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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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nicht zu Hause gewesen …
    »Wovor sollte er mich warnen?«, fragte ich alarmiert, während wir schwungvoll die Seiten wechselten.
    Guido lächelte für Ludovico und Ascanio, die misstrauisch jeden unserer Schritte verfolgten, als ob er mir ein paar Artigkeiten zuflüsterte und mir den tatkräftigen Beweis für Mitternacht versprach – in seinem Bett. Während wir durch den Saal tanzten, küsste er galant meine Hand, nur um mir dann, in ein verzücktes Lächeln verpackt, gnadenlos die Wahrheit zu sagen:
    »Piero hat vor zwei Tagen ein Bündnis mit König Ferrante von Neapel geschlossen! Du hast mich richtig verstanden, Caterina! Etwas Dümmeres hätte er nicht tun können. Er bringt Mailand gegen sich auf, wenn er die jahrzehntealte Freundschaft der Medici mit den Sforza aufkündigt, nur weil er schlecht geträumt hat – von einer Vorherrschaft von Florenz in Italien. Indem er Neapel unterstützt, macht er sich Frankreich zum Feind. Der Papst wird bei einem Spiel mit diesem Einsatz nicht tatenlos zusehen. Und Maximilian von Habsburg würde bestimmt gern einmal die herrlichen Sommermonate in Italien verbringen …«
    »O Gott! Nicht das auch noch!«, ächzte ich. »Piero zerstört das Gleichgewicht der Mächte in Italien, für das Lorenzo sein Leben lang gearbeitet hat.«
    Und mich schickt er nach Mailand, um die Wogen zu glätten! Das ist eine Sturmfahrt mit unkalkulierbarem Risiko, dachte ich bestürzt. Oder – war das Risiko für Piero doch abschätzbar? Wollte er mich loswerden? Rechnete er damit, dass Ludovico mich gefangen nahm, wenn er von diesem absurden Bündnis zwischen Florenz und Neapel erfuhr? Dass er mich aus Rache vielleicht sogar ermordete? Hatte Ludovico deshalb darauf bestanden, dass ich im Castello übernachtete, wo ich ihm hilflos ausgeliefert war?
    War es das, was Lionetto mir in der Banca Medici erzählen wollte? Aber er konnte unmöglich in Lyon von Pieros Verhandlungen mit König Ferrante von Neapel gehört haben … Was, zum Teufel, hatte Lionetto mir sagen wollen? Die Invasion der Franzosen …
    Nun verstand ich, warum Giovanni Sforza nach Rom zurückkehrte! Ludovico schickte ihn als einen seiner Spielsteine quer über das Spielbrett Italien, auf die Seite der Borgia. Als Spion? Wie ich war er ein wertloser Spielstein, der geopfert werden konnte. Ich schwankte, musste mich am Herzog festhalten. »Bitte, Guido, hilf mir!«, flüsterte ich. »Bring mich hier heraus!«
    Er hielt mich fest, presste mich an sich, während die Tänzer um uns herum ihre Pirouetten drehten. Dann küsste er mich ungestüm, seine Zunge umspielte meine Lippen, glitt in meinen Mund und rang spielerisch mit meiner, die ihm nur wenig Widerstand entgegensetzte. Seine Hand glitt über meine Brüste.
    Ich war völlig überrascht. Fassungslos, weil ihm Ludovico und ungefähr dreihundert Gäste dabei zusahen, wie er mich ungestüm liebkoste. Sprachlos, weil er wirklich gut küsste.
    »Bitte entschuldige, Caterina«, flüsterte er in mein Ohr. »Ich brauchte einen Vorwand, um noch während des Feuerwerks mit dir zu verschwinden. Niemand wird uns vor morgen Früh vermissen.« Er ergriff meine Hand und führte mich sanft, aber unnachgiebig gegen meinen halbherzig inszenierten Widerstand aus dem Saal.
    Ich hatte gerade noch Zeit, der am Portal des Saales wartenden Ginevra eine Anweisung zuzuflüstern und zu hoffen, dass sie die Dringlichkeit verstand und entsprechend handeln würde …
    Die anzüglichen Bemerkungen, die Guido und mir durch das Knattern von Leonardos Feuerwerksraketen hinterherwehten, und Ludovicos ungläubige Blicke ignorierten wir.

    Nicht nur bei mir schien der Herzog von Urbino den Eindruck zu erwecken, er habe es eilig, mit mir in seinem Schlafzimmer in der Rocchetta des Castello Sforzesco zu verschwinden. Einige Diener wichen uns mit einem amüsierten Grinsen aus, als wir im Schein des Feuerwerks eilig den verschneiten Hof überquerten, durch das Portal der Rocchetta huschten, die Treppen hinaufflogen und Guido die Tür seines Schlafzimmers hinter uns zuknallte.
    »Hier bist du sicher«, urteilte er nach einem raschen Blick durch das Schlafzimmer: ganz der siegesverwöhnte Condottiere, dessen Schlachtplan gar nicht scheitern konnte.
    Sicher?, fragte ich mich im Stillen. Vor wem? Einem Mörder? Oder Guido, der ohne jede Verlegenheit und sehr großzügig seine Liebkosungen verteilte?
    »Dreh dich um!«, befahl er mir.
    Ich gehorchte, und er begann, die Schleifen meines Mieders zu lösen. »Was tust du?«,

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