt er noch gleich?“
    „Lentz.“
    „Haben Sie wenigstens mit dem gesprochen?“
    Verenas Magen grummelte. Das „wenigstens“ schmeckte ihr ganz und gar nicht. Außerdem hatte sie zum Frühstück nur eine Tasse Tee getrunken und seither nichts gegessen.
    „Wenn Sie mit meiner Arbeit nicht zufrieden sind, sollten Sie jemand anders die Leitung der Soko übertragen. Ich habe mich keineswegs aufgedrängt. Im Gegenteil!“
    „Nun seien Sie doch nicht so empfindlich, Frau Hauser. Was ist denn in letzter Zeit mit Ihnen los? Also, was ist nun mit Lentz?“
    Obwohl Verena noch immer wütend war, klang ihre Stimme erstaunlich gelassen. „Lentz gibt zwar zu, dass Wächter ihn beauftragt hat, die Fraktionsvorsitzende zu observieren. Aber angeblich ist dabei nichts herausgekommen.“
    „Was? Die Fraktionsvorsitzende? Das ist ja ein Ding! Was sollte er denn über die Klaßen herausfinden? Schmutzige Geschäfte, Korruption und dergleichen?“
    Verena schaute verstohlen auf ihre Armbanduhr. Sie ging fast nie mit Jürgen zu Mittag essen und wollte ihn ungern warten lassen. „Laut Lentz ging es um Sex. Wächter hat ihn gebeten, das Privatleben der Politikerin auszuspionieren. Der Privatdetektiv erwähnte Gerüchte, wonach Marion Klaßen ihre Liebhaber wechselt wie ihre Unterwäsche.“
    „Und wenn schon, das ist ihre Privatangelegenheit! Ich halte sie für eine tüchtige Politikerin. Sie hebt sich wohltuend von den Feministinnen ab, die ständig nur jammern. Wir brauchen viel mehr Politikerinnen wie Marion Klaßen, mutig, kompetent und zielstrebig. Wirklich klasse, wie sie sich gegen den Widerstand der Männerriege in der Bürgerfraktion an die Spitze geboxt hat. Und attraktiv ist sie auch noch.“ Hirschmanns Augen glänzten. „Und was diese Sexvorwürfe betrifft, hat sie denn …?“
    „Lentz hat sie anderthalb Wochen beschattet. In der Zeit hat sie keinen Herrenbesuch bei sich zu Hause empfangen. Behauptet er jedenfalls.“
    Hatte Hirschmann keine anderen Termine? Sein Hintern klebte wie Kleister auf dem Stuhl. Wie lange wollte er sie noch mit seinen Fragen aufhalten? Wie auf Kommando klingelte in diesem Moment ihr Telefon – Hirschmanns Vorzimmer. Der Chef möge umgehend kommen, ein Antrittsbesuch der neuen Leiterin der Polizeiabteilung im Innenministerium. Hastig steckte Hirschmann seinen Kugelschreiber ein und verließ eiligen Schrittes ihr Büro.
    Verena griff nach ihrer Handtasche und rannte zum Parkplatz. Fünf Minuten nach der Zeit erschien sie beim vereinbarten Treffpunkt. Jürgen war unerwartet guter Dinge. Anders als befürchtet, war die neue Abteilung kein sterbenslangweiliger Laden. Voller Begeisterung und mit leuchtenden Augen berichtete er von vielversprechenden Aufgaben: neue Regeln für den kommunalen Finanzausgleich, eine Kreisreform und mehr Befugnisse für die Kommunen. Alles wichtig und alles unter seiner Regie.
    Das Steak war Verena zu blutig, auch der Salat schmeckte ihr nicht. Jürgen hingegen schien einen großen Appetit zu haben. Er aß alles bis auf den letzten Bissen auf und danach noch Verenas Salat. Bester Laune verabschiedete er sich von ihr und versprach auf dem Nachhauseweg in der Markthalle einzukaufen.
    Als Verena sich nach der Mittagspause und einer anschließenden kurzen Besprechung mit Assistentin Schramm und Kriminaloberkommissar Kleinsorge aufmachen wollte, um zuerst Frau Wächter und danach Frau Baumgart aufzusuchen, schneite Dagmar überraschend in ihr Büro herein. Auch ihre Freundin war trotz der Trennungsquerelen erstaunlich gut drauf. Der Termin bei ihrer Scheidungsanwältin hatte ihr Auftrieb

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