Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
Vom Netzwerk:
und Möchtegern-Philosophen Gian Francesco Pico della Mirandola, verkauft hatte, mied ich ebenso wie das Schloss von Pavia, wo der rechtmäßige Herzog von Mailand, Gian Galeazzo Sforza, von seinem Onkel Ludovico gefangen gehalten wurde. Ich übernachtete mit Ginevra und meiner Eskorte in Dominikanerklöstern, die Fra Girolamo von seinen Wanderjahren durch die Lombardei kannte.
    Am 29. November 1493, einen Tag vor der Trauung Maximilians mit Bianca, traf ich nach einer anstrengenden Reise in Mailand ein. Das Schneegestöber an der Porta Romana war so dicht, dass ich Maximilian beneidete, der in seiner Residenz in Wien geblieben war, um dort am wärmenden Kaminfeuer seine Gemahlin zu erwarten.
    Durchgefroren vom eisigen Wintersturm und völlig durchnässt vom Schnee passierte ich die Porta Romana und ritt mit meinem Gefolge zur Piazza del Duomo. Ich war beeindruckt von der Stadt: Mailand schien ein Goliath zu sein im Vergleich zu dem kleinen David Rom. Mit seinen fast dreihunderttausend Einwohnern war es mehr als drei Mal so groß wie Florenz. Der noch nicht fertig gestellte Dom, ein Stein gewordenes Gloria in excelsis Deo aus Marmorspitzen und Eiszapfen, war die größte Kirche der Welt, größer als Santa Maria del Fiore in Florenz, aber in diesem Winter auch die kälteste: Der Dom war noch nicht vollendet.
    Vorbei an der Corte Ducale, dem alten Herzogspalast, wo die Familie Visconti über Mailand geherrscht hatte, bevor Ludovicos Vater Francesco Sforza die Macht übernahm, ritt ich zur Filiale der Banca Medici.
    Der Filialleiter empfing mich mit einem Becher gewürzten Glühweins und einem fröhlich flackernden Kaminfeuer. Noch wärmer war das Lächeln und die Umarmung meines Cousins Lionetto de’ Rossi, des Filialleiters der Banca Medici in Lyon, der nach Mailand geeilt war, als er von meinem Kommen hörte. Er wollte, musste unbedingt mit mir sprechen: »Es ist dringend, Caterina!« Aber ich winkte todmüde ab: »Morgen!« Ich wollte nach der anstrengenden Reise nur noch in ein Bett fallen, die Decke über den Kopf ziehen und schlafen.
    Doch der Mailänder Filialleiter erklärte mir umständlich, dass ich nicht, wie geplant, im Palazzo der Banca Medici übernachten sollte. Seine Hoheit, Ludovico Sforza, hatte darauf bestanden, dass ich mit meinem Gefolge im Castello Sforzesco nächtigte. Wenn ich gewusst hätte, was Piero hinter meinem Rücken in Florenz trieb, hätte ich Ludovicos Angebot mit einem liebenswürdigen, aber unerbittlichen Lächeln abgelehnt. Ich hätte mich noch am selben Tag durch den Schneesturm nach Florenz zurückgequält und meinen unzurechnungsfähigen Bruder persönlich umgebracht. Aber ich hatte keine Ahnung, und so lief ich in diese Falle …

    Bianca Sforza und Ludovicos Gemahlin Beatrice d’Este hatten Erbarmen mit mir.
    Ludovico, der an der prächtigen Hochzeitstafel seiner Nichte Hof hielt wie Seine Majestät höchstselbst, hatte mich bis auf ein paar bösartige Sticheleien bisher in Ruhe gelassen, im wahrsten Sinn des Wortes allein gelassen. Ich saß einsam und wie verlassen an der festlichen Tafel, ohne einen Herzog, Marchese oder Conte an meiner Seite, mit dem ich mich hätte unterhalten können. Wollte der Regent von Mailand mir die Haltung von Florenz und das Ansehen der Medici in Italien qualvoll anschaulich schildern? Wollte er mir Angst machen? Seine spitze Bemerkung bei unserer Vorstellung am Vorabend ließ darauf schließen:
    »Ich freue mich, Euch kennen zu lernen, Signorina de’ Medici«, hatte Il Moro mir ins Gesicht gelogen, als er meine Hand zum gehauchten Kuss an seine Lippen führte. Er war nicht erfreut gewesen, als sein Bruder, Kardinal Ascanio Sforza, mich ihm vorstellte. »Ich hoffe, Ihr werdet nicht enttäuscht sein vom Tisch der Sforza. Im Bett des Papstes war es sicher viel … amüsanter .«
    Wie ein Blitz hatte es mich durchzuckt. Welch eine Unverschämtheit, mich vor seinem gesamten Hofstaat derart zu beleidigen! Meine Antwort war im Donnergrollen meines Hasses auf Ludovico und im Sturm meiner Gefühle bis zur Unverständlichkeit verweht worden.
    »Aber ich versichere Euch, Ihr werdet Euch in Mailand nicht langweilen! Darf ich Caterina zu Euch sagen?« Sein Paradiesschlangenlächeln war mir auf die Nerven gegangen. Warum hast du die Frucht nicht genommen, die ich dir angeboten habe?, schien er zu sagen. »Immerhin wäret Ihr vor zwei Jahren beinahe eine Sforza geworden … meine Nichte …«, zischelte er.
    »Wie Ihr wünscht, Euer Hoheit«, hatte ich kühl

Weitere Kostenlose Bücher