Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
Vom Netzwerk:
geantwortet und ihm meine Hand entzogen. Ich hatte vor Wut gezittert. Am liebsten hätte ich ihm an den Kopf geworfen, dass er als Sforza nichts Besseres war als wir Medici. Nicht er war der Herzog, sondern sein Neffe Gian Galeazzo, den er in Pavia gefangen hielt, um an seiner Stelle zu herrschen. Sein Vater Francesco Sforza, ein berühmter Condottiere, hatte in Mailand die Macht ergriffen, sein Großvater hatte noch Schafe gehütet, als Cosimo de’ Medici schon über ein Handelsimperium herrschte und als Pater patriae Florenz regierte. Ich hatte mich mühsam beherrscht, bis …
    »Wusstet Ihr, Caterina, dass mein Neffe Giovanni hier in Mailand ist?« Ludovico hatte auf den Conte von Pesaro am anderen Ende des Saales gedeutet, der unruhig zu mir herüberblickte. Er war im August vor dem eifersüchtigen Cesare aus Rom geflohen, ich nur wenige Wochen später. Ein gemeinsames Schicksal verband uns. » Er freut sich darauf, Euch wiederzusehen, Caterina«, hatte ich erfahren. »Aber das zärtliche Wiedersehen mit Euch wird nicht lange dauern, denn er wird sofort nach Biancas Hochzeit nach Rom zurückkehren: in Lucrezias Bett. Ich hoffe, dass er es dort dieses Mal etwas länger aushält. Ich wäre Euch also dankbar, wenn Ihr ihn und seine Fähigkeiten in der Kunst der Liebe in den kommenden Nächten nicht übermäßig beanspruchen würdet …«
    Seine anzügliche Bemerkung über meine angebliche Affäre mit dem Conte hatte ich heruntergeschluckt. Giovanni Sforza kehrte – freiwillig oder nicht – nach Rom zurück? Das konnte doch nur bedeuten, dass Rom und Mailand …
    Ich besann mich und erhob mich von meinem Stuhl, als Bianca und Beatrice sich durch die Reihen der Tanzenden drängten und mit einem jungen Mann zu mir herüberkamen. Das erste Zeichen, dass jemand in diesem Saal meine Anwesenheit bemerkt hat, dachte ich. Ob dieser diplomatische Fehltritt Biancas auf dem spiegelglatten Parkett der Politik mit der komplizierten Schrittfolge ihres Onkels Ludovico abgestimmt war, der wie beim Saltarello schon mehrfach die Partner und Seiten gewechselt hatte?
    Der Tag war eine einzige Katastrophe gewesen: für mich, für die Medici und für Florenz. Während der feierlichen Ferntrauung im Dom hatte ich in der letzten Reihe gestanden – welch ein Affront gegen die Republik Florenz! Und während der abendlichen Feier im Castello hatte Ludovico umsichtig verhindert, dass ein Kavalier den Mut fasste, mich zum Tanz aufzufordern. Giovanni Sforzas mitleidiger, fast entschuldigender Blick konnte meine Laune nicht heben, denn der Conte von Pesaro war zu ängstlich, um sich gegen seine Onkel Ludovico und Ascanio aufzulehnen, die mir bei der Pavane auf die Füße traten, um mich zum Stolpern zu bringen.
    »Hoheit!«, murmelte ich artig und neigte den Kopf. Zu einem höfischen Knicks vor Bianca konnte ich mich nicht durchringen.
    »Ich brauche Euch wohl nicht vorzustellen …«, lächelte Bianca wohlwollend und schob den jungen Mann, bei dem sie sich untergehakt hatte, in meine Richtung.
    Im Gegensatz zu ihrem Onkel hatte Bianca Manieren. Und sie kannte die finanzielle Situation Ihres Gemahls Maximilian, der bei Jakob Fugger hoch verschuldet war. War sie deshalb so zuvorkommend zu mir, einer Vertreterin der Banca Medici, der größten Bank Italiens? Hoffte sie auf einen Kredit – vielleicht sogar zur Finanzierung eines Italienfeldzuges ihres Gemahls? Dass die Bank zahlungsunfähig war, schien sie nicht zu wissen …
    Bianca und Beatrice entschwanden mit einem freundlichen Lächeln und schlenderten zu Beatrices Schwester Isabella d’Este, der Gemahlin des Marchese Francesco Gonzaga von Mantua, und ihrem Bruder Alfonso d’Este hinüber, dem Sohn des Herzogs von Ferrara. Sie wollten das mitternächtliche Feuerwerk im Garten des Castello bewundern, dessen erste Raketen Funken sprühend in den Nachthimmel hinaufzischten. Kein Wunder, dass ich Leonardo da Vinci nicht angetroffen hatte. Der Alchemist des Herzogs hatte im Garten des Castello die Inszenierung des Feuerwerks überwacht.
    »Man überlässt uns gnädig unserem Schicksal«, grinste der junge Mann, der sich mehr für mich als für das Feuerwerk zu interessieren schien. »Leider war ich gestern Abend verhindert und konnte dich gleich nach deiner Ankunft nicht begrüßen. Ich muss mich für den furchtbaren Empfang durch Ludovico entschuldigen.«
    Er war zweiundzwanzig, wirkte aber älter. Ich weiß nicht, ob es an seinen unergründlichen Augen in der Farbe der Lagune von Venedig lag

Weitere Kostenlose Bücher