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Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Titel: Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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köstlichen Menü, zum Abschluss gab es Crème brûlée, ging es weiter ins EU-Parlament, ebenfalls ein riesiger Gebäudekomplex und für Römermann ein erneuter Anlass, sich über die ausufernde Brüsseler Bürokratie auszulassen. „Alles auf Kosten der deutschen Steuerzahler“, meckerte er. „Wir schuften uns zu Tode, damit es den anderen gut geht.“ Die Abgeordnete Peters verdrehte ihre Augen.
    Beim anschließenden Gespräch mit den niedersächsischen Europaabgeordneten besserte sich Römermanns Laune. Auf Niedersachsen kam ein neuer Geldsegen zu, Römermanns Wahlkreis eingeschlossen. Auf dem Rückflug ließ er sich ausführlich darüber aus, was er mit dem Geldsegen aus Brüssel in seinem Wahlkreis anzustellen gedachte. Das richtige Stichwort für Wagner, um erneut die Klinik zur Sprache zu bringen. „Sind Sie sicher, dass die Klinik in der Nähe von Bad Pyrmont für gestresste Manager bestimmt ist? Ich war dort und hatte nicht den Eindruck.“
    Sein Sitznachbar reagierte sauer. „SIE waren dort? Ist das mein Wahlkreis oder Ihrer? Ich muss schon sagen, Ihr Verhalten ist befremdlich, Herr Kollege. Oder haben Sie es schon einmal, nur ein einziges Mal erlebt, dass ich in Ihrem Wahlkreis herumgestromert bin?“
    „Die Zuständigkeiten sind mir durchaus vertraut. Deshalb spreche ich Sie ja auch an. Ich frage mich allerdings, weshalb es Krankenbetten auf Rollen gibt, die man gemeinhin nur in Krankenhäusern verwendet. Sie erwähnten doch eine Klinik für Burn-out-Patienten. Und dann die vielen Anschlüsse für elektrische Geräte. In einer Kurklinik für gestresste Manager benötigt man keine OP-gerechten Betten und Vorrichtungen für intensivmedizinische Geräte – oder irre ich mich da?“ Die besonders bedenkliche Entdeckung behielt er vorsichtshalber für sich. So recht traute er dem Kollegen nicht über den Weg.
    Römermann ließ sich mit seiner Antwort Zeit. Jetzt, wo er Dampf abgelassen hatte, brauchte er einen Drink. Die Stewardess servierte Wodka auf Eis. Nach einem kräftigen Schluck öffnete Römermann eine der mitgebrachten Pralinenschachteln. Genüsslich kauend ging er schließlich auf Wagners Frage ein: „Was weiß ich, vielleicht für den Notfall. Falls einer der gestressten Manager einen Herzkasper bekommt. Das hat alles seine Ordnung. In Deutschland gibt es Behörden, die das kontrollieren: Gewerbeaufsichtsämter, Bauämter und so weiter. Machen Sie sich deshalb keinen Kopf, das tue ich ja auch nicht.“ Er reichte Wagner die Pralinenschachtel. „Bedienen Sie sich, sehr lecker.“ Ein Friedensangebot? Wagner zögerte, aber nur kurz, dann steckte auch er sich eine Praline in den Mund. Danach gedankenverloren eine zweite und noch eine dritte. Vor seinen Augen erschien das Bild von Alfred Bitter. „Römermann ist ein begnadeter Schauspieler. Er schaut dich treuherzig an und lügt das Blaue vom Himmel“, hatte der frühere Regierungschef über den Abgeordneten geurteilt. War es auch dieses Mal so? Nun, wenn es so ist und Römermann mich an der Nase herumführt, werde ich andere Mittel und Wege finden, um mir Gewissheit zu verschaffen, beschloss Wagner. Und er wusste auch schon wie.

35
H ANNOVER , L ANDESKRIMINALAMT
    „Was ist denn nun mit diesem Boris Milner? Haben Sie ihm auf den Zahn gefühlt? Wir müssen die Ermittlungen vorantreiben. Ein Politiker wurde erstochen und kurz darauf einer der reichsten Männer des Landes, da ist zügiges Arbeiten angesagt!“ Hirschmann war noch immer schlecht gelaunt, sein unangemeldeter Besuch in ihrem Büro verhieß nichts Gutes.
    Verena verspürte den Drang, ihren Chef zu erwürgen. Wenn er unter Druck stand, so wie jetzt, konnte er unausstehlich sein. Nur mühsam gelang es ihr, die Fassung zu wahren. „Was dachten Sie, worüber ich mit ihm geredet habe? Übers Wetter? Er hat im Übrigen gar nichts gesagt. Er hat seinen Anwalt mitgebracht und den für sich reden lassen. Und der hat jeden Satz auf die Goldwaage gelegt und sich ausführlich darüber ausgelassen, dass der Besuch im LKA nur eine reine Gefälligkeit sei.“
    Hirschmann musterte sie skeptisch. „Und was denken Sie, Frau Hauser? Hat Milner etwas mit dem Mord an Baumgart zu tun?“
    „Ich kann es nicht sagen. Er hat während der Vernehmung keine Miene verzogen. Und sein Anwalt, ebenfalls mit Pokergesicht, hat behauptet, dass sein Mandant nichts weiß. Weder wie Baumgart nach Sommerfelde gekommen ist, noch ob er eine weitere Verabredung in Berlin hatte.“
    „Haben Sie ihn nach gemeinsamen

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