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Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kardinälin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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vorzubereiten. Die Eskorte, die Giulio angeblich begleitete, seine Diener und Pferdeknechte waren für einige Zeit zur Villa in Poggio a Caiano geschickt worden, um die Täuschung glaubhaft zu machen.
    Von San Marco zum Palazzo Medici war es nicht weit. Als wir den Hof erreichten, verabschiedete ich mich bis zum Mittagessen vom Conte und begab mich zu Lorenzos Sekretär. Filippo saß an seinem Schreibtisch und formulierte einen Brief, als ich sein Arbeitszimmer betrat. Er steckte die Feder ins Tintenfass und erhob sich, als er mich erkannte.
    »Ich muss mit Lorenzo sprechen«, verlangte ich.
    »Es tut mir Leid: Seine Exzellenz ist beschäftigt. Er spricht mit …«
    »Er ist immer beschäftigt«, unterbrach ich ihn ungeduldig und ging an ihm vorbei zur Tür von Lorenzos Audienzraum. Jeder seiner Tage war zum Bersten ausgefüllt mit Regierungsgeschäften, Staatsempfängen, Banketten, Bankgeschäften, philosophischen Diskussionen mit seinen Freunden von der Platonischen Akademie, Disputen mit Künstlern wie Michelangelo und Sandro Botticelli über ihre neuesten Werke, mit Musik und Tanz und Poesie, großen Entscheidungen der Politik und kleinen Entscheidungen über den Wert einer kunstvoll geschnittenen Gemme. Carpe diem – nutze den Tag!
    Lorenzo saß in einem Sessel neben dem flackernden Kaminfeuer, als ich den Raum betrat. Ein Diener hatte trotz der infernalischen Hitze der Flammen eine Decke aus Hermelinpelz über seine Knie gebreitet. Die Wärme linderte Lorenzos Schmerzen ein wenig. Er hatte es abgelehnt, schon zum Frühstück Opium zu nehmen.
    Mitten im Raum stand ein junger Mann mit einigen Pergamentblättern in der Hand und trug Lorenzo ein Gedicht vor. Er hielt mitten in der Verszeile inne, als ich den Raum betrat.
    »Caterina!«, begrüßte mich Lorenzo. »Ich möchte dir Niccolò Machiavelli vorstellen, einen sehr begabten Poeten, den ich fördere. Niccolò, das ist meine Nichte Caterina.«
    Machiavelli hauchte einen Kuss auf meine Hand.
    Er war Anfang zwanzig. Sein schlanker Körper wirkte so zerbrechlich, dass ich vermutete, seine Stärke wäre seine Geisteskraft und seine schärfste Waffe sein Verstand – damit konnte er jeder körperlichen Gewalt trotzen. Seine Augen waren schwarz wie schimmernder Obsidian und seinem forschenden Blick schien nichts zu entgehen: Mimik, Gestik, Haltung, Intention und Willenskraft.
    »Setz dich zu mir, Caterina!«, bat mich Lorenzo und wies auf den Sessel neben sich. »Niccolò hat mir gerade eines seiner Gedichte vorgetragen. Ich habe ihm versprochen, in meiner Druckerei einen Band seiner Werke zu verlegen.«
    »Kann ich dich einen Augenblick allein sprechen, Lorenzo?« Ich warf Machiavelli ein entschuldigendes Lächeln zu.
    Er trat einen Schritt näher und verbeugte sich. »Wenn Ihr erlaubt, Euer Exzellenz, werde ich im Vorzimmer warten.«
    Der Magnifico entließ ihn, und er schloss die Tür hinter sich.
    Lorenzo beugte sich auf seinem Sessel vor, um ein Kissen im Rücken zu verschieben. Dann ließ er sich wieder zurücksinken, als hätte ihn diese kleine Bewegung seine ganze Kraft gekostet. Seit dem Abend, an dem Giulio verschwunden war und er einen furchtbaren Gichtanfall hatte, litt Lorenzo an Körper und Seele. Er quälte sich, machte sich Vorwürfe, zu hart zu Giulio gewesen zu sein, zu ungeduldig, zu gereizt, und gab sich die Schuld an seiner überstürzten Flucht.
    Ich zog mir einen Stuhl heran und nahm neben Lorenzo Platz.
    »Du wirkst verstört«, stellte er fest. »Was ist geschehen? Hat Giovanni Sforza dir einen Heiratsantrag gemacht?« Als ich ihn überrascht ansah, fuhr er nachsichtig lächelnd fort: »Glaubst du, dass ich nicht weiß, was in meinem Haus geschieht? Dass ich die Blicke und Gesten während des Abendessens nicht bemerke, die Spaziergänge im Garten, die stundenlangen Diskussionen in der Bibliothek …«
    »Giovanni Sforza bemüht sich unter Einsatz all seiner geistigen Fähigkeiten und körperlichen Vorzüge, unter ständiger Betonung seiner Herkunft und seines Standes als Conte von Pesaro, mich in sein Bett zu bekommen.«
    Lorenzo verzog sein Gesicht zu einem amüsierten Grinsen. »Mit anderen, undiplomatischeren Worten: Er läuft dir hinterher.«
    »Er lässt mich keine Minute allein«, seufzte ich. »Er hat mich zum Gottesdienst nach San Marco begleitet.«
    »Hast du mit Fra Girolamo gesprochen?«, fragte Lorenzo gespannt. Er hatte mich gebeten, den Prior nach Giulio zu fragen. Lorenzo selbst hatte sich geweigert, mit Savonarola zu

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