Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)
das! Guido hatte mir angeboten, mich in der Morgendämmerung ohne Eskorte unauffällig nach Florenz zurückzubringen. Aber selbst wenn wir dort ankamen: Was würde mich im Palazzo Medici erwarten? Wenn Piero mit meiner diplomatischen Mission nach Mailand geplant hatte, mich für immer loszuwerden, dann …
Ich lauschte auf Guidos tiefe Atemzüge. Er schlief, nicht einmal eine Armeslänge entfernt, neben mir im Bett.
Was riskierte er alles, um mir zu helfen! Ich meine: außer seinem Ruf als Liebhaber – für diese Bemerkung hätte ich ihn umbringen können! Er war neben Il Moro der mächtigste Herzog Italiens, sein Volk verehrte ihn – aber durfte er sich wegen mir mit Ludovico anlegen? Wusste er, in welchen Strudel von Intrigen er unvermeidlich gezogen wurde, wenn er mit mir aus Mailand floh?
Ich drehte mich auf die Seite und betrachtete ihn im Schein des verglimmenden Feuers im Kamin. Er schlief fest, sein schönes Gesicht in die Kissen vergraben. Dann zog ich die Decke über uns, schmiegte mich an seinen warmen Körper, schlief endlich ein …
… und träumte von einem schönen Helden mit blitzendem Schwert, der mich aus den Fängen eines verliebten Drachen rettete, als geräuschlos die Tür des Schlafzimmers geöffnet wurde.
Ich erwachte – nicht vom Knarren der Tür, sondern vom eisigen Luftzug, der ins Zimmer wehte – und wollte mich in die Decke wickeln, um mich vor der Kälte zu schützen, aber da war keine. Ich lag nackt neben Guido, dessen Arme mich fest umschlossen hielten. Die Laken lagen zerwühlt am Fußende des Bettes.
Jemand hatte den Raum betreten und verharrte lautlos im tiefen Schatten hinter der Tür. Das Feuer war ausgegangen, es war völlig still im Zimmer, und ich konnte seine Atemzüge hören.
Ich hielt den Atem an und tastete in der Finsternis nach meinem Dolch auf dem Nachttisch neben dem Bett, aber er war wie das Silberglöckchen unerreichbar. Ich konnte mich nicht genug bewegen, um ihn zu ergreifen. Guidos starke Arme hielten mich fest! Das war das Schlimmste: Ich, die sonst so großzügig mit spitzen Worten um sich warf und nicht nur mit scharfkantigen Argumenten zurückschlug, wenn sie angegriffen wurde, konnte mich nicht wehren! Wie erstarrt lag ich neben Guido und lauschte auf das Pochen meines Herzens, auf meinen aufgeregten Atem.
Ein Geräusch. Schritte. Er kam näher. Ein metallisches Zischen, als er den Dolch aus der Scheide zog.
Ich lag still, atmete tief und regelmäßig und tat so, als ob ich schlief. Was sollte ich anderes tun, als meine Panik herunterzuschlucken? Kein Seidenlaken verdeckte eine rasche Handbewegung, um Guido zu wecken, oder einen sanften Tritt mit dem Fuß, um ihn zu alarmieren. Ich hätte keine Zeit, mich zu ihm umzudrehen, um ihn wachzurütteln. Der Assassino wäre schneller.
Guido schlief, die Arme um mich geschlungen. Wovon träumte er?
Schritte, ganz nah! Der Attentäter stand im Schatten des Brokatvorhangs der Bettpfosten und sah in der Finsternis auf uns herab. Er beugte sich über uns, und ich versuchte, in der Dunkelheit sein Gesicht zu erkennen.
Ich drängte die wie heiße Lava aufsteigende Panik zurück. Wer schickte einen Mörder, um mich zu töten? Ludovico … oder Piero?
Wie eine tief Schlafende drängte ich mich gegen Guido und murmelte ein seliges »Ti amo, mio caro!«
Wenn er mich hörte, hatte er sich gut unter Kontrolle. Kein Schnaufen, keine Bewegung. Wenn er wach war: Verstand er, was ich ihm sagen wollte?
Der Assassino beugte sich über das Bett. Er war vorsichtig, weil er es mit zwei Opfern zu tun hatte. Er setzte das Knie auf die Matratze und stützte sich mit der Linken ab, um seinen Dolch über uns zu erheben.
In diesem Augenblick fuhr Guido hoch wie ein gereizter Tiger. Er griff hinter sich, fasste den Griff seines Schwertes …
Die Augen des Attentäters weiteten sich. Ich sah das Funkeln des Erschreckens, dass das Opfer sich wehrte, des Entsetzens über die Unvermeidlichkeit des eigenen Todes.
… dann schwang Guido das Schwert in einer weiten, halbmondförmigen Bewegung über unsere eng verschlungenen Körper hinweg – ein tonloses Zischen, kaum hörbar, ein leises Wehen wie der sanfte Hauch einer Sommerbrise …
Der Attentäter sah die Klinge kommen, die seine Halsschlagader durchschnitt und auch durch den Widerstand der Halswirbel nicht aufgehalten wurde. Seine Gesichtszüge, in der Finsternis nur schemenhaft zu erkennen, gefroren zu einer Maske des Todes.
Stille.
Dann zwei Geräusche. Der Dolch, der
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