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Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Titel: Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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Baumgarts ehemalige Sekretärin von ihm wollen? Betraf die vertrauliche Mitteilung womöglich das Scharmützel, das Wächter sich kurz vor seinem Tod mit Baumgart geliefert hat?
    Auch ein Bewerbungsschreiben war eingegangen. Eine Frau namens Theresa Dahm bewarb sich für die Stelle in seinem Wahlkreisbüro. Auf dem Foto, das der Bewerbung beigefügt war, gefiel sie ihm auf Anhieb. Sie war keine herausragende Schönheit wie die Stigler oder Monika. Doch sie hatte ansprechende Augen und ein sympathisches Gesicht. Und Wagners Bedarf an auffälligen Schönheiten war für alle Zeiten gedeckt.
    Frau Graf tat am Telefon sehr geheimnisvoll. Da sie nicht sagen wollte, worum es bei der vertraulichen Angelegenheit ging, verabredeten sie sich für siebzehn Uhr in der Kakaostube in der Innenstadt. Bevor sie ihn zu Hansen durchstellte, bat sie Wagner, das Treffen auf keinen Fall zu erwähnen. Hansen hielt sich nicht lange mit Höflichkeitsfloskeln auf. Er gab sich brüsk. „Sie wollten mich sprechen. Worum geht es?“
    Wagner schluckte seine Verärgerung herunter. Als die Tawes AG die damalige Landesregierung wegen einer drohenden feindlichen Übernahme um Unterstützung gebeten hatte, war Hansen um ihn herumscharwenzelt wie ein Schoßhündchen. „Um das Klinikprojekt in Lügde, bei dem die Baumgart Holding Hauptinvestor ist.“
    Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. „Das stimmt nicht. Investor ist die Müller Consult.“
    Er ist also im Bilde, interessant, dachte Wagner. Sehr interessant! „Die Baumgart Holding ist doch Hauptgesellschafter der Müller Consult und somit an der Klinik beteiligt“, gab er zu bedenken.
    „Schon wieder falsch. Sie sollten sich wirklich besser informieren, Herr Wagner. Nicht die Holding, sondern Herr Baumgart persönlich war an der Müller Consult beteiligt. Das ist ein Riesenunterschied.“
    Wagner ignorierte die rüde Zurechtweisung. „Sie wissen also nichts Näheres über die Klinik, auch nicht, welche Behandlungen dort geplant sind?“
    „Nein“, knurrte ein sichtlich gereizter Hansen. „Da müssen Sie schon mit der Müller Consult sprechen. Herr Müller selbst ist übrigens vor einigen Wochen tödlich verunglückt, eine böse Sache. Die Firma existiert aber weiter. Sein Nachfolger heißt Becker, Gert Becker. Fragen Sie ihn, wenn Sie sich so brennend für diese Klinik interessieren.“
    Ehe Wagner noch etwas sagen konnte, wurde am anderen Ende aufgelegt. Wagner kam nicht dazu, sich über das unhöfliche Benehmen Hansens zu ärgern, da in diesem Moment die Glocke läutete. Sie mahnte die Abgeordneten wieder ihre Plätze einzunehmen, um über das Münzgesetz für das Land Niedersachsen zu befinden.
    Zwischen den nächsten beiden Tagesordnungspunkten versuchte Wagner Gert Becker zu erreichen. Fast hatte er den Eindruck, dass Beckers Sekretärin vorgewarnt war. Sie reagierte nicht überrascht auf seinen Anruf. Ihr Chef sei auf Geschäftsreise im Ausland und würde hinterher gleich eine Woche Urlaub anschließen. „Nein, seine Handynummer darf ich leider nicht herausgeben“, beschied sie Wagner auf dessen Nachfrage. Der notierte sich in seinem Kalender das Datum der Rückkehr von Becker und beendete das unergiebige Telefonat.
    Seinen Eindruck, dass die Morde mit der Klinik zu tun hatten, hatte Hansen nicht ausräumen können. Ganz im Gegenteil, Wagner war sich nun sicher, auf der richtigen Spur zu sein.

46
H ANNOVER , L ANDESKRIMINALAMT
    Die Luft war abgestanden, die Stimmung gereizt, das Interesse der Polizeibeamten verhalten. Zehn Tage nach dem zweiten Mord, in denen die Beamten bis auf die beiden Osterfeiertage rund um die Uhr gearbeitet und ihre Überstundenkonten über Gebühr strapaziert hatten, war eine gewisse Ernüchterung eingetreten. Die neunte Lagebesprechung der Soko Wächter plätscherte vor sich hin. Kriminalrat Pieper, für Verena nach Stollis Weggang die wichtigste Stütze, hatte sich erkältet und sah entsprechend mitgenommen aus. „Jochen Kraft war es nicht. Wir haben seine Alibis für die Tatzeiten überprüft. In beiden Fällen war es korrekt“, krächzte er. „Ein äußerst unsympathischer Zeitgenosse übrigens!“
    „Mann, ist das ätzend. Alle scheinen ein Alibi zu haben: der Abgeordnete Stutz, Frau Baumgart und jetzt auch noch Kraft“, schimpfte Hetzel. „Ich habe Zweifel, dass die Mordfälle jemals aufgeklärt werden.“
    Der Direktor warf ihm einen strafenden Blick zu, bevor er sich an Verena wandte. „Was ist mit dem familiären Umfeld von Herrn

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