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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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immer noch die verhasste Soutane und sollte in wenigen Wochen nach Neapel reisen, um Federico zu krönen.
    Wenige Tage nach Juans Tod ließ Papst Alexander die Nachforschungen nach dem Mörder seines Sohnes überraschend einstellen. Glaubte auch er, dass Cesare der Mörder war? Ascanio berichtete in einem Schreiben aus Rom, dass Vater und Sohn kein Wort mehr miteinander sprachen.
    Warum leugnete Cesare die Tat nicht? Warum rechtfertigte er sich nicht? Wieso schrieb er mir nicht, um wenigstens mir alles zu erklären? Er hätte mir doch bloß andeuten müssen, dass er diejenigen, die er verdächtigte, ihn zu vergiften, auch für die Mörder seines Bruders hielt: Ich hätte ihm geglaubt. Ich hätte ihm geglaubt, weil ich ihm glauben wollte. Aber kein Wort von ihm, bis er als Kardinallegat zur Krönung nach Neapel abreiste und sein Vater verkündete, der Mörder seines Sohnes könnte nicht gefunden werden. Roma locuta, causa finita – Rom hat gesprochen, die Sache ist erledigt. Mit anderen Worten: Basta!
    Was, zum Teufel, ging in Rom vor?
    Als ich auch aus Neapel keinen Brief von Cesare erhielt, wurde ich jeden Tag ein bisschen wütender. Hatte er am Ende die Bluttat doch geplant? Hatte er, als er todkrank um meine Hilfe bat, mein Vertrauen missbraucht? Hatte er mich getäuscht, als er über die Vorwürfe lachte, er würde seinem Bruder nach dem Leben trachten, weil er den Titel des Herzogs von Gandía erben wollte? Hatte er mich belogen, als er sagte, er wolle die Purpursoutane ablegen? Hatte er mich benutzt?
    Er hatte mir seinen Kardinalsring gegeben. Waren wir … verlobt? »Ich werde dich nach Rom holen«, hatte er beim Abschied gesagt. Wenn er sein Versprechen, mich zu heiraten, ernst gemeint hatte, warum redete er dann nicht mit seinem Vater? Warum verzichtete er nicht auf den Kardinalspurpur? Selbst wenn er mir geschrieben hätte, wenn er es gewagt hätte, sich mir gegenüber zu rechtfertigen: Ich hätte den Brief von einem Herzog Cesare oder einem Kardinal Cesare in meinem Zorn zerfetzt und ungelesen verbrannt!
    Warum deckte der Papst den Sohn, der den Bruder ermordet hatte? Konnte er nicht anders handeln, weil er Cesare brauchte? Konnte er nichts anderes tun als zornig zu schweigen und sich in der Seele verwundet zurückzuziehen, um zu trauern? Nach dem Tod von Pedro Luis und Juan als Herzöge von Gandía ruhten Rodrigos Hoffnungen auf der Gründung einer Dynastie der Borgia in Spanien oder Italien auf Cesare als Ältestem seiner Söhne.
    Als Ascanio wenige Wochen später aus Rom berichtete, dass der Papst plante, Cesare nach dem Verzicht auf den Kardinalspurpur mit Carlotta von Aragón zu verheiraten, der Tochter König Federicos, um ihm damit Ansprüche auf das Königreich Neapel zu verschaffen, tobte ich vor Zorn über Cesare, weil er mich benutzt, für wertlos befunden und weggeworfen hatte. Ich weinte bittere Tränen der Enttäuschung: Ich hatte ihm geglaubt, dass er mich liebte. Wie hatte ich nur einen Augenblick annehmen können, ich bedeutete ihm etwas!
    Als möglicher Thronerbe von Neapel sollte Cesare Bannerträger der Kirche werden. Jofré wollte der Papst nach seiner Scheidung von Sancha als Kardinal das Erzbistum von Valencia geben, und Lucrezia sollte nach ihrer Trennung von Giovanni Sforza mit Sanchas Bruder Alfonso von Aragón, dem Herzog von Bisceglie, verheiratet werden.
    Alles ändert sich, nichts bleibt, wie es war, hatte Herakleitos gesagt. Und doch bleibt es immer dasselbe. Denn wir sind dieselben. Menschen auf der Suche. Wir suchen nach Liebe und Geborgenheit, nach Anerkennung und Selbstbestätigung, und immer wieder nach etwas, das nicht wir selbst sind: Macht über die anderen, damit sie uns nicht wehtun können.

    Girolamo Savonarolas Exkommunikation durch Alexander im Sommer 1497 erschreckte mich zutiefst. Der Papst hatte den Frater, der das demütige Schweigen verlernt hatte, mit dem Bann belegt. Gianni hatte dagegen protestiert – ohne Erfolg. Selbst Piero hatte seine Stimme erhoben: Der Prior sei ein Freund der Familie Medici. Nachdem Piero einige Wochen zuvor erneut versucht hatte, Florenz zurückzugewinnen und mit seinem Heer vor den Stadttoren kläglich gescheitert war, brachen Aufstände gegen Girolamo los, und die Signoria beschuldigte ihn als Sympathisanten der Medici.
    Girolamo geriet in die Schusslinie aller Parteien: derjenigen, die die Rückkehr der Medici herbeisehnten, derjenigen, die die Gottesherrschaft abschaffen wollten, und derjenigen, die wie Niccolò Tag und

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