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Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Titel: Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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gemacht. Viel geredet hat Hollmann ja nie. Dennoch ist uns nicht verborgen geblieben, dass er an einer großen Sache dran war. Es hing mit Baumgart und seinen Verbindungen zur Politik zusammen. Mehr weiß ich leider nicht. Ist das der Grund, weshalb Sie mich sprechen wollten?“
    Die Bedienung kam und fragte nach ihren Wünschen. Bianca bestellte Mineralwasser. Wagner haderte mit sich. Beim Gedanken an die leckeren Mandelhörnchen am Kuchenbuffet lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Er bestellte ebenfalls Wasser – und dazu ein Mandelhörnchen. Die Quälerei auf dem Fahrrad musste schließlich belohnt werden. Nachdem das Bestellte gebracht war, kam Wagner auf den Grund der Verabredung zu sprechen. Er erwähnte das merkwürdige Verhalten Wächters unmittelbar vor dem Mord, den überraschenden Besuch des Multimillionärs, bei dem Wächter erklärt hatte, dass er sich nicht umstimmen lasse. Auch die Klinik fand Erwähnung, die Vitalboxen klammerte er vorerst noch aus. Erst wollte er ihre Reaktion abwarten.
    „Das ist in der Tat alles sehr, sehr merkwürdig“, kommentierte die Journalistin seinen Bericht. Die mahnenden Worte seines Arztes im Ohr schob Wagner seinen Teller von sich weg.
    „Wollen Sie das restliche Mandelhörnchen etwa nicht mehr essen?“, erkundigte sich Bianca. Als Wagner verneinte, griff sie kurzerhand nach dem Gebäckstück und schob es in den Mund. „Mm, ich esse für mein Leben gerne Mandelhörnchen.“ Sie gefiel Wagner immer besser. „Und Wächter hat die Klinik nicht erwähnt, als er Sie um das Gespräch bat?“
    „Nein, er wollte im Landtag nicht offen mit mir sprechen. Ich habe davon durch Wächters Mitarbeiterin, Frau Stigler, erfahren.“
    Bianca Fröhlich lachte. „Ach, treibt die schöne Frau Stigler noch immer ihr Unwesen in der Landespolitik? Ein schrecklicher Zerberus. Eine echte Plage für uns von der Presse.“
    „Nicht nur für Journalisten, mich kujoniert sie auch – und nicht nur mich. Ich hätte nie gedacht, dass Marion Klaßen sie nach Wächters Tod übernimmt. Ehrlich gesagt, hatte ich mit Zickenalarm gerechnet, als ich der Stigler geraten habe, sich bei der Fraktionsvorsitzenden zu bewerben. Augenscheinlich läuft es aber gut zwischen den beiden. Die Stigler hat es ja immer verstanden, sich mit ihren Chefs gut zu stellen. Wie dem auch sei. Von ihr weiß ich, dass Wächter unmittelbar vor dem Mord der Klinik einen Besuch abgestattet hat. Mir lässt das keine Ruhe. Ich frage mich seither, ob das, was er mir anvertrauen wollte, mit seinem Klinikbesuch und den späteren Morden zu tun hatte.“
    „Was den Streit zwischen Baumgart und Wächter betrifft, gibt es eine einfache Erklärung. Ganz Hannover weiß, dass Baumgart mit Wächters Frau ein Verhältnis hatte“, warf Bianca Fröhlich kauend ein. „Auch wenn ich Baumgart nicht aufs Fell gucken kann, als Mörder kommt er schon deshalb nicht infrage, weil er selbst erstochen wurde.“
    „Ich habe bei meinem Besuch den Eindruck gewonnen, dass in der Klinik illegale Aktionen geplant sind. Wer weiß, vielleicht haben die Morde damit zu tun.“
    Wagner hatte sich zu einem Entschluss durchgerungen. Hoffentlich machte er keinen Fehler. Seine schlechte Menschenkenntnis hatte ihn bereits mehrmals Schwierigkeiten bereitet. Als er in ihr Gesicht und ihre erwartungsvollen Augen schaute, war er sicher, dass er sich dieses Mal nicht irrte. Er rückte näher an sie heran. „Da gibt es nämlich noch etwas. Ich habe in einem Krankenzimmer leere Kartons mit der Aufschrift ‚Vitalbox‘ entdeckt. Vitalboxen werden für den Transport von menschlichen Organen verwendet.“ Jetzt war es ausgesprochen. Gespannt wartete er auf ihre Reaktion.
    Bianca riss ihre blauen Augen weit auf. „Organtransport? Sie meinen, es geht um Organhandel? Das klingt ja schaurig. Obwohl ich es nicht ausschließen möchte. Es gab ja in letzter Zeit Hinweise auf Manipulationen bei Transplantationen. Erst gestern habe ich mit dem zuständigen Staatsanwalt telefoniert. Er ist wild entschlossen, gegen die beteiligten Ärzte Anklage zu erheben. Es ist wohl müßig, Sie zu fragen, warum Sie nicht zur Polizei gehen?“
    „Ich habe nichts Konkretes in der Hand, nur Vermutungen. Damit kann ich denen nicht kommen.“
    Ihr Lächeln war verschmitzt. „Und jetzt soll ich für Sie recherchieren? Dabei dachte ich, die nackte Sehnsucht hat Sie bewogen, mich anzurufen.“
    Jetzt lächelte auch er. Gute Idee, aber ein schlechter Zeitpunkt. Noch hatte er den Reinfall mit Monika

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