Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)
geschickt. Er wusste, dass ich verzweifelt nach dir suchte.«
»Juan?«, fragte ich verblüfft. »Wieso liest Juan die Post des Herzogs von Urbino?«
»Juan ist Bannerträger der Kirche und damit Oberkommandierender der päpstlichen Truppen. Der Brief hätte eine geheime Nachricht an den Herzog sein können. Sie warteten auf Verstärkung der Belagerungstruppen, auf Pferde aus Urbino und Kanonen aus Mantua.«
»Aber … der Brief war an Guido gerichtet.«
»Herzog Guido ist ein Gefangener der Orsini.«
Ich zuckte zusammen, als hätte Cesare mich geschlagen. Er sah mein Erschrecken und fuhr fort: »Er und Juan wurden von den Orsini in der Schlacht vernichtend geschlagen. Juan wurde verwundet, Guido gefangen genommen. Mach dir keine Sorgen um ihn, Caterina: Es geht ihm gut, und außer seinem Stolz als unbesiegbarer Condottiere ist nichts verletzt.«
Ich atmete auf. »Hast du meinen Brief an Gianni weitergeleitet?«, fragte ich, um Cesares forschenden Blicken zu entgehen, was ich für Guido empfand – außer Anteilnahme an seinem Schicksal.
»Ja, Gianni weiß, dass du lebst und dass es dir gut geht.«
»Weiß er auch, dass du in Mailand bist?«, hoffte ich auf eine Nachricht von meinem Bruder.
»Nein, das weiß niemand außer meinem Vater. Offiziell liege ich krank in meinem Bett und bin für niemanden zu sprechen.«
»Nicht einmal für Sancha?«, konnte ich mir nicht verkneifen zu fragen. »Ich habe von deiner Aufsehen erregenden Affäre mit Jofrés Gemahlin gehört. Kardinal Ascanio ließ es sich nicht nehmen, mir von eurer Liaison amoureuse zu erzählen.«
»Du meine Güte, Caterina!«, seufzte er. »Es ist fast vier Jahre her, seit du mich verlassen hast, und ich hatte keine Hoffnung, dich wiederzufinden. Nach Giovanni Picos Brief … Es hat mich tief verletzt, dass er annahm, dich zurückgewinnen zu können. Ich war einsam und unglücklich.«
»Sie ist die Gemahlin deines Bruders«, warf ich ihm vor.
»Na und? Was geschehen ist, ist geschehen. Und es war schön, solange es gedauert hat. Als ich krank wurde, hat sie mich verlassen. Sie zog es vor, fortan in Juans Bett zu schlafen. Du hast keinen Grund, eifersüchtig zu sein.«
»Ich bin nicht eifersüchtig«, wies ich ihn schärfer als beabsichtigt zurecht. Ich versuchte, ihm meine Hand zu entziehen, aber er hielt sie nur umso fester.
»Doch, bist du. Und wie!«, seufzte er erschöpft und irgendwie glücklich. Ein zauberhaftes Lächeln trat auf seine Lippen. »Du liebst mich, obwohl du mich verlassen hast. Nichts hat sich zwischen uns geändert. Und deshalb vertraue ich dir. Hilf mir!«
»Ich weiß nicht, wie …« Ich überlegte: »Ich brauche das Handbuch der Florentiner Apothekerzunft, um ein Mittel gegen das Gift zu finden. Du bist offensichtlich seit Wochen vergiftet worden. Der wichtigste Bestandteil der Cantarella ist Arsen, das der Körper nur sehr langsam ausscheidet. Deshalb reichten wenige Gaben, vielleicht im Wein oder im Mandelkonfekt, damit du immer wieder einen Anfall deiner geheimnisvollen Krankheit hattest. Die Symptome einer chronischen Arsenvergiftung ähneln denen der Syphilis: geistige Verwirrtheit bis zum Delirium, hohes Fieber, grausame Schmerzen, schließlich Herzversagen und Tod.«
»Mein Medicus meinte, ich hätte die Syphilis. Er hat mich mit Arsen behandelt …«
Mitleidig den Kopf schüttelnd stellte ich mir die Torturen vor, die Cesare während dieser äußerst schmerzhaften Behandlung seines Medicus erdulden musste.
»Dann danke Gott, dass du noch lebst, Cesare. Das Arsen hätte dich umbringen können. Und wenn nicht das Gift, dann die Therapie selbst. Der Schock hätte zum Herzversagen führen können.« Ich sah ihn voller Mitgefühl an. »Ich werde versuchen, deinen Körper vom Gift zu reinigen, aber dafür benötige ich das Apothekerhandbuch.«
»Ich werde nach Florenz reiten und das Buch besorgen«, bot Micheletto an. »In vier Tagen kann ich wieder hier sein.«
»Versucht es in drei Tagen zu schaffen«, bat ich ihn, während ich mich erhob. »Der Kardinal ist zwar nicht mehr in Gefahr, die tödliche Dosis zu bekommen, aber seine Organe sind durch die lange Einnahme der Cantarella derart geschädigt und sein Körper ist durch die Behandlung seines Medicus so geschwächt,
dass er nach der anstrengenden Reise von Rom nach Mailand auch ohne eine weitere Vergiftung jederzeit zusammenbrechen kann. Reitet noch heute Nacht! Ich werde Euch einen Brief mitgeben, sodass Ihr das Buch schnell und ohne viele Fragen
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