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Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Titel: Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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Es handelt sich um eine Briefkastenfirma mit Sitz in Vaduz. Fest steht jedenfalls, dass Baumgart das Sagen hatte. Müller selbst war nur sein Handlanger.“
    „Vielleicht weiß Hansen ja etwas. Nach Baumgarts Tod ist er der neue starke Mann, ich werde mit ihm sprechen. Er kennt mich aus seiner Zeit bei der Tawes AG.“
    „Gute Idee. Aber vergessen Sie nicht, mich über das Ergebnis zu informieren! Mir gibt es schon zu denken, dass drei Männer, die direkt oder indirekt mit der Klinik zu tun hatten, innerhalb weniger Wochen gestorben sind. Wer weiß, vielleicht war der Unfall gar kein Unfall. Das klingt nach einer verdammt heißen Story.“
    Wagner stimmte ihr zu. „Das Gefühl hatte ich von dem Moment an, als Wächter so rätselhafte Andeutungen machte und kurz darauf ermordet wurde. Was ist übrigens mit der Baugenehmigung für die Klinik? Konnten Sie …“
    Bianca fiel ihm ins Wort. „Da stochere ich noch im Dunkeln. Der Bürgermeister von Bad Pyrmont hat den Ahnungslosen gegeben und an den Amtsleiter verwiesen. Der befindet sich zurzeit auf Kur in St. Peter-Ording und wird erst in drei Wochen zurückerwartet. Der zuständige Sachbearbeiter hat sich krankgemeldet. Ich werde es in den nächsten Tagen noch einmal versuchen.“
    Wagner kam ein Gedanke. „Vielleicht sollte ich nach Vaduz fahren, um die Briefkastenfirma aufzusuchen. Es fragt sich nur wann. Ich stecke bis über beide Ohren in Terminen.“
    Die Journalistin reagierte sofort auf die versteckte Anspielung. „Nach Vaduz fahren? Falls Sie glauben, dass ich mich auf den Weg mache, irren Sie sich gewaltig. Was soll dabei schon herauskommen? Ein Briefkasten, ein Klingelschild und niemand da. Das kennt man doch. Wir sollten lieber hier in Niedersachsen weitermachen. Sprechen Sie als Nächstes mit Hansen, ich werde mir noch einmal den Typ vom Bauamt vornehmen. Übrigens, was die Vitalboxen betrifft, habe ich mich noch mal gründlich umgehört. Sie werden nicht nur für den Transport von Organen verwendet, sondern auch für besonders hochwertiges Gemüse. Wenn in der Klinik nur Topmanager behandelt werden, werden die doch sicherlich einen Sternekoch engagieren, und der stellt bestimmt besondere Ansprüche.“
    Wagner widersprach nicht, obwohl er anderer Meinung war. Bevor er das Telefonat beendete, lud er die Journalistin zum Essen ein. Sie zögerte, versprach aber, sich mit ihm am kommenden Samstag zum Frühstück im Café am Bünteweg zu treffen. Wagner wäre ein gemeinsames Abendessen lieber gewesen. Aber vielleicht war es ratsam, nicht mit der Tür ins Haus zu fallen.

41
H ANNOVER
    Der Aktivist Kraft wohnte in unmittelbarer Nähe zum Klagesmarkt, dem Stein des Anstoßes. Das Mehrfamilienhaus wirkte heruntergekommen. Krafts Wohnung befand sich im Erdgeschoss, vor der Wohnungstür stand ein Fahrrad. Er öffnete nach dem ersten Klingeln, machte jedoch keinen Hehl daraus, wie lästig ihm der Besuch war. Verenas Ausweis wurde ausgiebig studiert. Und auch dann machte er keine Anstalten, sie in die Wohnung zu lassen. Sein Pullover hätte eine Wäsche vertragen können, die Jeans auch. Anstelle von Schuhen trug er dicke Wollsocken. Mit seinem Dreitagebart und den schütteren Haaren sah er älter aus als achtundzwanzig. „Wenn es Ihnen lieber ist, können wir das Gespräch auch gerne in meinem Büro führen. Hier im Hausflur werde ich jedenfalls nicht mit Ihnen sprechen“, stellte Verena klar.
    Kraft setzte ein widerwilliges Gesicht auf und trat einen Schritt beiseite, gerade genug, dass Verena sich vorbeizwängen konnte. Im fensterlosen Flur roch es nach Kohl. „Ich habe der Tussi vom LKA bereits am Telefon gesagt, dass ich nicht viel Zeit hab. Falls es um die nicht genehmigte Demonstration vergangenen Samstag geht, da hab ich …“
    „Das interessiert mich nicht. Ich leite die Ermittlungen in den Mordfällen Wächter und Baumgart.“
    Kraft reagierte gereizt. „Und dann kommen Sie zu mir? Was hab ich damit zu schaffen?“
    Verena merkte, dass ihr schwindelig wurde. „Können wir uns nicht setzen?“
    Mit einer unwilligen Geste forderte er sie auf, ihm ins Wohnzimmer zu folgen. Zu Verenas Überraschung war es aufgeräumt und blitzsauber. Sie setzte sich auf einen der zierlichen Sessel, die um den mit Zeitschriften voll bepackten Glastisch standen. Kraft nahm ihr gegenüber Platz und legte seine Füße auf den Tisch. In seiner rechten Socke entdeckte sie ein Loch. „Ich weiß wirklich nicht, was das soll. Ich kannte die beiden überhaupt

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