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Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Titel: Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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nicht verdaut. Ihm war im Moment nicht nach einer ernsthaften Beziehung, einem unverfänglichen Tête-à-Tête war er hingegen nicht abgeneigt. Seit Monikas Auszug aus der gemeinsamen Wohnung glich sein Sexleben dem eines Mönchs. Während er sie verstohlen von der Seite musterte, fragte er sich, ob sie noch immer mit dem affektierten Lackaffen vom Fernsehen liiert war. Leider war der Kerl ausgesprochen attraktiv und im Unterschied zu ihm selbst rank und schlank. Frauen standen auf solche Typen. Da konnte einer wie er nicht mithalten.
    „Angeblich geht es um eine private Kurklinik für gestresste Manager. Das jedenfalls behaupten alle. Römermann, in dessen Wahlkreis die Klinik liegt, war empört, dass ich mich in seine Zuständigkeiten einmische, und hat im Übrigen den Ahnungslosen gegeben.“
    „Die Rolle beherrscht Gülleprinz vortrefflich. Beim Gülleskandal vorletztes Jahr hat er auch die Nummer ‚Mein Name ist Hase und ich weiß von nichts‘ abgezogen. Und Sie, Wagner, haben sich damals als Regierungssprecher schützend vor ihn gestellt.“
    Wagner nickte. „Albi wollte es so. Das nennt man loyal“, sagte er. „Eine Privatklinik braucht eine Konzession nach der Gewerbeordnung. Ich kann Ihnen gerne den Paragrafen nennen“, brachte er das Gespräch auf die aktuellen Ereignisse zurück.
    Sie winkte ab. „Bloß keine Paragrafen. Sagen Sie mir lieber, was ich tun soll! Ob ich es allerdings tatsächlich mache …?“ Sie sprach den Satz nicht zu Ende.
    Wagner sah darin ein gutes Zeichen. „Ich wollte Sie bitten, beim zuständigen Gewerbeaufsichtsamt in Hildesheim nachzufragen und herauszufinden, wer das Gewerbe angemeldet hat, ob es neben Baumgart weitere Investoren gibt und so weiter.“ Er suchte in seiner Hosentasche nach einem Zettel. „Hier der Name der zuständigen Sachbearbeiterin. Ihre Direktwahlnummer habe ich darunter geschrieben.“
    Bianca Fröhlich griff nach dem Zettel und prüfte ihn stirnrunzelnd. „Ich kann ja mal unverbindlich mit der Dame plaudern.“
    „Das wäre klasse. Aber erwähnen Sie das mit den Vitalboxen nicht.“
    Sie zog ihre Augenbrauen hoch. „Halten Sie mich für blöd? Ich bin Journalistin, schon vergessen?“
    Wagner war noch nicht am Ende seiner Wunschliste angelangt. „Und wenn Sie schon mal den Hörer in der Hand haben, könnten Sie sich vielleicht auch beim zuständigen Bauamt erkundigen. Früher war dort ein Kurhotel untergebracht, das fast zehn Jahre leer stand. Es müssen umfangreiche Umbaumaßnahmen durchgeführt worden sein. Das geht nicht ohne Bauantrag. Die Niedersächsische Bauordnung hat das alles fein säuberlich geregelt: Baupläne, Bekanntgabe der Zweckbestimmung des sanierten Gebäudes und so weiter.“
    „Falls Sie recht haben, sind die Bauanträge mit Sicherheit getürkt und der zuständige Mitarbeiter vom Bauamt wurde geschmiert, damit er nicht so genau hinschaut.“
    „Sie könnten doch trotzdem mal unverfänglich nachfragen“, bat Wagner.
    Nach einem Blick auf ihre Armbanduhr schaute Bianca Fröhlich sich suchend um. „Ich muss zahlen. Der Chefredakteur mag es überhaupt nicht, wenn man zur Redaktionskonferenz zu spät kommt.“
    Als sie in ihrer Handtasche nach ihrem Portemonnaie suchen wollte, hielt er sie zurück: „Das übernehme ich.“
    „Danke! Okay, ich werde dem nachgehen, auch wenn ich es für unwahrscheinlich halte, dass in der Klinik Organe entnommen werden sollen. Vermutlich gibt es eine ganz simple Erklärung für die Vitalboxen, die mit Organhandel nicht das Geringste zu tun hat. Und ob wirklich ein OP-Raum geplant ist, wissen Sie nicht. Sie vermuten es nur. Ärzte, die Laborwerte manipuliert haben, um gut betuchten Patienten Vorrang bei Organtransplantationen einzuräumen, sind die eine Sache. Illegale Organentnahmen sind etwas ganz anderes. In Rumänien oder im Kosovo mag es so etwas geben, aber doch nicht in Deutschland. Andererseits hat Max Hollmann immer gesagt: Es gibt nichts, was es nicht gibt.“
    Wagner reichte ihr seine Karte und bat sie, ihn nur unter seiner Privatnummer zu kontaktieren. Er wich dem Blick aus ihren fragenden großen Augen aus. „Geht es um die Abhörwanzen im Landtag? Ein Kollege von mir ist an der Sache dran. Falls Sie etwas darüber hören, geben Sie mir unbedingt Bescheid. Sie wissen ja, eine Hand wäscht die andere.“

37
H ANNOVER , H ERRENHAUSEN
    Etwas stimmte nicht. Er merkte es sofort, als er die Tür zu seiner Wohnung aufschloss. Es roch anders als sonst. Blumiger. Ja, das war es. Es

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