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Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Titel: Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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verschwunden ist. Er hat sich Anfang 2010 abgesetzt. Es war ein Verfahren vor der Wirtschaftsstrafkammer in Hildesheim gegen ihn anhängig.“
    „Stimmt“, pflichtete Pieper ihr bei. „Das ist der Name des Unternehmers, um den sich die Kollegen von der Zentralstelle für Wirtschaftskriminalität kümmern wollten. Bislang haben sie sich nicht gemeldet.“ Er erhob sich. „Ich gehe da gleich mal vorbei. Vermutlich liegt meine Anfrage noch irgendwo in einem Haufen unerledigter Vorgänge und verstaubter Akten. Ich werde denen mal Dampf unterm Hintern machen.“ Mit einem kurzen Kopfnicken in Verenas Richtung verließ er das Büro.
    Kollege Kleinsorge folgte ihm kurz danach. Als auch Hetzel gehen wollte, hielt Verena ihn zurück. Endlich wollte sie das längst überfällige Gespräch hinter sich bringen. Seinem Gesicht war abzulesen, wie sehr ihm ihre Bitte missfiel. Assistentin Schramm schaute neugierig in die Runde. „Hast du nichts zu tun?“, fragte Verena. „Doch, doch“, murmelte sie und trollte sich davon, nicht ohne zuvor einen verliebten Blick in Richtung ihres Kollegen zu werfen. Hetzel hatte schon wieder das gönnerhafte Grinsen aufgesetzt. Verena hatte sich auf das Gespräch vorbereitet. „Es ist mir egal, wenn Sie es mit meiner Assistentin treiben, ich erwarte allerdings, dass der Dienstbetrieb nicht darunter leidet. Und die ständigen Blicke und ihr genervtes Gehabe, wenn Ihnen etwas nicht passt, stören mich. Ich kann das Gefühl nicht loswerden, dass Sie meine Mitarbeiterin gegen mich aufhetzen.“
    Im ersten Augenblick schien ihr Kollege überrascht zu sein. Dann fasste er sich und das arrogante Lächeln kehrte zurück. „Aber, aber, Frau Kollegin. Wir sind doch nicht etwa eifersüchtig.“
    Verena unterdrückte nur mühsam den Impuls aufzuspringen und ihm eine herunterzuhauen. Sie rang sich ein verkrampftes Lächeln ab. „Obwohl Sie unbestritten eine Krönung der männlichen Schöpfung sind, nach der sich jede Frau die Finger lechzt, hält sich meine Eifersucht in Grenzen, Herr Kollege. Und jetzt hören Sie mir gut zu, weil ich es nur ein einziges Mal sage. Wenn Sie noch einmal meine Kompetenz als Ermittlungsleiterin anzweifeln und meine Assistentin hinter meinem Rücken gegen mich aufhetzen, werde ich beim Direktor vorstellig. Ich glaube kaum, dass es ihm gefällt, wenn einer seiner Leute seine Entscheidungen infrage stellt. In diesen Dingen ist Hirschmann echt pingelig.“
    Das Grinsen verschwand. Täuschte sie sich oder sah er tatsächlich betroffen aus? „Ich weiß gar nicht, was Sie wollen. Niemand stellt Ihre Kompetenz infrage. Sie sind wie alle Frauen übermäßig empfindlich!“, verteidigte Hetzel sich. Während er sich erhob, fügte er hinzu. „Es ist ja hinlänglich bekannt, dass Frauen immer gleich emotional reagieren. Ich dachte, Sie wären souveräner. Offenbar habe ich mich getäuscht.“
    Noch während Verena über eine passende Antwort nachdachte, verließ er ihr Büro. Das war gründlich danebengegangen. Am Ende stand sie als humorlose Zicke da, ärgerte sie sich. Wie sie ihn kannte, erzählte er im Kollegenkreis genüsslich von dem Vorfall. Seufzend machte sie sich an die Lektüre der Protokolle über die Vernehmungen in Wächters Nachbarschaft. Auch die umfangreiche Akte mit den Presseberichten über Baumgart wartete darauf, gelesen zu werden. Plötzlich stand Hirschmann vor ihrem Schreibtisch. In dieser Hinsicht hielt er es wie sein Intimfeind Stolli. Anklopfen war nicht sein Ding. Der Direktor bestand darauf, haarklein über den Stand der Ermittlungen unterrichtet zu werden. Verena wunderte sich, denn bislang hatte Hirschmann sich nie für Einzelheiten von Ermittlungen interessiert. Er wollte Erfolge, die für seine weitere Karriere förderlich waren. Sein zweites Steckenpferd waren Dienstvorschriften, auf deren Einhaltung er größten Wert legte. Das für erfolgreiche Ermittler typische Jagdfieber ging ihm ab. Jetzt jedoch konfrontierte er sie mit peinlich genauen Fragen. Verenas Geduld wurde über Gebühr strapaziert. Als er endlich ging, war es nach achtzehn Uhr und es zog sie nach Hause. Sie freute sich auf einen gemütlichen Abend mit Jürgen.
    Zu Hause fand sie eine leere Wohnung vor und auf dem Küchentisch eine Notiz von Jürgen. Sein Sohn Moritz war überraschend zu Besuch gekommen. Vater und Sohn waren essen gegangen. Moritz würde noch heute Abend nach Münster weiterfahren. Verena schämte sich, wie erleichtert sie war, dass er nicht bei ihnen übernachten

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