Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)
wohl geformten Hintern gibst, damit das alles noch heute Nacht passiert.«
»Hat Herzog Ludovico versucht, sich mit Veleno umzubringen?«, fragte Leonardo alarmiert, während er die Feder ins Tintenfass steckte und seine tintenschwarzen Finger mit einem Tuch abwischte.
»Es ist nicht Ludovico. Cesare Borgia liegt halb tot in meinem Bett.«
Leonardo reagierte sofort. Er eilte in sein Schlafzimmer, kramte in einer Truhe und kam mit einem Fläschchen Belladonna zurück, das er für kosmetische und erotische Zwecke benutzte. Ich riss es ihm aus der Hand und stürmte zurück in meine Wohnung.
Cesare wand sich noch immer vor Schmerzen, als ich mich auf das Bett setzte und die Phiole entkorkte. Ich richtete ihn auf, lehnte sein Gesicht gegen meine Schulter und gab ihm ein paar Tropfen der Tinktur auf die Zunge.
Er ließ sich kraftlos zurückfallen. »Was ist das?«, ächzte er.
»Belladonna«, erwiderte ich, während ich die Phiole verschloss.
»Willst du mich umbringen?«, fragte er.
»Dazu hättest du die ganze Flasche austrinken müssen, Cesare. Die Belladonna wird dein Zittern und die Schmerzen erträglich machen. Du wirst müde werden und endlich ruhig schlafen.«
»Ich will nicht schlafen, ich will dich ansehen«, hauchte Cesare und tastete nach meinem Gesicht. »Wie schön du bist! Du hast dich sehr verändert in diesen vier Jahren. Du bist stärker geworden … ernsthafter … intensiver … und schöner als je zuvor.«
»Die Belladonna scheint zu wirken: Du redest Unsinn.«
»Ja, ich bin verrückt, Caterina – nach dir«, hauchte er. »Und ich war wahnsinnig, die Suche nach dir jemals aufgegeben zu haben.«
Wenig später erschien Giacomo mit den ersten beiden Eimern heißen Wassers, die er schwungvoll in die Badewanne kippte, während er Cesare und mir neugierige Blicke zuwarf. Dann machte er Feuer im Kamin und verschwand wieder, um wenig später mit weiteren Eimern Wasser wiederzukommen.
Während ich Cesare entkleidete, brachte Giacomo zwei Kissen und zwei Decken. Nahm Leonardo an, dass ich die Nacht mit Cesare in einem Bett verbringen wollte? Zuerst war ich darüber verärgert, aber dann dachte ich: Er hatte Recht. Wo sollte ich auch sonst schlafen? Ich konnte ihn nicht allein lassen.
Mit Giacomos Hilfe schleppte ich Cesare zur Badewanne vor dem prasselnden Kaminfeuer. Er stöhnte vor Schmerz, als er in das heiße Wasser eintauchte, und wurde fast ohnmächtig. Dann schickte ich Giacomo fort, um den Aquavit zu besorgen, mit dem ich Cesare nach dem Bad abreiben wollte, um die Ausscheidung des Giftes über die Haut anzuregen. Für eine Salzlösung als Brech- und Abführmittel zur Entgiftung der Organe war er viel zu gebrechlich.
Cesare war so geschwächt, dass er in der Wanne nicht sitzen konnte. Er rutschte immer tiefer und drohte zu ertrinken, als ich seine Schultern umfasste und ihn festhielt.
Trotz seiner Schmerzen schien er die Berührung meiner Hände zu genießen, denn er lächelte selig. Die Verkrampfungen in seinen Gliedern hatten sich gelöst, und ich fasste ins Wasser, um seine Beine auszustrecken, damit er sich an der Wand der Wanne abstützen konnte. Er war erregt von der Belladonna, die zusammen mit dem Arsen in seinem Körper für eine eindrucksvolle Erektion sorgte. Lustvoll drängte er sich gegen meine Hand, aber ich zog sie zurück. Das Letzte, was er brauchte, war Aufregung. Und das Letzte, was ich brauchte, war ein mit letzter Kraft um seine Lust und sein Leben ringender Cesare.
Er schlief wie ein Toter. So tief und fest wie vermutlich seit Wochen nicht mehr. Schlaflose Unruhe war eines der ersten Symptome der Arsenvergiftung.
Seltsamerweise hatte ich in dieser Nacht dieselben Symptome: Ich war zutiefst beunruhigt über Cesares Zustand, sowohl vor als auch nach der Belladonna-Dosis, ich war aufgewühlt, erregt und konnte keinen Schlaf finden. Ich saß an seinem Bett und beobachtete ihn: sein schönes Gesicht, das sonst vor Lebenslust glühte und nun so blass und durchscheinend war … seine dunklen Augen, die so verführerisch funkeln und Witz versprühen konnten und nun geschlossen waren … seine sinnlichen Lippen, die so gut küssen konnten und nun wegen der unerträglichen Schmerzen fest zusammengepresst waren. Ich streichelte sanft sein Gesicht.
Was ist aus dir geworden, Cesare?, fragte ich mich. Ein mächtiger Kardinal. So mächtig, dass man dich töten will. So gefährlich, dass man durch langsame Vergiftung erst deinen Stolz brechen und deine Würde vernichten muss,
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